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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorgenommen, diesen seinen Stolz in Wut zu verwandeln. Nach den Gesetzen der Savanne gehört der Gefangene nebst allem, was er bei sich hat, demjenigen, in dessen Hände er gefallen ist. Wir brauchten gute Pferde. Winnetous und mein Rappen waren vorzüglich. Dick Hammerdulls Stute war zwar grundhäßlich, aber stark und ausdauernd; er wäre auch nicht dazu zu bewegen gewesen, sich von ihr zu trennen. Treskows Pferd war unter denen, die uns zur Verfügung gestanden hatten, das beste gewesen, hatte sich aber schon in der kurzen Zeit bis heut als ungenügend erwiesen. Ganz dasselbe war mit dem Gaul von Pitt Holbers der Fall. Wir hatten das zwar noch nicht zu beklagen gehabt; aber wenn einmal, was kaum zu vermeiden war, der Fall eintreten sollte, daß die Erreichung eines wichtigen Zweckes oder gar unsere Rettung von der Schnelligkeit unserer Pferde abhing, so hatten wir in den beiden genannten Pferden zwei Hemmschuhe, die uns verderblich werden konnten. Schahko Matto sollte seinen Dunkelbraunen nicht wiederbekommen; das war bei mir eine fest beschlossene Sache und zugleich eine Strafe für ihn, die er jedenfalls verdient hatte.
    Winnetou sprang vom Pferd, nickte uns grüßend zu und setzte sich neben mich. Wir wechselten die Blicke und wußten nun ohne Worte, woran wir waren: er hatte seine Warnung glücklich nach Fenners Farm gebracht, und hier bei uns war nichts Erwähnenswertes vorgekommen; dies hatten wir uns durch diesen Wechselblick gesagt, und Worte waren also unnötig. Treskow, Hammerdull und Holbers freilich sahen ihn erwartungsvoll an; sie waren enttäuscht, daß er nichts sagte, wagten aber doch nicht, ihn mit Fragen zu belästigen.
    Wenn er über seinen soeben beendeten Ritt jedes Wort für überflüssig hielt, so kannte ich ihn doch gut genug, um zu wissen, daß in anderer Beziehung sein Schweigen nicht lange dauern würde. Wir mußten wissen, wie es mit den am ‚Regenwasser‘ lagernden Osagen stand, doch lag dieser Ort nicht in der Richtung, welche wir auf dem Weg nach Colorado einzuschlagen hatten. Auch konnten wir, wenn wir die Osagen beschleichen wollten, die beiden Gefangenen nicht mit bis in die Nähe dieser Roten nehmen, wo wir mit der Möglichkeit zu rechnen hatten, daß sie uns wieder abgenommen wurden. Diese Angelegenheit mußte Winnetou ebenso beschäftigen wie mich, und so war ich überzeugt, recht bald darüber eine Äußerung von ihm zu hören. Ich hatte mich da auch nicht geirrt, denn er saß noch keine fünf Minuten neben mir, so fragte er mich:
    „Mein Bruder Scharlih hat gut ausgeruht. Ist er bereit, jetzt gleich nach dem Wara-tu zu reiten?“
    „Ja“, antwortete ich natürlich.
    „Wir nehmen die Gefangenen bis an die Grenze von Colorado mit, müssen aber wissen, wie es hinter uns mit den Kriegern der Osagen steht. Das wird mein Bruder zu erfahren wissen.“
    „Reitet mein Bruder Winnetou mit ihnen von hier aus auf geradem Weg fort?“
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Sobald das hungrige Pferd des Osagen Gras gefressen hat.“
    „Will Winnetou nicht lieber warten bis morgen früh? Er hat die ganze Nacht nicht schlafen können, und wir wissen nicht, ob die nächste Nacht uns Ruhe bringen wird.“
    „Der Häuptling der Apachen ist gewohnt, nur dann zu schlafen, wenn er Zeit hat. Mein Bruder Shatterhand hat auch so einen eisernen Körper; er weiß also, daß ich nicht müde bin.“
    „Gut, wie du willst! Wo treffen wir uns?“
    „Mein Bruder Scharlih kennt das große Loch, welches die Dakota Kih-pe-ta-kih (Alte Frau) nennen?“
    „Ja. Es wird so genannt, weil es die Gestalt eines sitzenden alten Weibes hat. Willst du mich dort erwarten?“
    „Ja. Da du einen Umweg machen mußt und auch Zeit zur Beobachtung der Osagen brauchst, werden wir eher dort ankommen als du und Hammerdull.“
    „Hammerdull? Der soll mit? Ich soll nicht allein reiten?“
    „Nein.“
    „Denkt mein Bruder, daß diese Begleitung für mich nötig ist?“
    „Ja, doch nicht der Zahl der Osagen wegen. Old Shatterhand würde sich nicht vor ihnen fürchten, wenn ihre Zahl zehnmal größer wäre, als sie ist; aber es ist leicht möglich, daß er einen Gehilfen braucht, und wenn es auch nur wäre, um sein Pferd zu bewachen, welches er doch nicht so weit, wie er sich vorwagen muß, mitnehmen kann. Gibt mir mein Bruder Scharlih recht?“
    „Ja, obgleich ich sehr wohl weiß, daß mehr deine Liebe als deine Sorge mir diesen Begleiter an die Seite stellt.“
    Er sah sich durchschaut und nickte lächelnd. Dann wendete er

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