0939 - Das Rätsel von Lakikrath
Handrücken blickte, sah sie dort eine große, ätzende Wunde.
Sie verstand nicht, wieso das so harmlos wirkende Tier sie angefallen hatte. Bis vor kurzem hatte es so ausgesehen, als würde der Dschungel, der in der geheimnisvollen Tempelstadt Lakikrath wucherte, sie sogar beschützen. Die Tiere gingen ihnen aus dem Weg, die Pflanzen schienen vor ihnen zurückzuweichen, um ihnen den Weg freizugeben. Sie streckten ihnen ihre genießbaren Früchte entgegen, damit sie sich von ihnen ernähren konnten. Und nun diese unerwartete Attacke ...
„Was machst du für ein Geschrei!" herrschte Ronald Tekener sie mit gedämpfter Stimme an. „Das war früher oder später zu erwarten."
„Was?" Jennifer begriff nicht sofort. Aber dann hörte sie das Brummen in der Luft, das nur von einer sich nähernden Gleiterstaffel herrühren konnte. „Margors Paratender kommen zurück", erklärte Tekener und sprang in das Gewölbe hinunter, in dem ihr Gleiter stand. „Es wundert mich, daß sie uns eine so lange Verschnaufpause gönnten und die abgebrochene Suche nicht schon längst wieder aufgenommen haben."
„Aber ich dachte, Margor hält uns für tot." Jennifer war immer noch verwirrt. Das Säureattentat der unscheinbaren Echse ging ihr nicht aus dem Sinn. „Wir haben doch gesehen, wie sie unsere Leichen abtransportierten." Sie wollte sagen: „Die Leichen, die von der unbekannten Macht der Tempelstadt als Köder für Margors Paratender ausgelegt worden waren." Aber sie verkniff es sich, denn was sich ursprünglich als Ablenkungsmanöver dargestellt hatte, erschien ihr nun auf einmal in ganz anderem Licht. Sie war nicht mehr sicher, ob ihnen die fremde Macht mit der Beistellung ihrer toten Doppelgänger tatsächlich einen Dienst erweisen wollte.
Tek war im Lauf der vergangenen zwei Wochen dreimal in der Hauptstadt dieses Planeten gewesen, um die Lage zu erkunden und nach einer Möglichkeit zu suchen, der LFT eine Nachricht zukommen zu lassen. Aber Margors Paratender hatten Tekheron bereits fest in der Hand, widerspenstige Tekheter wurden mit Munarquon gefügig gemacht. Es schien keine Möglichkeit zu geben, auch nur eine kurze Nachricht durch Boyt Margors dichtes Paratender-Netz zu schleusen. Der Planet Tekheter und die gesamte Provcon-Faust waren fest in seiner Hand. „Hast du dich bei einem deiner Besuche in der Hauptstadt verraten, Tek?" fragte Jennifer besorgt. „Du verheimlichst mir doch etwas!"
Tekener beugte sich in die Gleiterkabine und kramte einige Ausrüstungsgegenstände zusammen, die er in einem Plastikschlauch verstaute. Darunter befanden sich ein Sprechfunkgerät, einige Päckchen mit Konzentratnahrung und ein Ein-Kilo-Beutel Munarquon. Jennifer sah nicht, was ihr Mann sonst noch zusammenraffte. „Ich wollte dich nicht damit belasten", sagte Tekener, der nun wieder aus dem Gleiter auftauchte und sich den länglichen Plastikbeutel wie einen Gürtel um die Körpermitte legte. Er blickte nur kurz zu Jennifer hoch. „Immerhin warst du psychisch ziemlich angegriffen und littst unter den Nachwirkungen von Margors Psychod.
Tekener überprüfte seinen Handstrahler und warf Jennifer die zweite Waffe zu. „Jetzt leide ich nicht mehr darunter", sagte sie fest. „Was ist es, das du mir verschwiegen hast?"
Tekener feixte. „Wenn du wirklich völlig wiederhergestellt wärst, würdest du von selbst darauf kommen." Er deutete in den Himmel, wo die Gleiterstaffel über sie hinwegschoß. Als die Fluggeräusche wieder leiser wurden, fuhr er fort: „Die sind nicht hinter uns, sondern hinter unseren Zellaktivatoren her. An der Identität der Leichen zweifelt Margor nicht. Aber er wundert sich verständlicherweise darüber, daß sie keine Zellaktivatoren bei sich hatten."
„Darauf hätte ich wirklich von selbst kommen können", meinte Jennifer. Daran, daß sie sich über diesen Aspekt keinerlei Gedanken gemacht hatte, erkannte sie, wie schlecht es um ihren Geisteszustand gestanden haben mußte. „Mach nicht so ein Gesicht", sagte Tekener von unten herauf. „Was soll uns schon passieren, wo wir die geheimnisvolle Macht dieser Tempelstadt auf unserer Seite haben ..."
Tekener hatte kaum ausgesprochen, als die Steinplatte, die früher das Gewölbe abgedeckt und so den Gleiter vor den Blicken von Margors Paratendern geschützt hatte, in Bewegung geriet.
Sie rutschte über den Rand der Öffnung, bekam das Übergewicht und stürzte in die Tiefe. Es ging so schnell, daß Jennifer ihrem Mann nicht einmal mehr eine Warnung zurufen
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