10 - Der Ölprinz
Schurke sein.“
„So will ich euch den unumstößlichen Beweis liefern, welcher euer Mißtrauen vollständig zerstreuen wird.“
Er bemerkte oder beachtete nicht die warnenden Blicke, welche Buttler und Poller auf ihn richteten. Er griff in die Tasche und zog die Anweisung auf San Francisco hervor, welche er von dem Bankier erhalten hatte. Indem er sie dem ‚Wolf‘ hingab, sagte er: „Hier, werft einmal einen Blick auf dieses Wertpapier! Eine solche Summe wird, zumal unter solchen Umständen, doch nur einem ehrlichen Menschen angewiesen. Meint Ihr nicht?“
Wolf überflog das Dokument mit prüfendem Blick und las es dann dem Häuptling vor. Dieser blickte, wie vorher schon einige Male, sinnend zu Boden und sagte dann: „So ist also dein Name Grinley?“
„Ja.“
„Wie heißen diese deine beiden Gefährten?“
„Dieser hier Buttler und dieser andre Poller.“
Wolf wollte jetzt dem Ölprinzen die Anweisung zurückgeben, da aber nahm der Häuptling sie ihm schnell aus der Hand, legte sie in ihre Falten zusammen, schob sie sich in den Gürtel und fuhr in einem Ton, als ob er da gar nichts Besonderes getan hätte, fort: „Ich habe von einem Bleichgesicht gehört, welches Grinley heißt und der Ölprinz genannt wird. Kennst du den?“
„Der bin ich“, antwortete Grinley.
„Und ich hörte ferner von einem Bleichgesicht, welches Buttler heißt und der Anführer der Finders war. Kennst du den Mann?“
„Nein.“
„Dieser hier ist es nicht?“
„Nein.“
„Wo liegt die Ölquelle, welche du verkauft hast?“
„Am Chelly.“
„Das ist nicht wahr, dort gibt es keinen Tropfen Öl.“
„Das ist richtig; ich wollte sagen in der Nähe des Chelly.“
„Aber wo?“
„Am ‚Gloomy-water’ .“
„Ist auch nicht wahr.“
„O doch!“
„Sprich nicht dagegen. Es gibt keine Stelle, so groß wie meine Hand, die ich nicht betreten hätte. Es gibt kein Öl in dieser Gegend. Du bist ein Betrüger!“
„Donner und Wetter!“ fuhr da der Ölprinz auf. „Soll ich mir – – –“
„Schweig!“ fiel der Häuptling ihm in die Rede. „Ich habe es euch gleich angesehen, daß ihr keine ehrlichen Männer seid, und habe nur darum das Kalumet geraucht, weil ich dazu gedrängt wurde.“
„So willst du wohl eine Ausrede machen, um dein Wort brechen zu können?“
Der ‚Große Donner‘ machte eine abweisende stolze Handbewegung und antwortete, indem ein höchst geringschätziges Lächeln über sein Gesicht glitt: „Solcher Menschen wegen, wie ihr seid, soll mir kein Mann nachsagen, daß ich mein Wort nicht gehalten habe.“
„So gebt uns Waffen, Munition und Fleisch, und laßt uns ziehen! Und gib mir mein Papier zurück! Warum hast du es eingesteckt?“
„Ich habe es nicht dir zurückgegeben, sondern dem, von welchem ich es genommen habe. Du hast das Bleichgesicht, welches die Ölquelle kaufte, in der kein Öl vorhanden ist, um dieses Geld betrogen. Der ‚Wolf‘ wird wissen, was er zu tun hat.“
Er zog das Papier aus dem Gürtel und gab es Wolf mit einem bezeichnenden Wink zurück. Dieser schob es schnell in seine Tasche.
„Halt!“ rief Grinley, indem seine Augen zornig blitzten. „Das Papier gehört mir!“
„Ja“, nickte Wolf, indem er ein sehr behagliches Lächeln zeigte.
„Also her damit!“
„Nein“, antwortete Wolf mit demselben behaglichen Lächeln.
„Warum nicht? Wollt Ihr an mir zum Dieb werden?“
„Nein.“
„Dann heraus damit!“
„Nein.“
„So seid Ihr ja ein Dieb, und ich – – –“
Da fiel Wolf ihm in einem ganz andern Ton in die Rede: „Mäßigt Euch, Mr. Grinley! Wenn Ihr mich beleidigt, ist's um Euch geschehen. Ich bin kein Dieb.“
„Warum behaltet Ihr denn diese Anweisung, welche mir gehört?“
„Weil uns manches in eurer Erzählung nicht einleuchten will und weil ihr gar so rasch von hier fort wollt. Leute, welche mit genauer Not der Gefangenschaft und dem Tod entronnen sind, bedürfen der Ruhe und der Pflege. Dies könntet ihr hier haben; ihr wollt aber fort. Sodann würde jeder andre an eurer Stelle sich uns auf unsrem Zug gegen die Nijoras anschließen, um sich zu rächen; auch das wollt ihr nicht. Ihr wollt nur fort, nur fort, und zwar sehr schnell. Das sieht natürlich ganz so aus, als ob ihr vor jemand, der hinter euch her kommt, eine gewaltige Angst hättet.“
„Was wir denken und wollen, das geht Euch nichts an“, antwortete der Ölprinz protzig. „Ich habe mit dem Häuptling und durch ihn mit allen den Seinen die
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