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0959 - Asmodis’ Hölle

0959 - Asmodis’ Hölle

Titel: 0959 - Asmodis’ Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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nicht mehr gab, dass sie zusammen mit LUZIFER, der nach vielen Millionen Jahren einem uralten Fluch zum Opfer gefallen war, untergegangen waren. Den Untergang der Hölle zumindest hatte die Herrin vom See , die unumschränkte Herrscherin Avalons, ihr bestätigt.
    »Mendax«, sagte Asmodis unvermittelt.
    »Was meinst du?«
    Der Erzdämon schaute, wieder mit hängendem Kopf, einen Moment sinnend vor sich hin. Dann nahm er einen handtellergroßen, flachen Kiesel auf und schleuderte ihn über den See. In irrsinniger Geschwindigkeit hüpfte der Stein über die leicht gekräuselte Wasseroberfläche und krachte am weit entfernten gegenüberliegenden Ufer wie eine Kanonenkugel donnernd in die Felswand. Vögel flogen protestierend auf. Eine Steinlawine löste sich und stürzte mit lautem Getöse ins Wasser. Zwei nackte Naturgeister, die sich anscheinend dort befunden hatten und mit der Steinlawine abgegangen waren, tauchten laut schimpfend und zeternd aus den mächtigen Wellen und drohten mit ihren Fäusten herüber.
    »Verzeihung«, murmelte Asmodis. »Manchmal weiß ich selber nicht, wie stark ich bin.«
    »Schon gut. Wir setzen die Beseitigung der Schäden mit auf die Abschlussrechnung.« Onda lächelte. »Du sagtest gerade eben Mendax.«
    »Wie? Ach so, ja.« Asmodis schluckte schwer und schaute den Naturgeistern zu, die gleich neben dem Wasserfall geschickt an der Felswand hoch kletterten und dabei ihr jäh unterbrochenes Liebesspiel fortsetzten. »Ein Wort aus einer menschlichen Sprache. Es bedeutet Lügner.« Er schien dieses Mal gar nicht zu merken, dass er sich schon wieder in menschlichen Gefilden umtat. Onda hörte nur zu, fragte nicht weiter nach. Sie wusste, dass das nicht nötig war.
    »Ja, Lügner. Darüber denke ich Stunde um Stunde nach. Tag um Tag. Woche um Woche. Vielleicht auch Jahr um Jahr? Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin, aber es quält mich so stark wie am Anfang. Tausend Höllenhunde sitzen in mir und reißen mir jeden Buchstaben einzeln aus den Eingeweiden und aus der Seele. L-Ü-G-N-E-R! Immer und immer wieder. L-Ü-G-N-E-R. Ich selbst habe nicht oft gelogen, nur dann, wenn es absolut unumgänglich war. Die Lüge liegt mir nicht im Blut, auch wenn sie mir nicht völlig fernliegt. Dabei ist… war LUZIFER, den ich so schrecklich enttäuscht habe und als dessen Sohn ich mich sehe, auch der Herr der Lügen. Ist es nicht seltsam?«
    »Was ist seltsam?« Onda lauschte gespannt. Heute bekam sie anscheinend einen Aspekt der Geschichte zu hören, den sie noch nicht kannte.
    »Es ist… es ist… hm, weißt du, ich habe LUZIFER in allem vertraut, was er mir erzählt hat. Und das Meiste davon ist ja auch eingetreten. Der KAISER ist nicht mehr, weil ich unwürdig bin und furchtbar versagt habe. Auch die Schwefelklüfte sind mit ihm untergegangen. Aber er hat auch prophezeit, dass er jedes einzelne seiner dämonischen Kinder mit in den Untergang reißen würde. Wäre dem allerdings so, dürfte ich gar nicht mehr hier sitzen. Auch ich müsste längst tot sein. Und bei LUZIFERS Herrlichkeit, es wäre sicher auch besser so.«
    »Komm, Teufel, lass uns ein wenig spazieren gehen. Das wird dir sicher gut tun. Immer nur sitzen und grübeln ist selbst für einen Schwarzblütigen auf Dauer schädlich.«
    Asmodis lachte kurz und abgehackt, fast ein wenig zornig, dass sie auf diese Weise seinen Gedankenfluss unterbrach. »Du hast seltsame Ideen, Onda. Aber gut, lass uns ein wenig gehen.«
    Das seltsame Paar ging nebeneinander am Seeufer entlang hinaus in die fruchtbare Ebene, über der in der Ferne bereits die Nebel von Avalon wallten. Die nackte Teufelsgestalt überragte Onda um das Dreifache und ließ sie wie ein zierliches, zerbrechliches Püppchen wirken. Schon allein das riesige Geschlecht, das bei jedem Schritt träge zwischen Asmodis' Beinen pendelte, war größer als die Priesterin, die sich im Übrigen nicht im Geringsten daran störte. Asmodis' Schweif mit dem scharfen Dreieck daran zuckte wie eine Peitsche über den Boden.
    »Du willst doch gar nicht tot sein, Asmodis«, sagte Onda. »Das kannst du mir nicht erzählen. Es wäre dir sicher ein Leichtes, dich umzubringen. Ein einfacher Zauberspruch würde höchstwahrscheinlich genügen. Jetzt, wo dich das Schicksal verschont hat, willst du weiterleben. Und nicht nur das. Du möchtest auch wieder an Leib und Seele gesunden. Warum sonst hättest du den Weg hierher nach Avalon gewählt? Doch nur, damit du dich in dieser wunderbaren Welt langsam wieder

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