10 - Der Ölprinz
nicht wahr ist. Verlange nicht mehr von mir. Willst du bei uns bleiben?“
„Nein.“
„So sollst du jetzt gleich erhalten, was ausbedungen ist; dann könnt ihr weiterreiten.“
Er ging, um die nötigen Befehle zu erteilen, und auch seine Navajos zogen sich von den drei Weißen zurück wie Tauben, die auf dem Feld vor den Krähen weichen. Die Betrüger standen allein. Niemand hörte auf sie; darum konnten sie gegenseitig ihren Gefühlen ganz ungeniert Luft machen.
„Verfluchter Kerl, dieser Wolf!“ knirschte Grinley. „Er gibt die Anweisung wirklich nicht heraus!“
„So etwas habe ich mir gleich gedacht, als ich sah, daß du sie vorzeigen wolltest“, antwortete Buttler. „Bist ein Dummkopf gewesen, wie es keinen zweiten gibt!“
„Schweig, Esel! Ich konnte nicht anders. Sie wollten mir nicht glauben, und da mußte ich mich legitimieren.“
„Legitimieren! Mit einer erschwindelten Anweisung! Hat man jemals so etwas gehört! Nun siehst du, wie schön dir diese Legitimation gelungen ist!“
„Das konnte ich nicht vorher wissen!“
„Aber ich hab's gewußt! Wo ist nun der Lohn für alle Mühe, die wir uns gegeben, für alle Gefahren, die wir durchgemacht haben? Ein einziger Augenblick hat uns um alles gebracht!“
So ging es eine ganze Weile fort, aber als Poller auch anfing, Vorwürfe zu machen, brachte Grinley ihn durch einige Grobheiten zum Schweigen und fuhr dann fort: „Ich mag unvorsichtig gewesen sein, doch ist noch lange nicht alles verloren. Wir werden die Anweisung wiederbekommen.“
„Von diesem Wolf?“ fragte Buttler mit einem Lachen des Zweifels.
„Ja.“
„Willst du etwa hierbleiben und warten, bis die Nijoras kommen oder gar Old Shatterhand und Winnetou?“
„Fällt mir nicht ein! Wir reiten fort.“
„Aber da geben wir doch das Papier auf!“
„Nein. Ich sage, wir reiten fort, aber nicht eher, als bis wir Wolf gezwungen haben, es herauszugeben.“
„Wie willst du ihn zwingen?“
„Denke daran, daß wir Waffen erhalten.“
„Also mit ihm kämpfen?“
„Ja, wenn er uns dazu zwingt.“
„Und die Roten? Wie werden die sich dazu verhalten?“
„Sie werden sich nicht einmischen. Wir haben die Friedenspfeife mit ihnen geraucht, und solange wir ihr Lager nicht verlassen, dürfen sie nicht Partei gegen uns und für ihn nehmen. Er hat ja erklärt, daß er nicht zu ihnen gehört. Etwas andres wäre es, wenn wir das Lager verließen und dann vielleicht zurückkehrten; dann hätte das Kalumet seine Kraft verloren. Seht, da bringt man uns das Fleisch! Die Gewehre und Messer werden bald folgen, und dann suche ich diesen Wolf auf. Ihr haltet doch zu mir?“
„Natürlich! Für eine solche Summe kann man schon etwas wagen. Wir können ja probieren, wie es geht. Wenn es gefährlich für uns werden will, ist es doch noch Zeit, von dem Kampf abzusehen. Dort steigen mehrere Rote zu Pferd. Wohin mögen sie wollen?“
„Kann uns gleichgültig sein. Uns geht es wohl nichts an.“
Buttler irrte sich, als er dies dachte. Der Häuptling näherte sich mit einem Roten, welcher lange, dünne Stücke getrockneten Fleisches trug.
„Wann wollen die Bleichgesichter uns verlassen?“ fragte er.
„Sobald wir bekommen haben, was uns versprochen worden ist.“
„Und wohin werdet ihr die Schritte eurer Pferde lenken?“
„Hier zum Bett des Rio Navajos hinab. Wir wollen den Colorado hinunter.“
„So könnt ihr sofort aufbrechen. Hier ist Fleisch.“
„Und das andre?“
„Werdet ihr auch erhalten. Seht ihr die Reiter dort?“
„Ja.“
„Sie haben drei Gewehre, drei Messer und Pulver und Blei für euch. Sie werden eine Stunde lang mit euch reiten und dann, wenn sie euch diese Sachen gegeben haben, wieder zu uns zurückkehren.“
Die drei sahen sich enttäuscht an. Der Häuptling bemerkte dies sehr wohl, tat aber so, als ob es ihm entgangen sei.
„Warum bekommen wir das denn nicht jetzt?“ fragte Buttler.
Da ging ein ganz eigentümliches Lächeln über das Gesicht des ‚Großen Donners‘, und er antwortete: „Ich habe vernommen, daß die Bleichgesichter die Gewohnheit haben, lieben Gästen das Ehrengeleit zu geben. Dies soll hier mit euch geschehen.“
„Wir nehmen es dankbar an; aber die Waffen können wir ja doch selber tragen.“
„Warum sollt ihr euch diese Mühe geben? Ihr braucht sie doch jetzt nicht. Seht, meine Leute brechen auf! Sie pflegen schnell zu reiten. Macht, daß ihr ihnen nachkommt, sonst erreichen sie vor euch die Stelle, an welcher sie euch die
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