Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
daß ich mich zwingen ließ, es wieder herzugeben; aber es war damals grad so, als ob alle Teufel gegen mich wären; th'is clear. Ich hätte es zerschlagen und zerbrechen sollen. Ich habe diesen Gedanken auch wirklich gehabt, aber der ‚General‘ wollte nicht. Dieser Schuft hatte die Absicht, das Gewehr für sich zu behalten, und so gab er es nicht zu, daß ich – – –“
    Er hielt mitten im Satz inne; es mochte ihm einfallen, daß es besser sei, von jener für ihn so schlecht abgelaufenen Begebenheit lieber zu schweigen. Darum fragte der Häuptling:
    „Old Wabble spricht von einem ‚General‘. Warum läßt er seine Rede so plötzlich zu Ende gehen?“
    „Weil nichts dabei herauskommt. Es gibt Menschen, deren Namen man am liebsten gar nicht in den Mund nimmt; aber ich hoffe, daß dieser ‚General‘ mir vor meinem Tod noch einmal in die Hände läuft. Dann soll er zehnmal mehr Hiebe bekommen als damals in Helmers Home, wo er die Niederträchtigkeit beging, es zu verraten, daß ich – – – pshaw! Es wurmt mich noch heut so sehr, als ob es erst gestern geschehen wäre; aber was nützt es, so viele Worte darüber zu verlieren; wir haben jetzt anderes und nötigeres zu besprechen! Also der Häuptling der Osagen will jetzt fortreiten, um zwanzig Krieger zu holen? Die genügen nicht, es müssen wenigstens fünfzig sein; th'is clear.“
    Der Häuptling hatte vorhin von bloß zwanzig gesprochen, wohl nur, um nicht den Schein der Furchtsamkeit auf sich zu laden; jetzt stimmte er schnell bei:
    „Old Wabble muß wissen, was er sagt. Wenn er denkt, daß wir fünfzig Krieger haben müssen, so soll er seinen Willen haben. Ich werde fortreiten, um sie zu holen.“
    „Und ich soll hier bleiben, bis du zurückkehrst?“
    „Ja.“
    „Wäre es nicht besser, wenn ich mit dir ritte?“
    „Nein. Du mußt hier bleiben, um deine Leute zu empfangen. Sie kennen die Stelle, an welcher du dich befindest, nicht genau; darum ist es notwendig, daß du ein großes Feuer anzündest, welches weithin leuchtet.“
    „Das darf ich nicht, denn Old Shatterhand und Winnetou würden es sehen, wenn sie kämen. Besser ist es, daß – – –“
    Er konnte nicht weitersprechen, denn er wurde in diesem Augenblick von Winnetou mit beiden Händen am Hals gepackt. Schahko Matto war nämlich aufgestanden und zu seinem Pferd getreten, um es loszubinden; darum war die Zeit zum Handeln für uns gekommen. Während der Apache Old Wabble auf sich nahm, huschte ich hinter dem Häuptling her, richtete mich in seinem Rücken auf, nahm ihn mit der linken Hand beim Genick und versetzte ihm mit der rechten Hand den bekannten Jagdhieb, so daß er zusammenknickte und zu Boden fiel. Ich trug ihn nach der Stelle, wo er gesessen hatte und wo Winnetou eben mit Old Wabble fertiggeworden war. Es dauerte nicht zwei Minuten, so waren sie gefesselt, und Winnetou ließ drei scharfe Pfiffe als das verabredete Zeichen hören. In kurzer Zeit kamen unsere drei Kameraden mit unsern Pferden und Gewehren; die beiden Gefangenen, welche sich noch im Zustand der Betäubung befanden, wurden quer über ihre Tiere gelegt und dort wie Säcke festgebunden. Dann verließen wir das Wäldchen, wo wir wegen der Begleiter Old Wabbles nicht bleiben durften. Wenn diese oder auch nur einer von ihnen sich zum ‚Baum der Lanze‘ fand, ohne daß wir es bemerkten, so konnten oder vielmehr mußten wir in die größte Gefahr geraten. Darum ritten wir zunächst einige Zeit am Bach aufwärts, überschritten ihn dann und hielten grad in die Prärie hinein, bis wir eine kleine, isolierte Buschinsel erreichten, wo wir haltmachten. Der Boden war hier feucht und von den Büffeln ziemlich tief ausgewälzt, so daß wir es wagen konnten, zwischen den Sträuchern auf dem Grund der Vertiefung ein kleines Feuer anzubrennen, dessen Schein nicht hinaus auf die Prärie drang.
    Als wir die beiden Gefangenen von den Pferden gebunden hatten und neben dem Feuer niederlegten, war die Betäubung längst von ihnen gewichen. Sie hatten unterwegs geschwiegen; als sie jetzt unsere Gesichter sahen, sagte zwar der Häuptling auch jetzt kein Wort, aber Old Wabble rief erschrocken aus, indem er, allerdings vergeblich, an seinen Fesseln zerrte:
    „Donnerwetter, das sind die frommen Hirten wieder, die dieses Mal nicht ein, sondern zwei Lämmlein auf die Weide führen! Was fällt euch denn ein, mich wieder festzunehmen! Haben euch die feurigen Kohlen doch gereut, die ihr euch einbildet, mir aufs alte, graue Haupt

Weitere Kostenlose Bücher