090 - Der Monster-Mann
und spähte durch die Scheiben. Die Betten standen weit zurück, so daß
in der Dunkelheit nicht zu erkennen war, ob überhaupt jemand darin lag.
Eileen Weston
ließ sich von ihrer Furcht leiten.
Sie hatte
einfach Angst davor, in ihr Haus zurückzulaufen und dem unheimlichen Fremden
erneut zu begegnen.
Deshalb
handelte sie ganz mechanisch, griff durch den breiten Spalt zwischen
Fensterflügel und Wand und konnte ohne besondere Schwierigkeiten den Kipphebel
ergreifen und zur Seite schwenken.
Das Fenster
ließ sich auf diese Weise mühelos öffnen.
Lautlos
schwang er zur rechten Seite.
Eileen Weston
kletterte über die niedere Brüstung und befand sich im nächsten Moment im
Schlafzimmer der Hamiltons.
Die Betten -
waren leer!
Eileen Weston
zuckte unwillkürlich zusammen, ihre Angst wuchs.
Die junge
Frau hielt den Atem an und lauschte.
Alles war
still.
Aber gerade
die Stille stachelte ihre Furcht noch mehr an. Sie wurde das Gefühl nicht los,
unablässig beobachtet zu werden, und die seltsamsten Gedanken gingen ihr durch
den Kopf.
Waren auch
die Hamiltons überfallen worden? War der Unheimliche zuvor in diesem Haus
gewesen, ehe er zu ihnen kam?
Die Betten
waren jedenfalls unbenutzt.
»Mister
Hamilton? Missis Hamilton ?« fragte Eileen Weston zögernd in die Dunkelheit, ihren ganzen Mut aufbringend.
Sie erhielt
jedoch keine Antwort.
Unwillkürlich
wanderte ihr Blick über die Wände und zur Tür, die nach innen ins Haus führte.
Unter der Türritze nahm die Frau schwachen Lichtschein wahr.
Er war so
dünn, daß sie im ersten Moment meinte, sich zu täuschen.
Aber dann
blickte sie starr auf die Stelle und registrierte das schwache Licht...
Es war also
doch jemand im Haus!
Es war
Samstagnacht. Vielleicht saßen die Hamiltons noch im Living- room .
Zwar war das normale Fernsehprogramm schon zu Ende, aber sie konnten sich
schließlich noch einen Videofilm ansehen. Daß die Betten benutzt waren, konnte
damit zusammenhängen, daß das Paar einen Mittagsschlaf gehalten hatte, und Mrs. Hamilton danach die Betten nicht mehr machte.
Hoffnung
erfüllte Eileen Weston wieder.
Vielleicht
war das Gerät so laut eingestellt, daß sie Klopfen, Klingeln und Rufen nicht
hörten.
Eileen Weston
öffnete die Schlafzimmertür und mußte ihre Überlegungen sofort wieder ändern.
Wenn der
Fernsehapparat laut eingeschaltet war, hätte sie spätestens jetzt etwas hören
müssen.
Aber kein
Geräusch war zu vernehmen.
Nun sah
Eileen Weston auch, daß in den Räumen hier kein Licht brannte. Der Schein kam
von unten. Die Tür zu den Kellerräumen stand spaltbreit offen, und schwacher
Lichtschein sickerte in den schmalen Korridor.
Was machten
die Hamiltons nach Mitternacht noch im Keller ihres Hauses?
Eileen Weston
wußte überhaupt nicht mehr, was sie denken sollte.
Auf
Zehenspitzen näherte sie sich der Tür und lauschte.
Alles war still.
Die junge
Frau wollte schon umkehren. Angst und Neugier erfüllten sie gleichermaßen und
hielten sich zuerst noch die Waage. Dann siegte die Neugier.
Die von
Zweifeln und Ratlosigkeit erfüllte Frau verbreiterte den Spalt und ging über
die schmalen Steinstufen nach unten. Sie bemühte sich, dabei kein Geräusch zu
verursachen.
Während sie
abwärts schritt, warf sie gleichzeitig einen schnellen Blick zurück.
Absichtlich hatte sie die Tür oben weit offen stehen lassen, daß sie sofort
fliehen konnte, wenn die Situation es erforderte.
Eileen war
überrascht über ihre Einstellung und Denkweise. Ob es vielleicht der Alkohol
war, der sie Dinge sehen und hören ließ, die überhaupt nicht sein konnten?
Vielleicht bildete sie sich das alles nur ein . . .
Die ganze
Situation war so verworren, daß sie immer mehr zu der Einsicht kam, dies alles
nicht zu erleben.
An der
Kellerdecke hing eine nackte Birne.
Die Wände
waren frisch verputzt, aber noch nicht gestrichen. In einer Nische stand eine
verschmutzte Speiswanne, an deren Rand eine Maurerkelle hing.
In der Wanne
stand handbreit eine graue Brühe. Der Boden war mit Kalkspritzern übersät.
Der Keller
bestand aus mehreren Räumen. Überall lagerten Baumaterialien, alte Möbel,
Kisten und Kästen, die beim Umzug vorerst hierher geschafft und noch nicht
geöffnet worden waren.
Eileen kannte
das. Auch bei ihnen hatte es so ausgesehen, und der Keller war auch heute noch
nicht so, wie sie ihn gern hätte.
Die Frau sah
sich um. Im Dunkeln ganz hinten stand eine alte, wurmstichige Truhe, wie sie
früher zum Aufbewahren der Wäsche
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