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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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blaß werden ließ.
    Hinter den Fenstern gegenüber gingen die Lichter an. Die Bewohner kamen zurück in ihre winzigen Zellen.
    Ann ging im dunklen Zimmer zu einem Sessel und ließ sich darin nieder. Der Gin hatte sie müde gemacht. Sie wollte in aller Ruhe überlegen, was zu tun sei. Es mußte eine Erklärung für Jerrys Verschwinden gaben.
     

     

Jerry Boland kam langsam zu sich. Er lauschte auf die Geräusche, die in sein Bewußtsein drangen.
    Da war irgendwo das leise, dumpfe Pochen eines Motors. Vor dem Fenster schien jemand einen Kiesweg zu harken. Ein Karren wurde vorbei geschoben, und Blechkannen klapperten. Er schüttelte den Kopf, so etwas hatte er lange nicht mehr vernommen. Wo war er bloß?
    Zögernd schlug er die Augen auf. Er sah direkt in eine helle Kugelleuchte an der Decke. Ihr weißes Licht beschien ein karg eingerichtetes Krankenzimmer, das offenbar zu ebener Erde lag, denn vor dem vergitterten Fenster nickten die grünen Äste eines Baumes. Jerry blickte an sich herunter. Er trug einen Anstaltspyjama, der ihm viel zu weit war. Auf dem Nachttisch stand ein halb gefülltes Wasserglas, lag seine Armbanduhr und daneben der Schlüsselbund.
    Er versuchte, sich zu erinnern. Da war … ja, da war diese seltsame Erscheinung gewesen, hinter dem Gitter des Luftschachts in seinem Zimmer. Und er war hinuntergefahren in die technische Zentrale des Hochhauses. Er spürte, wie sich ihm die Kopfhaut zusammenzog. Dort hatte er das Wesen noch einmal gesehen, und dann setzte seine Erinnerung aus.
    Jerry sah einen Klingelknopf an der Wand und preßte den Finger darauf. Was war passiert? Diese Lücke in seiner Erinnerung mußte er schleunigst schließen. Er bewegte die Glieder und fand sich in Ordnung. Nur am Kopf hatte er eine Beule. War er gestürzt oder ohnmächtig geworden? Aber dann liefern sie einen doch nicht gleich in eine Klinik ein!
    Die Tür, die innen keine Klinke hatte, schwang auf. Der Arzt, es mußte wohl ein Arzt sein, denn aus der Tasche des weißen Kittels hingen die Schläuche eines Stethoskops, trat leise ein und drückte die Tür hinter sich ins Schloß. Er setzte sich auf einen Stuhl neben Jerrys Bett. Gewohnheitsmäßig griff er nach dem Handgelenk und fühlte den Puls, wobei er Jerry aufmerksam betrachtete. Er war jung, trug eine Brille, und hatte die dünnen, blonden Haare über dem ausdrucklosen Gesicht straff zurück gebürstet.
    „Wie geht es Ihnen?“ fragte er mit überraschend angenehmer Stimme. Jerry lachte gezwungen.
    „Das möchte ich Sie fragen! Was ist mit mir los?“
    „Sie erinnern sich also an nichts?“
    „Das letzte ist ein etwas unangenehmes Erlebnis im Tiefkeller des Hochhauses, in dem ich wohne.“
    Der Arzt nickte.
    „Wissen Sie noch, was Sie da wollten?“
    Jerry öffnete schon den Mund zu einer Antwort, hielt aber inne und überlegte. Offensichtlich befand er sich nicht in einem normalen Unfallkrankenhaus. Die Fenster waren vergittert, also konnte es sich sehr wohl um eine psychiatrische Anstalt handeln.
    „Ich glaubte, eine Störung im Belüftungssystem des Hauses festgestellt zu haben“, antwortete er schließlich.
    „Und dazu fuhren Sie in den Tiefkeller hinunter?“
    Jerry verzog den Mund zu einem Lächeln.
    „Sie meinen, ich hätte einfach anrufen können?“
    „Sicher, das wäre doch der normale Weg, nicht wahr?“
    „Ja. Aber, sehen Sie, ich bin Physikstudent. Technik interessiert mich. Deshalb wollte ich die Gelegenheit benutzen, mich da einmal umzusehen.“
    Der Arzt stand auf.
    „Das klingt vernünftig. Ihre Reaktionen sind soweit auch normal, Mr. Boland. Trotzdem werden wir Sie noch eine Weile unter Beobachtung halten müssen. Man hat Sie hierher gebracht unter der Beschuldigung, Sie hätten dummes Zeug geredet und den Maschinenwärter tätlich angegriffen.“
    Jerry lachte wider Willen kurz auf. Der Arzt sah ihn fragend an.
    „Ich den Maschinenwärter? Der Mann wiegt knappe drei Zentner!“
    „Hm. Ich kenne ihn nicht und muß mich auf das verlassen, was mir berichtet wird. Davon abgesehen bin ich dazu da, mir ein Urteil über Ihren geistigen Zustand zu bilden, und zwar auf streng wissenschaftlicher Basis. Wenn ich zu dem Schluß komme, daß Sie gesund sind, bleiben Sie keine Stunde länger hier. Es gibt genug andere, die auf Ihr Bett warten.“
    „Wirklich? Die Welt schien mir bisher eigentlich ganz in Ordnung.“
    „Wenn ich meinen Patienten glauben darf, ist sie von scharf gezähnten Vampiren bevölkert, die nachts in die Wohnungen

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