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0975 - Die zweite Welle

Titel: 0975 - Die zweite Welle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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endlich satt war. „Du wartest doch auf mich?"
    „Aber ja, selbstverständlich", antwortete Ottarsk. „Lauf nur, mein Junge!"
    Er war froh, ein paar Minuten Ruhe zu haben, denn in Gegenwart des Jungen war es so gut wie unmöglich, sich über die letzten Neuigkeiten informieren zu lassen.
    Aber als er alleine war und auch Irbonths Schritte verklungen waren, überfiel ihn wieder dieses verwirrende Gefühl, in einer seit vielen Jahren vertrauten Umgebung zu sitzen, in der sich über Nacht alles verändert hatte, und dies in einer Weise, die man weder sehen noch hören konnte. Ottarsk sah sich beunruhigt um - und da entdeckte er die dunkle Mauer.
    Er blinzelte verblüfft. Er war sicher daß er dieses häßliche Gebilde an diesem Ort nie zuvor gesehen hatte.
    Wütend stand er auf. Hatten die betrunkenen Teilnehmer des Wy’Hathar-Festes ihm einen Streich spie1 en wollen? Er trat an die Mauer heran. Sie reichte ihm bis zur Brust und war von blühenden Pflanzen umgeben. Die Pflanzen sahen nicht so aus, als hätte man sie erst in der letzten Nacht hier eingesetzt. Er bog die Stengel, auf denen große, blaue Blüten saßen, zur Seite, um genauer nachzusehen.
    Der Boden zwischen den Pflanzen war dicht mit kleinen, weißen Steinen bedeckt.
    Schockiert richtete Ottarsk sich wieder auf.
    Natürlich, die Mauer gehörte durchaus an diesen Platz. Aber sie war bis gestern mit einer Schicht aus Perlkieseln überzogen gewesen. Diese Steine fand man an den südlichen Stränden des Kontinents, in direkter Nähe zum Glasdschungel.
    Die Steine hatten sich während der Nacht vom Betonkern der Mauer gelöst und waren herabgefallen.
    Aber warum waren sie abgefallen? Hatte jemand nachgeholfen? Und wenn - hatte er auch gleich noch die Mauer dunkel angestrichen? Ottarsk untersuchte die Blätter, die die Mauer berührten, fand aber keine Farbspritzer oder sonstigen Flecken darauf.
    Ratlos starrte er die häßliche Mauer an. Vielleicht wurde das Haus allmählich wirklich zu alt. Ottarsk rechnete nach - der Trichterbau mochte jetzt seit etwa dreitausend Jahren an diesem Ort stehen. Das war kein Alter für arkonidischen Beton, der ohnehin im Laufe der Zeit immer heller wurde.
    Sein Blick wanderte weiter, und Ottarsk stieß einen halb erstickten Laut der Empörung aus, als er den Brunnen auf der nächsttieferen Terrasse entdeckte. Auch er war dunkel und häßlich geworden, das Wasser in den düsteren Becken tröpfelte nur noch von einer Stufe zur nächsten, als sei es zur Hälfte verdunstet.
    Jetzt sah er es überall. Er schob die Ranken zur Seite, die einen Pfeiler umhüllten, und darunter zeigte sich ihm häßlicher, mißfarbener Beton. Unter seinen Füßen löste sich der kostbare Mosaikboden in seine Bestandteile auf, und als er die Steinchen samt der noch daran haftenden Bindemasse zur Seite schob, kam schwärzlich brauner Beton zum Vorschein.
    Im ersten Augenblick empfand Ottarsk nichts als wilden Zorn angesichts der Tatsache, daß dieser verfärbte Beton ihm die Gärten verschandelte. Zitternd vor Wut über1 egte er, wie er denjenigen ausfindig machen könnte, der die Schuld an al1 em trug. Vielleicht hatte man beim Bau des Hauses gepfuscht - dann würde er die Nachkommen dessen be1 angen, der die Verantwortung dafür zu tragen gehabt hatte.
    Dann wurde ihm bewußt, daß es sehr schwer sein würde, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, und kalte IFurcht griff nach ihm. Er war nicht so reich, daß er es sich leisten konnte, dieses Haus einfach aufzugeben und sich ein neues zu kaufen oder bauen zu lassen. Er mußte aber damit rechnen, daß man ihn zwang, das Gebäude zu ver1 assen, sobald bekannt wurde, was hier vorging. Die Sicherheitsbestimmungen waren auf Durgen sehr streng.
    Er hörte Irbonths leichte Schritte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Jetzt bedauerte er es, daß er dem Jungen so leichtfertig ein Ver: sprechen gegeben hatte. Die Lust aufs Fischen war ihm vergangen. Er hätte sofort beginnen müssen, sich um diese Angelegenheit zu kümmern.
    Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, daß er an diesem Tag sowieso nichts erreichen würde. An diesem Morgen war mit Sicherheit in ganz Gostabaar niemand bereit, sich mit Problemen abzugeben.
    Er zwang sich zu einem matten Lächeln und nickte Irbonth zu.
    „Bist du fertig?" fragte er.
    Irbonth schien verwirrt zu sein.
    „Ja", murmelte er, aber er sah nicht so aus, als wäre er außer sich vor Freude angesichts des bevorstehenden Ausflugs.
    „Dann wollen wir uns gleich auf den

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