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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der Häuptling.
    „Das war die Klarinette, welche nachgeahmt wurde.“
    „Klarinette? Kenne ich nicht. Ich denke, daß da drüben – – –“
    „Trärärä tä – tä – tä – trärärä tä – tä – tä –!“ wurde er drüben unterbrochen.
    „Das war die Trompete“, erklärte die Squaw, welche auch nicht wußte, was sie denken sollte. Und ehe noch der Häuptling antworten konnte, erklang es weiter:
    „Tschingtschingtching, tschingbumbum, tschingbumbum, tschingbumbum, tschingtschingtsching tschingbumbum, tschingbumbum –!“
    „Das war die große Trommel mit den Messingbecken“, sagte die Squaw, deren Erstaunen von Minute zu Minute gewachsen war.
    „Trompete, Trommel, Becken?“ fragte der ‚Große Donner‘. „Das sind lauter Worte, welche ich nicht verstehe. Ist vielleicht ein böser Geist da drüben?“
    „Nein, es ist kein Geist, sondern ein Mensch.“
    „Weißt du das gewiß?“
    „Ja. Er ahmt den Klang verschiedener Musikinstrumente mit der Stimme nach.“
    „Aber das ist doch nicht Musik der roten Männer!“
    „Nein, sondern der Bleichgesichter.“
    „Sollte es ein Bleichgesicht sein?“
    „Möglich.“
    „Aber die sind doch gefangen! Ich werde einige Späher hinübersenden, welche dieses sonderbare Wesen beschleichen sollen.“
    Eine Minute später schwammen weiter unten, wo sie von dem sonderbaren Instrumentisten nicht bemerkt werden konnten, vier Navajos über den Strom, stiegen drüben an das Ufer und schlichen sich dann flußaufwärts. Nach kurzer Zeit ertönte ein unterdrückter Schrei und hierauf kamen die vier, einen menschlichen Körper halb über Wasser haltend, wieder herübergeschwommen. Als sie den Körper auf die Beine gestellt hatten, meldete einer von ihnen dem Häuptling: „Dieses Bleichgesicht ist es gewesen; es lehnte an einem Baum und trommelte sich mit den Fingern auf den Bauch.“
    Der ‚Große Donner‘ trat an die fremde Gestalt heran, betrachtete sie und fragte: „Was treibst du hier mitten in der Nacht? Wer bist du, und wer sind die, zu denen du gehörst?“
    Er hatte halb englisch und halb indianisch gesprochen; der Gefragte verstand ihn nicht, ahnte aber, was man wissen wollte, und antwortete in deutscher Sprache: „Guten Abend, meine Herren! Ich bin der Herr Kantor Emeritus Matthäus Aurelius Hampel aus Klotzsche bei Dresden, was ein berühmter Sommerluftkurort ist. Es liegt an der Dresden-Zittauer und Dresden-Königsbrücker Eisenbahn und hat eine Restauration, in welcher es während der großen Sommersaison jede Woche einen Vortragsabend gibt. Warum haben Sie mich denn in meinem Studium gestört? Ich bin wahrhaftig ganz pudelnaß geworden!“
    Die Roten verstanden kein Wort; aber man kann sich das freudige Erstaunen der weißen Squaw denken, als sie die bekannten Laute ihrer Muttersprache hörte. Sie trat eiligst auf den Emeritus zu und rief aus: „Sie sprechen deutsch? Sie sind ein Deutscher, ein Kantor aus der Dresdener Gegend? Wie in aller Welt kommen Sie denn hierher an den Chellyfluß?“
    Nun war das Erstaunen auf der Seite des Herrn Kantors. Er trat einige Schritte zurück und rief aus, indem er die Hände zusammenschlug: „Die Laute meiner Muttersprache aus diesem Mund! Eine Indianerin, eine echte Indianerin, welche deutsch redet!“
    „Sie irren sich; ich bin zwar jetzt die Frau eines Indianers, nämlich des Häuptlings der Navajos, aber von Geburt eine Deutsche.“
    „Und Sie haben einen Indianer zum Mann genommen? Wie heißt denn Ihr Herr Gemahl?“
    „Nitsas-Ini, der ‚Große Donner‘.“
    „‚Großer Donner‘? Zu dem wollen wir ja!“
    „Wirklich? Sie sagen ‚wir‘; also sind Sie nicht allein?“
    „Bewahre! Wir sind eine ganze Gesellschaft tüchtiger Westmänner und Helden beisammen, Winnetou, Old Shatterhand, Sam …“
    „Kann ich erfahren, wo Ihre Gefährten sich jetzt befinden?“
    „Sie sind den Nijoras nach.“
    „Die wollen uns doch überfallen.“
    „Ja, wenn ich mich nicht täusche, glaube ich, dies gehört zu haben.“
    „Sie sagen mir da etwas für uns ganz außerordentlich Wichtiges. Wir sind nämlich den Nijoras entgegengezogen, um ihrem Überfall zuvorzukommen.“
    „Wie? Ihnen entgegen? Ich glaube, daß Sie sich da auf dem falschen Weg befinden, verehrteste Frau Häuptling.“
    „Wieso?“
    „Wieso? Weil die sich drüben am linken Ufer befinden.“
    „Nicht hier am rechten?“
    „Nein.“
    „Wirklich nicht? Wissen Sie das auch gewiß? Es kommt uns nämlich sehr viel darauf an,

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