09 - Old Surehand III
und nur die drei bekommen, die uns so gleichgültig sind, dir aber die zwei überlassen, an denen uns so viel gelegen ist? Wir kannst du das von mir verlangen!“
„Ich muß es fordern, weil ich gegen Winnetou und Old Shatterhand eine Rache habe, die so grimmig und unerbittlich ist, daß ich, um sie auszuführen, mein Leben geben würde!“
„Wir haben nicht geringeren Zorn gegen sie!“
„Das mag sein; aber ich bin es, der sie in der Falle hat, und so gebührt mir der Vorzug, die zu nehmen, die ich will.“
Der Häuptling dachte eine kleine Weile nach und sagte dann:
„Wo befinden sie sich?“
„Ganz in der Nähe; th'is very clear.“
„Uff, uff! Wer hätte das gedacht? Aber hast du sie schon sicher? Befinden sie sich schon in der Falle, von welcher zu sprichst?“
„Ich brauche nur eine Anzahl deiner Krieger, um sie festzunehmen.“
„Krieger brauchst du von mir? Geht es nicht ohne das?“
„Nein.“
„So hast du sie auch noch nicht fest. Meine Krieger sollen dir zu der Falle behilflich sein, welche du diesen Hunden stellen willst; ohne meine Leute würde dir dieser Fang entgehen. Wie darfst du da eine so hohe Forderung stellen und grad diejenigen für dich verlangen, an denen uns am meisten gelegen ist!“
„Weil ihr gar nichts bekommt, wenn du mir nicht den Willen tust.“
„Uff! Und was bekommst denn du, wenn du keine Krieger der Osagen hast? Nichts, gar nichts! Du verlangst zu viel von mir!“
Sie stritten eine Weile hin und her. Schahko Matto war zu klug, sich übertölpeln zu lassen, und da Old Wabble einsah, daß er auf seine Rache sehr wahrscheinlich ganz verzichten müsse, wenn er nichts von seiner Forderung ablasse, so zog er es vor, in Beziehung auf eine Person zurückzutreten, um der andern desto sicherer zu sein, und erklärte:
„Nun gut! Damit du siehst, daß ich dir entgegenkomme, will ich euch zu den drei Weißen noch Winnetou überlassen; aber Old Shatterhand muß ich haben, unbedingt haben! Er ist es, dessen Rechnung bei mir höher, viel höher angelaufen ist als diejenige des Apachen, und wenn du mir seine Person verweigerst, so lasse ich lieber alle fünf entkommen. Das ist mein letztes Wort. Nun tue, was du nicht lassen kannst!“
Der Osage zeigte keine große Lust, auf diese Forderung einzugehen; er wollte auch mich gern haben, sagte sich schließlich aber doch, daß es besser sei, sich mit dem, was ihm geboten wurde, zu begnügen, als die Gelegenheit, sich an Winnetou rächen zu können, unbenutzt vorübergehen zu lassen, und stimmte also mit den Worten bei:
„Old Wabble soll seinen Willen haben und Old Shatterhand bekommen. Nun will ich aber auch endlich wissen, wo die fünf Männer sich befinden und auf welche Weise wir sie fangen können.“
Der alte Cowboy sagte, daß er uns auf Fenners Farm getroffen hatte, hütete sich aber, von der unrühmlichen Lage zu sprechen, in welche er dabei gekommen war. Als er seine Erzählung beendet hatte, fügte er hinzu:
„Du weißt nun, daß ich nicht zur rechten Zeit hier bei dir eintreffen konnte. Ich mußte alles erfahren, was diese fünf Kerls betrifft, und durfte nichts versäumen, was geschehen mußte, wenn dieser Fang uns gelingen soll. Die Cowboys auf der Farm wußten nicht, wie ich mit Winnetou und Old Shatterhand stehe. Einer von ihnen hatte in dem Gebäude erfahren, weshalb diese beiden an den Republican-River gekommen sind, und es den andern gesagt. Ich habe sie ausgehorcht und mich dann, als es dunkel war, an das Fenster geschlichen. Fenner saß mit ihnen in der Stube. Sie erzählten verschiedene ihrer Erlebnisse. Dazwischen fiel zuweilen eine Bemerkung über die Absichten, die sie jetzt verfolgen. Sie wollen nach Colorado hinauf, wohin ihnen ein anderer Weißer, der stets auch ein unerbittlicher Feind der roten Männer war, vorangeritten ist. Sie werden, ich konnte nicht hören, wo, mit ihm zusammentreffen und dann einen Trupp von Bleichgesichtern überfallen, die – – –“
„Wer ist der Weiße, von dem du sprichst?“ unterbrach ihn der Häuptling der Osagen.
„Er wird gewöhnlich Old Surehand genannt.“
„Old Surehand? Uff! Diesen Hund haben wir einmal drei Tage lang gejagt, ohne ihn erwischen zu können. Er hat uns dabei zwei Krieger und mehrere Pferde erschossen und ist seitdem nicht wieder in unser Gebiet gekommen. Er meidet diese Gegend, weil er Angst vor unserer Rache hat.“
„Da befindest du dich schon wieder im Irrtum. Er war vor einigen Tagen auf Fenners Farm, und weil er von da
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