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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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niemals Linden Avery sein.
    Vor einem Augenblick oder einer Ewigkeit hatte Covenant gewusst, was er tat. Er hatte sich für dieses Wagnis entschieden. Er kannte sich mit Zäsuren aus. Er hatte Äonen damit zugebracht, den Bogen der Zeit zu verteidigen und ihn nach jeder Verletzung wieder zu heilen. Er hatte gewusst, was ihm bevorstand.
    Natürlich würde er die Orientierung verlieren - das war unvermeidlich. Gegen das Zeiten-Inferno einer Zäsur gab es keine Verteidigung; keine lehrenweisen Urbösen, keine unerschütterlichen Ranyhyn, keinen rechtmäßig getragenen Ehering. Keine durch Erdkraft mächtigen Gefährten. Und sein Verstand war schon von einem Netz aus Rissen durchzogen, eine weglose Wildnis, deren Klüfte und Spalten so unüberwindbar waren wie die Zerspellten Hügel - und so leicht Schwindel auslösen konnten wie die Klippe hoch über dem Meer. Natürlich würde er desorientiert sein.
    Aber so würde er auch Joan finden. Er hatte sie gefunden. Augenblicke oder Äonen zuvor hatte er geglaubt, sie werde sein Pfad sein. Seine Erlösung. Sein Weg ins Leben zurück. Verrückt oder nicht - sie stand im Mittelpunkt des Chaos der Zäsur. Der Wirbel aus Augenblicken umkreiste sie; kreiste um Weißgold und wilde Magie. Sie reichten aus der Vergangenheit des Landes in eine unerträgliche Zukunft, aber nur Joan hätte sie vernichtend einsetzen können. Und sie lebte noch. War noch ein Mensch. Ihr Herz schlug von Augenblick zu Augenblick mühsam weiter. Deshalb war sie zugleich die Gegenwart: ihre eigene, die Covenants und die des Landes. Sie konnte bei ablaufender Flut auf dem felsigen Meeresboden stehen, weil der Tsunami noch nicht gekommen war. Auch die Schlange nicht.
    Covenant hatte sich in die Zäsur gestürzt, weil Joan darin war.
    Sie verkörperte die einzige Straße, auf der er ins Leben zurückkehren konnte - zu Linden und den letzten notwendigen Kämpfen für das Land.
    Er war sich der Gefahren, der akuten Extreme seiner Verwundbarkeit bewusst gewesen. Oh, er hatte sie gut gekannt! Er hatte nie gelernt, wie man sich der Verlockungen von verlorener Zeit, des schwindelerregenden Lockrufs der Tiefe erwehrte. Deshalb hatte darauf vertraut, dass …
    Aber er konnte sich nicht mehr erinnern, wem oder worauf er vertraut hatte. In einer unbarmherzig eisigen Wildnis allein, während Myriaden schmerzender Stiche alle Nerven bloßlegten, war er Joan.
    Irgendwo zwischen den multiplen Dimensionen seines Untergangs hielten seine Menschenhände weiter den Krill umklammert: Hoch-Lord Lorik Übelzwingers gewaltigstes Werk. Aber es war hier vergeudet, weil Covenant selbst hilflos war. Er konnte seinen Verstand nicht aus dem Geflecht von Joans wirren Erinnerungen befreien. Das in dem Dolch steckende Feuer konnte seine Qualen nicht lindern.
    Du hast deine Freiheit gegen das Elend der Liebe eingetauscht, erklärte Turiya Herem ihm lachend. Solange du im Bogen der Zeit warst, konntest du opponieren. Du hast dem Ende der Welt Schranken gesetzt. Jetzt bist du nur noch Futter für mein Vergnügen. Hier gehört dein Leben mir.
    Covenant hörte den Wüterich, aber er achtete nicht auf ihn. Er war jetzt Joan. Brach der Tsunami herein, würde er sie verschlingen - und ihn mit ihr. Nur Turiya würde überleben.
    Falls Lord Foul beschloss, Weißgold besitzen zu wollen, würde sein Diener genau wissen, wo es zu finden war.
    Damit würden alle Geschichten enden, die Covenant jemals geliebt hatte.
    Er fragte sich nicht mehr, weshalb der alte Kerl Linden nicht vor den ihr drohenden Gefahren gewarnt hatte. Der Schöpfer hatte seine Niederlage erkannt. Er hatte die eigene Schöpfung im Stich gelassen.
    Joan beschäftigte sich nicht mit solchen Gedanken, also verzichtete auch Covenant darauf. Sie kannte nur Schmerz und Verrat. Sie empfand nur Zorn, wild und letztlich vergeblich. Sie wollte nur, dass es auß.örte.
    Früher einmal, vor vielen Jahren, hatte sie genau das Gegenteil ersehnt. Damals hatte sie sich mehr als alles andere gewünscht, ihr Leben solle ewig so weitergehen, sonnig und stets zufrieden. Mit Covenant auf der Häven Farm. Mit Roger schwanger. Inmitten ihrer geliebten Pferde, deren Vertrauen sie mit sanften Mitteln gewann und die sie allmählich dazu brachte, das zu wollen, was sie von ihnen erwartete. Glücklich. Passiv.
    Sie hatte sich über Covenants erste Schreibbegeisterung gefreut, ohne sie wirklich zu verstehen. Sie hatte seine Leidenschaft für ihren Körper genossen. Die Wehenschmerzen bedeuteten ihr nichts, weil ihr

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