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1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt

1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt

Titel: 1. Die Connor Boys: Komm ich zeig dir wie man liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Greene
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Natürlich mit dem Vorwand, dass sie keine Zeit hätten. Sie machten sich Sorgen um ihn und glaubten, er hätte zuviel gearbeitet. Sie hatten sich bestimmt hinter seinem Rücken verschworen und waren überzeugt, ein Monat am Meer würde ihm gut tun.
    Gordon hatte ihnen nicht widersprochen. Er verriet ihnen auch nicht, dass er die Band aufgelöst hatte und deshalb alles andere als überarbeitet war. Er konnte schon lange nicht mehr arbeiten. Kein Song wollte ihm mehr einfallen. Hätten seine Brüder geahnt, wie stark seine Depressionen waren, wären sie im Handumdrehen bei ihm gewesen und hätten ihn hier nicht allein gelassen. Doch Gordon wollte sie nicht um sich haben, denn schließlich konnten sie ihm auch nicht helfen. Niemand konnte ihm helfen.
    Seine Augen brannten bereits vom langen Starren ins Feuer, doch er hatte Angst, sie zu schließen.
    Denn jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er das Gesicht eines Babys vor sich. Mitten in der Nacht hörte er das Baby sogar manchmal schreien. Es lebte, aber er wusste nicht, wo. Und er wusste nicht, wie es ihm ging. Ob es Hunger hatte, ob es gesund war oder krank, ob es etwas brauchte, ob jemand es liebte.
    Und er würde es niemals erfahren.
    Schuldbewusstsein packte ihn wieder. Lieber Himmel, könnte ein Mensch aus Schuldbewusstsein sterben, wäre er schon längst tot. Er wehrte sich nicht gegen dieses schmerzhafte Gefühl, das regelmäßig zurückkam, sondern er strafte sich noch damit, indem er sich sagte, dass er es verdient habe. Diese Wunde sollte niemals hei len, auch wenn sein musikalisches Talent ihn für immer im Stich ließe.
    Sein Leben hatte sich nur um eins gedreht - um die Musik. Die Musik war ein Teil seiner Seele gewesen, und jetzt war sie weg. Er konnte nicht mehr arbeiten, nicht mehr denken, nicht mehr schlafen.
    Die flackernden Flammen verschwammen ihm vor den Augen. Er mochte zwar erst dreißig sein, aber er fühlte sich wie hundert. Er hätte nie gedacht, dass er einmal so furchtbar müde und absolut gleichgültig werden könnte, und er fragte sich, ob es besser wäre zu sterben...
    Irgendwo im Haus hämmerte jemand gegen eine Tür.
    Gordon rührte sich nicht. Seth war in Atlanta, Michael in Detroit, und in Maine kannte ihn niemand. Es konnte nur ein Fremder sein. Wie das Telefon irgendwann aufgehört hatte zu

läuten, so würde derjenige vor der Tür auch aufgeben und gehen.
    Und richtig, das Hämmern gegen die Tür verstummte. Gordon atmete auf, doch schon wenige Minuten später klopfte es erneut, diesmal draußen an der Haustür. Er schloss die Augen und ignorierte das auch.
    Jemand sperrte die Tür auf. Ein kalter Luftzug wehte von der Eingangshalle herein. Das Feuer knisterte und zischte. „Hallo! Mr. Connor? Sind Sie da?"
    Die Frauenstimme klang entsetzlich fröhlich. Gordon rieb sich wie erwachend über die Augen. Er antwortete nicht. Möglicherweise würde seine unerwünschte Besucherin ihn nicht finden und
    wieder gehen. Er hätte es besser wissen müssen - das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm.
    Nicht nur eine, sondern gleich zwei Besucherinnen erschienen in der Tür.
    Die erste war ein Dreikäsehoch mit schwarzem Lockenkopf, einer orangefarbenen Zipfelmütze, blauen Augen und einer Stupsnase, die vom Wind gerötet war. Ein Kind. Ein kleines Mädchen. Jeder Muskel seines Körpers verspannte sich. Er hatte seit Mona ten kein Kind anschauen können, aber noch viel weniger Kinder mit schwarzem Haar und blauen Augen, ohne nicht diesen heftigen Schmerz zu verspüren. Musste das sein?
    „Mr. Connor?"
    Er riss seinen Blick von dem Kind los und sah die Frau an. Da sie ihn hier gefunden hatte, blieb ihm nichts übrig, als sich zu erkennen zu geben. „Ja, ich bin Gordon Connor."
    Sie kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu, und gleich beim ersten Schritt stolperte sie über ihre eigenen Füße. Anmutig war sie nicht, aber das hinderte sie nicht daran, freundlich zu lächeln. Sie hatte einen blauen Fleck auf der Wange, so leuchtend wie ein Lidschatten. Sofort fragte sich Gordon, ob jemand sie geschlagen habe. Doch als sie gleich darauf mit dem Schienbein gegen einen Sessel stieß, gab er sich selbst die Antwort. Entweder brauchte sie eine Brille, oder sie war von Natur aus ein Tollpatsch.
    Gordon neigte nicht zur Übertreibung. Sein schlimmster Alptraum war sie nicht. Bloß für einen Mann, der verzweifelt Ruhe und Frieden suchte, war sie einfach in jeder Hinsicht zu laut. Ihre offene Jacke war neonpink, grell genug, um Tote zu erwecken.

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