Über dieses Buch:
Auf den ersten Blick haben sie nichts miteinander gemein – doch die Männer sind beide nicht bereit, sich ihrem Schicksal zu ergeben: Nairod, der junge Magier, akzeptiert nicht, dass keine mächtigen Zauberkräfte in ihm schlummern, und macht sich auf die gefahrvolle Suche nach dem Geheimnis der Unsterblichkeit. Raigar, ein alter Söldner, hat sein Leben lang in der Armee des Kaisers gedient – und wird von diesem nun, da Frieden herrscht, für vogelfrei erklärt. Seine Flucht führt ihn und eine wilde Horde anderer Verfolgter in das Land der sterbenden Wolken. Doch dort sind die Schrecken ohne Namen und ohne Zahl …
»Thomas Lisowsky hat eine starke Stimme, die schon bald nicht mehr aus der Phantastik wegzudenken sein wird.« Christoph Hardebusch
Über den Autor:
Thomas Lisowsky, geboren 1987 in Berlin, ist »Junggeselle der Künste«, wenn man seinen akademischen Grad korrekt übersetzt. Eigentlich aber ist er leidenschaftlicher Jogger und arbeitet für eine Fantasy-Computerspiel-Entwicklungsfirma. Seine schriftstellerische Karriere begann, als er mit acht Jahren die letzten fünfzig Seiten aus Michael Crichtons Jurassic Park riss und ein eigenes Ende schrieb, in dem sich Dinosaurier und Menschen bei Pommes frites und Softeis versöhnten. 2009 gewann er – inzwischen den Dinos entwachsen – den ZEIT-Campus-Literaturpreis.
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Neuausgabe Oktober 2013
Dieses eBook erschien bereits 2012 unter dem Titel Das Land der sterbenden Wolken bei dotbooks.
Copyright © 2012 dotbooks GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Ralf Reiter
Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Motivs von shutterstock/Dimitrijs Bindemanis
ISBN 978-3-943835-77-9
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Thomas Lisowsky
Magie der Schatten
Roman
dotbooks.
Kapitel 1:
FEUER, BLITZ UND DUNKELHEIT
Feuer erhellte den Nachthimmel.
Hunderte Menschen umstanden den weiten Veranstaltungsplatz, der von Laternen in allen Farben eingefasst wurde. Von Meerblau und Seidensilber über Smaragdgrün und Sonnengelb bis hin zu Glutrot und schwerem Gold. Es war, als habe jemand das sonst so trübe, schmutzige Licht auf den Straßen ausgetauscht gegen Stücke des Regenbogens.
Kinder saßen auf Schultern von Erwachsenen, rissen die Hände in die Höhe und begleiteten jeden Teil der Darbietungen mit Freudenschreien. Die hinteren Reihen drängten nach, während die vorderen einen respektvollen Abstand zur Darbietung hielten.
Auf der hölzernen Bühne tanzten junge Männer und Frauen zu einer unhörbaren Melodie. Sie warfen die Arme herum, öffneten die Hände, und aus ihren Handflächen traten Flammen. Wie Schlangen wanden sich die Feuer um ihre Körper und fegten in wilden und immer weiteren Kreisen um die Tänzer und die Bühne herum. Aus ihren Bewegungen knüpften sie ein glühendes Netz, das bis dicht ans Publikum heranreichte. Die Menschen jubelten, und in der ersten Reihe bedeckten einige zum Schutz vor der Hitze die Augen.
Nairod saß auf der Treppe eines Hauseingangs und beobachtete das Spektakel aus der Ferne. Neben ihm saßen und standen Kinder, die keinen Platz mehr im Publikum gefunden hatten. Ihre Münder öffneten sich jedes Mal weit, wenn die Magier ihre Feuer herumsausen ließen.
Ein Mädchen mit braunen Locken, das an einem Bonbon lutschte, zog Nairod am Ärmel. »Duuu?«
»Ich will die Zauberer sehen«, sagte er und entzog ihr seinen Ärmel.
Neuerlicher Beifall hallte durch die Nacht. Die Flammenzauberer hielten inne und legten die Hände zusammen. Das Feuer aus ihren Fingern vereinigte sich jetzt zu einer einzigen Form. Ein glühender, pulsierender Ball entstand. Die Zauberer rissen gleichzeitig die Hände hoch, und der Feuerball raste fauchend in die Luft. Alle Blicke folgten ihm. Weit über der Stadt explodierte die Kugel mit einem Donnern, feurige Strahlen schossen in alle Richtungen davon und