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0931 - Shinigami

0931 - Shinigami

Titel: 0931 - Shinigami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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man dem, was man ihm aufgetragen hatte, jagte sie ebenfalls nach diesem Dämon. Ob sie den Ruf ausgesandt hatte? Was, wenn es wieder ein anderer Ort war, an dem man ihn brauchte? Für einen Moment wünschte er sich, sein Auftraggeber hätte ihn mit einem genaueren Gespür für den Dämon ausgestattet, den er zu suchen hatte. Was er empfand, war zu ungenau. Vielleicht kam er wieder nur Uriel ins Gehege und störte den Todesengel bei der Ausführung seiner Aufgaben. Der Erzengel schien eine ungeheure Macht zu besitzen, das spürte der Shinigami genau. Sein Respekt vor diesem seltsamen Wesen war enorm, er hätte es nur ungern verärgert und wollte jede mögliche Begegnung daher gern vermeiden.
    Doch dann wurde der Ruf stärker.
    Nun, ein Versuch konnte nicht schaden. Er konnte ja wieder verschwinden, wenn es nicht diese Weißmagierin oder dieser Dämon war. Bisher hatte ja auch Uriel nichts gegen die Anwesenheit des Shinigami gehabt. Das Risiko musste er nun eingehen, sein Auftrag war wichtiger als diese Bedenken.
    Der Shinigami schloss die Augen in seinem maskenhaften Gesicht und ging zu dem Ort, an den man ihn gerufen hatte.
    Ein dunkler Ort. Nur erhellt von wenigen Kerzen und beinahe ohne Tageslicht. Es schien, als habe man das ohnehin trübe Licht des winterlichen Tages absichtlich ausgesperrt. Dennoch waren in dem Raum drei Menschen. Einen kannte er. Es war wirklich die Weißmagierin, von der der Engel Uriel gesagt hatte, sie habe etwas mit CHAVACH zu tun. Dann lag eine weitere Person, eine junge Frau, auf einem Sessel. Eine Konstellation ähnlich dem letzten Mal, als er einen Ort besucht hatte, an den man ihn gerufen und Uriel getroffen hatte. Er sah genauer hin. Er kannte auch die junge Person in dem Sessel. Es war die junge Frau, die vor einigen Wochen bewusstlos auf dem Pflaster der Rue Armand Moisant gesehen hatte. Der Shinigami stutzte. Dann war er hier doch richtig? Hatte die Weißmagierin ihn mit ihrer Hilfe gerufen? Oder war das eine Falle?
    Er konzentrierte sich auf die dritte Person. Doch etwas irritierte ihn an dieser Gestalt. Sie war da, aber er konnte sie nicht direkt sehen oder direkt ausmachen! Sie schien sich magisch abzuschirmen. Wie konnte das sein? Wo war sie? Nur seine inneren Sinne sorgten dafür, dass er wenigstens ungefähr erahnen konnte, wo sich diese Person befand. War das der Schatten? Versuchte er, sich gegen ihn und die Weißmagierin zu schützen? Der Shinigami versuchte, im Halbdunkel etwas Genaueres zu sehen, doch es wollte ihm nicht gelingen.
    Irritiert wandte er sich ab und sorgte mit einer Geste dafür, dass er von menschlichen Wesen nicht gesehen werden konnte - nur die Weißmagierin würde ihn sehen können. Natürlich, immerhin war sie diejenige, die ihn beschworen hatte. Doch noch während er versuchte, die Szenerie zu erkennen, spürte er enttäuscht, dass der Dämon, der Schatten, den er eigentlich fangen sollte, nicht anwesend war.
    Oder doch? Was war mit der halb unsichtbaren Gestalt, die er kaum erkennen konnte? Wieder versuchte er, genauer hinzusehen. Vergeblich. Was war das nur für ein Schutzschild, den diese Person - oder Dämon? Oder was auch immer es sein mochte - um sich aufgebaut hatte? Nun, das spielte keine Rolle. Er war hier, um den Schatten zu finden und zu stellen. Er wandte sich wieder seinem inneren Auge zu, um seine Beute aufzuspüren.
    Doch er fand ihn nicht! Dafür spürte er eine andere Art von Magie, die mit einem Mal mit aller Macht auf ihn einwirkte. Der Raum schien plötzlich von Nebelschwaden durchzogen, die Energie in sich trugen und die sich auf ihn zubewegten. Er verlieh seiner Substanz noch etwas Transparenz und zog sich enger in die Nische zurück, in der er materialisiert war. Wenn der Dämon nicht hier und die Weißmagierin nicht allein war, war es sicher keine gute Idee, sichtbar zu werden.
    Doch zu seinem Schrecken ließen die energetischen Schwaden das nicht zu. Sie umstrichen ihn und zwangen immer mehr seiner Gestalt, Substanz anzunehmen. Er spürte Furcht in sich aufsteigen. Es konnte nicht gut sein, sichtbar zu werden, auch nicht für dieses Mädchen hier, das vom Schatten vor einigen Wochen so vereinnahmt worden war. Wieder versuchte er, sich so gut wie möglich zu konzentrieren.
    Wenn der Schatten hier irgendwo im Raum war, dann würden seine Formeln ihn wohl hervorlocken. Der Shinigami begann, seine japanischen Zauberformeln herzusagen. Wieder klang das harte, abgehackte Japanisch, das aus den Tiefen seiner Brust kam und magisch

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