0970 - Der Werwolf, die Hexe und wir
dazwischen.
»Eine andere Welt ist es. Ja, es ist eine andere Welt. Eine böse Welt, die wir nicht hier suchen müssen.«
»Wo dann?«
Jetzt bewegte er sich wieder. Langsam, wie ein alter Mann. Dabei hob er den rechten Arm und wies quer über den Weg hinab, aber hin zu einem neuen Ziel.
Es waren die Berge, und dort war schon bei der Herfahrt eine bestimmte Formation aufgefallen. Dieses große, graue Viereck, das wie eine Tafel aussah. »Dort müssen wir hin«, raunte Cursano. »Da hält es sich versteckt…«
***
Morgana Layton hatte Zeit. Sie sah auch ihren Vorteil sehr genau. Sie wußte schließlich, daß die beiden Geisterjäger angekommen waren, aber Sinclair und Suko wußten nichts von ihr.
Beinahe träumerisch mußte sie lächeln, als sie an die erste Begegnung zwischen ihr und dem Geisterjäger dachte, bei der auch Will Mallmann anwesend gewesen war. Allerdings damals noch nicht als Vampir, sondern als Polizist und BKA-Beamter. Da hätte Sinclair sie töten können. Er hatte es nicht getan, denn er war sich nicht hundertprozentig sicher gewesen, ob sie tatsächlich eine gefährliche Werwölfin war. Und so war es ihr gelungen, das Leben zu retten.
Was war daraus geworden!
Beide standen auf verschiedenen Seiten, und auch Will Mallmann kämpfte nicht mehr neben ihm. Ihn hatte der Fluch der Untoten getroffen, und er war zum Anführer der Vampire geworden, versteckt in seiner Vampirwelt, mit der Hexe Assunga an seiner Seite, die ebenso Macht wollte wie Mallmann selbst.
Herrschen und beherrschen!
So lautete seine Devise. Das aber wollten auch andere, und keiner gab auf.
Morgana Layton war schlau genug gewesen, sich nicht in die Nähe der drei Ankömmlinge zu begeben. Sie wollte nicht entdeckt und auch nicht gespürt werden, denn Sinclair besaß mit seinem Kreuz eine verdammt gefährliche Waffe.
Ihrer Ansicht nach hielten sie sich ziemlich lange in diesem Kramladen auf, und wenn sie nicht alles täuschte, dann hatte sie sogar einen Schuß gehört.
Nicht unbedingt laut, mehr gedämpft, aber sie war sicher, sich nicht geirrt zu haben.
Also warten.
Irgend etwas mußten sie tun. Sie waren nicht grundlos erschienen, und Morgana konnte sich sehr gut vorstellen, daß ihr Kommen mit dem rätselhaften Zeichen in der Tafelwand zu tun hatte. Dem Tunnel zwischen der normalen Welt und einer anderen.
Morgana Layton war so in ihre eigenen Gedanken versunken gewesen, daß sie die Männer erst sah, als sie das Haus schon verlassen hatten, Suko und Sinclair kannte sie, aber der glatzköpfige Begleiter war ihr schon unbekannt.
Als sie ihn genauer anschaute, wurde ihr kalt. Mit ihrem sicheren Instinkt fand sie heraus, daß sie in ihm keinen normalen Menschen vor sich hatte. Der war anders. Der hatte etwas an sich. Etwas Böses durchaus, etwas Fremdes. Ein Kopf ohne Haare, eine Gesichtshaut, die nur aus dunklen Schatten zu bestehen schien, dazu sehr helle Augen, deren Lichter ihr nicht gefallen konnten.
Deshalb senkte sie auch den Blick, um nicht hineinschauen zu müssen.
Sie beging auch nicht den Fehler, ihr Versteck zu verlassen. Wenn sie die drei sehen wollte, mußte sie um eine Hausecke schauen, dann schaute sie von der Seite her gegen sie, und sie hütete sich, in ihren Sichtkreis zu gelangen.
Morganas Neugierde steigerte sich, denn der Fremde hatte sich von den beiden Geisterjägern entfernt. Er stand da wie ein Sucher, der sich für etwas interessierte, sich aber noch nicht sicher war, wo er es finden konnte.
Zudem hielt er seine Arme ausgestreckt, und die beobachtende Morgana war fasziniert von seinen Händen.
Nein, das konnten keine menschlichen Hände sein. Sie bestanden nicht aus Haut, Knochen und Fleisch. Zudem hatten sie auch eine völlig andere Farbe, denn sie waren viel bleicher. Die Finger länger, bald wie die Krallen eines Vogels oder eines Huhns, aber das kam auch nicht richtig hin. Irgendwo hinkte der Vergleich.
Sie war schon durcheinander und bekam noch größere Augen, als sie plötzlich das grelle Licht sah. Es tanzte über die Hände des Mannes hinweg, es blieb auf ihnen, und seine Ursache konnte keinen normalen Ursprung haben.
Gefahr!
Die Warnung kam etwas zu spät.
Morgana war dabei, sich zurückzuziehen, aber etwas von dieser Kraft hatte sie schon erwischt. Es war kein Schlag, den sie mitbekam, obwohl er sich so ähnlich angefühlt hatte. Sie merkte nur, daß sie eine andere Kraft nach hinten drückte, der sie nichts entgegenzusetzen hatte. Dann fiel sie neben der Hüttenwand auf den
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