091- Das Schloß der teuflischen Deborah
Hexenwerk sein!
Hier wirkten
nicht mehr irdische Mächte, hier hatte der Teufel seine Hand im Spiel.
Die Schwedin
stand völlig im Bann des Geschehens, während sie verzweifelt darüber
nachdachte, wie sie dieses unheimliche, zum Leben erwachte Bild unter Kontrolle
bringen konnte.
Sie machte
sich Vorwürfe. Man hätte Wimburns Widerstand unter allen Umständen brechen und
Deborahs Bild verbrennen müssen. Nun hatte Wimburn seinen Beweis, den er
gesucht – an den er aber nicht geglaubt hatte.
Das Bild
hatte gemordet, der Geist war wieder auf Manor-Castle eingekehrt.
Deborahs
Gesicht war eine einzige, abstoßende und bösartige Fratze. Sie hatte ihre Seele
der Hexerei und dem Satan verschrieben, und ihr Fluch ließ ihren Geist nicht
zur Ruhe kommen.
Sie mußte
morden, immer und immer wieder.
Mit der Waffe
in der Hand stand Morna sekundenlang auf dem mittleren Treppenabschnitt und
konnte im ersten Augenblick nicht zu Wimburn, der vor der untersten Stufe lag
und um dessen Körper sich eine große Blutlache bildete.
An Deborahs
ausgestrecktem Arm kam sie nicht vorbei.
Kurzentschlossen
übersprang Morna das Geländer und landete federnd auf dem harten, steinernen
Boden. Zunächst mußte sie sich um Wimburn kümmern und die heftig blutende Wunde
stillen, ehe er verblutete. Vorsichtig drehte Morna ihn zur Seite. Der
Milliardär war schwerer verletzt, als sie gehofft hatte.
Die Mordwaffe
war tief in den Körper gedrungen.
Morna rief
laut nach Hilfe.
Sie brauchte
Unterstützung. Larry mußte so schnell wie möglich kommen.
In der Ferne
des Schlosses hörte sie eine Tür klappen.
Aus den
Augenwinkeln beobachtete die PSA-Agentin gleichzeitig die Treppe, auf der
Wimburn niedergestochen worden war. Die Schwedin fühlte sich in diesem Moment
nicht gefährdet, sie befand sich außer Reichweite der messerbewaffneten
Deborah.
Während sie
noch auf das lauschte, was der Sterbende ihr zuzuflüstern versuchte, hörte sie
eilige Schritte näherkommen.
Es waren
mindestens zwei Personen, die sich dem Ort des grausamen Vorfalls näherten.
Eine tauchte
aus dem Dunkel der Gewölbe auf, die andere kam von oben.
Aber beide
bekam Morna Ulbrandson nicht mehr zu sehen.
Ein Schatten
neben ihr wurde größer – lautlos und geisterhaft!
Deborah!
Die Schwedin
warf den Kopf herum.
Dann ging
alles blitzschnell.
Deborahs
böser Geist war aus dem beseelten Bild gestiegen. Morna taumelte gegen die
rauhe Mauer und war unfähig, den Arm mit der Waffe zu heben, sie versuchte es
verzweifelt.
Eine rätselhafte
Lähmung überfiel sie, und vor ihren Augen verschwamm alles.
Sie
registrierte noch, daß sie gegen das große Gruppenbild stolperte, das ganz
unten die Galerie einleitete. Es war ein altes Gemälde, das vor rund
zweihundert Jahren entstanden war.
Die Menschen
darauf unterhielten sich, tanzten, waren ausgelassen und voller Freude. Viele
labten sich an einer festlich gedeckten Tafel mit Fleisch und Obst.
Weinkrüge
wurden gereicht.
Ein Wirbel
von Farben und Geräuschen hüllte sie ein.
Noch einmal
nahm sie ihre ganze Willenskraft zusammen, dem offenbar hypnotischen Zwang, der
auf sie ausgeübt wurde, zu entgehen.
Aber der
teuflische Wille und die ungeheure Kraft der grüngekleideten Frau, die in
ganzer Körpergröße vor ihr stand, mit einem bösen Grinsen im Gesicht, war
stärker als die Kraft, die Morna Ulbrandson entgegenzusetzen vermochte.
Innerhalb von
Sekunden war ihr Schicksal besiegelt.
Deborah
setzte nicht den Dolch ein, Deborah tötete nicht.
Die
unheimliche Hexe aus dem 12. Jahrhundert verwandelte sie.
Morna Ulbrandson
war ein Schicksal bestimmt, wie es keinem Menschen vor ihr zuteil geworden war.
Die Leinwand, gegen die sie fiel, schien nachzugeben und sie wie ein Schwamm
aufzusaugen. Die Schwedin verlor das Bewußtsein, war körper- und gefühllos und
schwebte im Nichts.
Das mannshohe
Gemälde der heiteren Gesellschaft, in dem die Gestalten von dem Künstler in
Lebensgröße gemalt worden waren, bekam mit einem Male eine neue, bisher nicht
vorhandene Figur.
Morna
Ulbrandsons Körper verschmolz mit dem Geschehen auf der Leinwand.
Magische
Kräfte ließen sie erstarren, raubten ihrem Leib das dreidimensionale
Erscheinungsbild und machten sie zu einer auf Leinwand gemalten Resonanz.
X-GIRL-C
wurde zu einem Teil des riesigen Bildes.
●
Es war alles
so schnell gegangen, daß die beiden auf der Bildfläche erscheinenden Personen
nicht wußten, was eigentlich passiert war.
Auf der
Galerie tauchte
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