0970 - Der Werwolf, die Hexe und wir
diesem recht großen Raum doch relativ schattige Ecken.
Ich ging nach links. Suko hatte sich für die andere Richtung entschieden.
Die Tür war hinter uns nicht wieder zugefallen. Durch die Öffnung konnte ein menschenbreiter Lichtstreifen fallen.
Ich sah ein Bett. Darüber ein zweites. Und beide waren gemacht.
Hier hatte keiner gelegen. Alles war harmlos. Nur hörte sich Sukos Ruf nicht so harmlos an.
»John, komm her!«
Ich drehte mich.
Er stand neben dem Kamin und hielt den rechten Arm ebenso wie die Hand ausgestreckt. Sie deutete dabei auf einen bestimmten Gegenstand, der am Boden lag.
Ich machte mich auf den Weg. Zuerst sah ich das Loch im Boden. Es befand sich dort, wo der Untergrund mit Steinen bedeckt war. Ein dunkles Rechteck, aber nicht ganz leer, denn von seiner rechten Seite her ragte ein Arm hinein.
Er gehörte zu einem Körper.
Suko trat zur Seite, damit ich besser sehen konnte. Auf einmal raste mein Herzschlag, denn mit dieser bösen Überraschung hatte ich nicht gerechnet.
Den Körper sah ich, aber wo war der Kopf?
Suko hatte meine Gedanken erraten, denn er sagte: »Du brauchst nur nach rechts zu schauen, John.«
Das tat ich sofort. Da lag der Kopf.
Und er war so gefallen, daß sein Gesicht nach oben zeigte. Mich interessierte nicht die die unregelmäßige Schnittstelle am Hals, auch nicht die leeren Augen, ich sah etwas ganz anderes.
Der Mund war nicht völlig geschlossen, und so hatten sich aus dem Oberkiefer die beiden spitzen Vampirzähne nach vorn schieben können.
Der Vernichtete war einmal ein Blutsauger gewesen, und jemand anderer mußte ihm den Schädel abgeschlagen haben.
»Wir sind nicht allein, John. Es gibt noch jemanden, der die Vampire nicht eben liebt…«
Nach diesem Satz dachte ich an die Erwärmung meines Kreuzes, und es machte mich nicht eben froher…
***
Die Benommenheit dauerte nicht sehr lange. Als Morgana Layton wieder zu sich fand, da spürte sie zuerst die rechte Faust, in der etwas Hartes steckte, das sie umschlossen hielt.
Sie richtete ihren Oberkörper in die Höhe, blieb sitzen und sah das Metall der Axt.
Plötzlich lächelte sie breit. Was immer sie auch erwischt hatte, es war ihm nicht gelungen, sie auszuschalten. Solange sie noch auf sich und letztendlich auch auf ihre Axt vertrauen konnte, ging es ihr eigentlich gut.
Sie hörte Stimmen. Sinclair sprach, auch Suko. Fast hätte sie gekichert, denn beiden war es noch nicht gelungen, sie zu entdecken. Ob sie nachgelassen hatten?
Es wäre nicht schlecht gewesen, denn ausgerechnet die zwei konnte sie hier nicht gebrauchen.
So leise wie möglich richtete sich Morgana Layton auf. Sie stützte sich dabei an der Hüttenwand ab, hielt ihren Blick nach vorn gerichtet, wo sie keinen der Männer sah.
Bis zur Ecke der Hütte ging sie vor. Dort schaute sie nach rechts - und entdeckte den Mann im langen Mantel. Er drehte ihr den Rücken zu und war völlig ahnungslos.
Ihr Lächeln wurde breiter. Gleichzeitig umfaßte sie den Stiel des Beils noch stärker. Der Arm zuckte wie von allein in die Höhe. Sie wußte, daß auch diese fremde Gestalt nicht zu ihren Freunden gehörte. Sie war ein Feind. Aber nicht nur das. Sie war auch etwas Besonderes, denn sein Licht und seine Kraft hatte für ihren vorübergehenden Blackout gesorgt.
So etwas konnte sie sich nicht mehr leisten.
Deshalb mußte der Feind weg.
Durch das Beil, wie schon der Vampir!
Es war der letzte Gedanke, den Morgana Layton an ihrem Beobachtungsplatz faßte, denn eine Sekunde später war sie bereits unterwegs, um das Beil in den Körper zu schlagen…
ENDE des zweiten Teils
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