0983 - Schwingen des Verderbens
dass seine Gefährtin ihren eigenen Kopf hatte und von einem einmal entschiedenen Entschluss nur äußerst schwer wieder abgebracht werden konnte.
Also scheint sie wirklich eine Spur bemerkt zu haben, die uns entgangen ist, stellte er resignierend und hoffnungsfroh zugleich fest. Ich hätte wissen müssen, dass sie sich nicht mit Warten zufriedengibt.
Aber nun war es zu spät für Selbstvorwürfe. Sie konnten nur versuchen, so schnell wie möglich zur Höhle zu gelangen und mit der Suche nach Nicole zu beginnen.
***
Die Dämonin Carrie dachte: Und jetzt zu Kassandra! Und sie versetzte sich per Teleport vom Gang, in dem sich noch acht Untergebene der zwei Corr befanden, in den Nebenraum zur Höhle, in der ihre Tochter gefangen gehalten wurde.
Obwohl die Zeit drängte, suchte sie auch hier alles nach etwaigen Fallen ab. Sie nahm nicht an, dass Zarrton und Zolan so unvorsichtig waren, dass sie auf das Anbringen diverser Alarmvorrichtungen verzichteten. Die Corr waren nicht umsonst so erfolgreich und hoch angesehen, sie hatten sich ihren - für Höllenverhältnisse exzellenten - Ruf hart erarbeitet.
Schon nach kurzer Zeit wurde Carrie fündig. Sie bemerkte die unsichtbare Absperrung, die zwischen dem Nebenraum und der Höhle bestand. Stutzig machte sie dabei, dass diese Absperrung irgendwie mit Kassandra zusammenhing.
Ist das vielleicht das Corr’sche Äquivalent zu einer Art Alarmanlage?, fragte sich die Dämonin. Könnte es sein, dass Alarm geschlagen wird, sobald Sandy verschwinden will? Oder ist das eine Sperre, die verhindert, dass sie überhaupt verschwinden kann?
Sie ahnte nicht, dass sie damit recht hatte. Sobald Kassandra aufwachte, würde es den ersten Alarm geben. Wenn sie dann noch versuchte, von der Höhle in den Nebenraum zu gelangen oder gar in den Teleport zu gehen, würde es sie zerreißen. Nichts würde mehr von Vassagos Tochter Ich-darf-das übrig bleiben. Nichts - bis auf die Erinnerung an eine außergewöhnlich freche Dämonengöre…
Carrie dachte an Vassago und übermittelte ihm eine kurze geistige Botschaft. Sie hoffte, dass ihr Herr und Meister gleich kommen würde, um ihre gemeinsame Tochter zu befreien. Woher sollte sie wissen, dass Vassago sich gerade im Gespräch mit Agares befand?
Der zweite Geist der höllischen Heerscharen fragte gerade: »Aber wie steht es mit unseren anderen Erinnerungen? Denkst du noch daran, wie wir gemeinsam mit unserem HERRN verstoßen wurden? Weißt du noch, wie es war, als wir die Hölle in Besitz nahmen?«
Die Enttäuschung darüber, dass Vassago ihrem Ruf nicht folgte, hielt nicht lange an. Die restlichen Mitglieder der Corr-Sippe kehrten gerade vom Gang wieder in den Nebenraum zurück, in dem sie sich vorher aufgehalten hatten.
Einen der Wächter hatte Carrie im Gang getötet, der zweite griff die Dämonin mit seinen magischen Kräften an. Er grummelte Zauberworte vor sich hin und wob magische Netze in die Luft. Das daraus entstehende Gebilde sollte auf die ehemalige US-Amerikanerin zufliegen und sie umhüllen. Doch Carrie neutralisierte das magische Gespinst und ließ es in Flammen aufgehen.
Gleich danach warf sie einen Energieball auf den Wächter. Der wiederum konnte den Angriff gerade noch so parieren. Seine Sippengenossen flüchteten in den Hintergrund des Nebenraums, dorthin, wo der Gang begann. Sie wussten, dass sie den magischen Fähigkeiten der beiden Kontrahenten nichts annähernd Gleichwertiges entgegenzusetzen hatten.
Carrie gelang es, den Wächter kurzzeitig zu lähmen. Sie blickte sich kurz um und begab sich in die Höhle, in der ihre Tochter schlief.
Kassandra lag auf dem Steinboden ausgestreckt vor ihr. Die blau und rot schimmernden Kristalle an den Wänden verbreiteten ein eigenartiges Licht.
Die Dämonin betrachtete ihre Tochter und ballte die Hände zu Fäusten. Was haben die Dreckskerle nur mit dir gemacht, Sandy?, dachte sie sehr viel liebevoller, als das Dämonen gemeinhin tun.
»Du hast hier nichts verloren!«, brüllte der Wächter, der seine Lähmung überwunden hatte. Er wusste, dass Carrie stärker war als er, aber wenn Zarrton und Zolan wieder zurückkamen und sich ihre Gefangene nicht mehr hier befände, würde er das mit dem Leben büßen.
Und darauf hatte er verständlicherweise keine Lust.
Carrie blickte ihn abschätzend an, dann antwortete sie: »Doch das habe ich. Das ist meine Tochter, und ich nehme sie jetzt mit mir.«
»Das kannst du nicht tun«, warnte der Wächter.
»Ach, und weshalb nicht?«, fragte
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