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0975 - Die zweite Welle

Titel: 0975 - Die zweite Welle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schrägen Außenwände auf, und an vielen Stellen fiel Sand herab.
    Ottarsk war schon ein alter Mann. Er war nicht daran gewöhnt, lange Strecken zu laufen, schon gar nicht in staubgeschwängerter Luft, in der jeder Atemzug zur Qual wurde. Er kämpfte gegen seine Schwäche an, gegen den Gedanken, daß er es sowieso nicht schaffen würde und darum ebensogut aufgeben könne.
    Endlich war er weit genug von dem Trichterbau entfernt, daß er sich eine kurze Rast gönnen durfte. Er ließ sich zu Boden sinken und rang nach Luft. Da wurde es von einem Augenblick zum anderen sehr still. Der unerträgliche Lärm hatte den Arkoniden fast taub gemacht. Es dauerte lange, bis er imstande war, die Geräusche zu hören, die die sterbende Stadt von sich gab.
    Jedes einzelne Gebäude sang das Lied vom Untergang. Die Stimmen, die aus dem zerfallenden Beton kamen, vereinigten sich zu einem Chor des Grauens. Und dann ging ein Stöhnen durch die Stadt, und Ottarsk sah mit tränenden Augen, wie ein Gebäude nach dem anderen in sich zusammenfiel. Nur die aus Arkon-Stahl bestehenden Skelette blieben von den stolzen Trichterbauten übrig.
    Ottarsk wandte sich wie betäubt ab. Er wußte, daß er den Alarm viel zu spät ausgelöst hatte. Sicher war es vielen Arkoniden gelungen, sich aus den Häusern zurückzuziehen, ehe es zum Zusammenbruch kam. Aber mindestens ebenso viele hatten es mit Sicherheit nicht geschafft.
    Er sah immer wieder nach oben, in der Hoffnung, einen Gleiter zu entdecken, der herabstieß, um ihn aufzunehmen. Aber erst nach etwa zehn Minuten zeigte sich das erste Fahrzeug.
    Er zog seine Jacke aus und w,inkte damit. Der Gleiter verzögerte, und als Ottarsk den Piloten erkannte, atmete er ein wenig auf. Es war Zanoth, der neue Stadtmaurer. Er würde wissen, was als nächstes zu geschehen hatte, damit nicht auch noch der Rest dessen, was von Gostabaar übriggeblieben war, verlorenging.
    Zanoth war blaß und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Als Ottarsk zu ihm in den Gleiter stieg, bemerkte er den Geruch nach starkem Wein, der von dem Stadtmaurer ausging.
    „Was ist überhaupt los?" fragte Zanoth kläglich. „Was ist hier geschehen? Wie sieht Gostabaar denn plötzlich aus?"
    Ottarsk starrte den anderen fassungslos an.
    „Siehst du das nicht?" fragte er grob. „Die Trichterbauten sind zerfallen. In diesen Sandhaufen liegen noch Tausende von Arkoniden, die verschüttet sind und Hilfe brauchen."
    „Warum sind sie denn nicht nach draußen gelaufen?" fragte Zanoth empört. „Muß ihnen denn alles erst gesagt werden? Ich war nur ein paar Stunden unterwegs, und schon geht in der Stadt alles drunterund drüber ..."
    Ottarsk sagte sich, daß Zanoth unter Schockeinwirkung stand und nicht voll für sich verantwortlich war. Er schob Zanoth zur Seite und übernahm die Kontrolle des Gleiters.
    Er schaltete das Funkgerät ein und rief nach den Überlebenden der Katastrophe. Sie mußten so schnell wie möglich nach Gostabaar zurückkehren und bei den Rettungsaktionen helfen. Es gab in jedem Trichterbau Räume, deren Wände aus Metall bestanden, und in ihnen konnten zahlreiche Arkoniden überlebt haben. Es galt, sie so bald als möglich zu befreien, damit sie nicht erstickten.
    Auf seinen dringenden Aufruf meldeten sich jedoch nur vier Bürger von Gostabaar. Alle anderen waren bereits weit entfernt und hielten es auch nicht für nötig, sich weiter mit der Katastrophe zu befassen.
    „Gostabaar bietet zur Zeit einen sehr häßlichen Anblick", erklärte einer der vier Überlebenden zögernd.
    „Du weißt, wie das ist, Ottarsk. Du als Bauchaufschneider bist an solche Dinge vielleicht gewöhnt, aber für uns andere ..."
    „Was ist mit euren Familien?" fragte Ottarsk erbost. „Wollt ihr sie alle im Stich lassen?"
    „Meine Frau und meine Kinder befinden sich bei mir im Gleiter", gab der Arkonide zurück. „Alle anderen sind längst tot. Wir können ihnen nicht mehr helfen. Niemand, der sich noch in den Bauten befand, kann die Katastrophe überlebt haben."
    Ottarsk schaltete ab und rief den Raumhafen. Aber er bekam keine Verbindung.
    „Dann muß es eben auch so gehen", murmelte er grimmig.
    Die Schaltzentrale der Stadt arbeitete nicht mehr, seit das Haus des Stadtmaurers zusammengebrochen war. Über den Notkanal, der in der langen Geschichte von Durgen kaum jemals benutzt worden war, erteilte Ottarsk allen Robotern den Befehl, sich unverzüglich und unter Einsatz der eigenen Existenz auf die Suche nach Überlebenden zu begeben und diese

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