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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich jetzt von ihm erzähle, habe ich es vor meinen Augen und gedenke in tiefer Wehmut dessen, den es nicht ein einziges Mal im Stich gelassen hat und der mein bester, vielleicht mein einziger Freund gewesen ist, das Wort Freund in seiner wahren, edelsten und höchsten Bedeutung genommen!
    Ich habe dieser Bemerkung hier mitten in meiner Erzählung eine Stelle gegeben, um einen scheinbaren Widerspruch schon jetzt aufzulösen. Meine Leser wissen, daß Winnetou mit der Silberbüchse begraben wurde; jetzt kaufen sie sich Bilder von mir, unter denen es welche mit der Bezeichnung ‚Old Shatterhand mit Winnetous Silberbüchse‘ gibt; oder die wißbegierigen Besucher, welche fast täglich mit oft wunderbarer Harmlosigkeit von ‚Villa Shatterhand‘ und meiner kostbaren Zeit Besitz ergreifen, sehen dieses Gewehr zwischen Sam Hawkens' alter ‚Gun‘ und meinem Bärentöter hängen; da gibt es der brieflichen und mündlichen Fragen kein Ende. Man will nicht warten, bis ich in einem spätem Band erzähle, wie die begrabene Silberbüchse wieder auferstanden ist, und so habe ich denn jetzt den schriftstellerischen Fehler begangen, eine hochgespannte Handlung durch eine nicht hineingehörige Auskunft zu unterbrechen. –
    Also Winnetous Gesicht war nach dem Wasser gerichtet und der Lauf des Gewehres nach dem Gebüsch jenseits desselben. Dort steckte jemand, der die Kugel bekommen sollte. Ich legte mich sofort lang, griff nach meinem Stutzen und hob mein rechtes Knie auch in die Höhe. Sofort mit Hammerdull ein Gespräch anknüpfend und mich stellend, als ob meine Aufmerksamkeit nur auf diesen gerichtet sei, senkte ich die Augenlider halb und richtete den Blick durch die Wimpern hinüber nach dem Gesträuch. Eben als ich dies tat, kam unter einem Alderbusch ein Gewehrlauf zum Vorschein, der auf mich gerichtet war, und ehe ich die kurze Zeit fand, den Stutzen nach diesem Punkt zu richten, krachte der Schuß, in demselben Augenblick aber auch Winnetous Silberbüchse. Drüben erscholl ein Schrei; Winnetou hatte getroffen, und ich bekam einen Schlag, der mir das Bein streckte, auf oder an den Oberschenkel.
    Die ganz ahnungslos gewesenen Kameraden sprangen auf; ich schnellte auch empor und stieß, während sie eine Menge Fragen hervorhasteten, mit den Füßen das brennende Holz auseinander, so daß das Feuer verlöschte. Das tat ich, damit wir für weitere Schüsse keine Ziele böten. Kaum war es dunkel, so sagte der Apache:
    „Meine Brüder mögen ganz ruhig sein und warten!“
    Einen Augenblick später gab es drüben im Gebüsch einen prasselnden Krach, welchem sofort die tiefste Stille folgte. Der Creek war hier an dieser Stelle gewiß zwölf Fuß breit, trotzdem war Winnetou mit einem seiner unvergleichlichen Sätze hinüber- und mitten ins Gesträuch hineingesprungen. Wir lauschten.
    Es verging eine lange, lange Zeit, wohl eine halbe Stunde. Mein Bein schmerzte mich, und als ich nach der betreffenden Stelle griff, fühlte ich, daß sie stark blutete. Ich war verwundet. Da ertönte von drüben herüber Winnetous laute Stimme:
    „Laßt das Feuer wieder brennen!“
    Ich schob die noch glimmenden Reste wieder zusammen, brachte sie durch Anblasen zum Brennen und legte Dürrholz zu. Nun sahen wir ihn drüben am Rand des Wassers stehen. Er hatte das eine Ende seines Lassos in der Hand; das andere war an einem neben ihm liegenden Menschenkörper befestigt. Ohne daß er vorher einen Anlauf nehmen konnte, sprang er, den Lasso festhaltend, wieder zu uns herüber und zog dann den bewegungslosen Körper, der dabei natürlich in das Wasser fiel, nach. Ich half ihm dabei. Während dies geschah, erklärte er uns:
    „Ich sah da drüben ein Gesicht und schoß darauf; es war noch ein zweiter Mann dort, den ich nicht sah; der hat auch geschossen. Ich sprang hinüber, um zu erfahren, ob noch mehr Menschen da seien. Ich hörte einen fliehen und huschte ihm nach. Jenseits der Büsche waren fünf Reiter, aber sieben Pferde; der Fliehende eilte hin zu ihnen und sagte, daß er Old Shatterhand erschossen habe, daß aber sein Gefährte von Winnetou getötet worden sei. Es waren Bleichgesichter, ohne einen roten Mann dabei, denn derjenige, welcher nun auf das eine ledige Pferd stieg, sprach ein reines Englisch. Sie warteten noch eine Zeitlang, und als der nicht kam, den Winnetou erschossen hat, sagte der Entflohene: ‚Er ist tot, sonst würde er kommen oder um Hilfe rufen. Wir müssen fort, denn man wird nach uns suchen; aber mein Wunsch ist erfüllt

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