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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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„Hier hast du die Liddy. Gab es etwas zu hören?“
    „Wenig.“
    „Aber wichtig?“
    „Nur daß der Überfall dann geschehen soll, wenn unser Feuer nicht mehr so hell brennt wie vorher. Wir müssen uns darauf einrichten. Hast du den Kundschafter gesehen?“
    „Ja. Er ging ziemlich nahe an mir vorüber, hat mich aber nicht bemerkt.“
    „So komm! Wir müssen zu den Unsrigen.“
    Sie entfernten sich, erst mit gedämpften Schritten, dann aber mit weniger Vorsicht, denn sie schritten nicht direkt auf das Lager zu, sondern machten einen Umweg, um nicht auf den zurückkehrenden Späher zu treffen. Sie hatten noch nicht ganz die Hälfte des Weges zurückgelegt, so hörten sie einen lauten englischen Ausruf, dem ein zweiter deutscher folgte.
    „Tempest!“ rief die erste Stimme.
    „Herr Jemineh!“ schrie die zweite. „Wer fällt denn da über mich weg?“
    „Das ist der Kantor“, raunte Sam seinem Kameraden zu. „Der Mann macht mir da wohl eine Dummheit. Komm schnell näher, aber leise, damit man uns nicht eher bemerkt, als bis wir uns bemerken lassen wollen!“
    Sie huschten der Gegend zu, aus welcher die Stimmen jetzt weiter erklangen. Als sie nahe genug gekommen waren, blieben sie halten und lauschten.
    „Wer Ihr seid, habe ich gefragt!“ sagte der englisch Sprechende.
    „Ich ersticke!“ wurde ihm deutsch geantwortet.
    Ja, es war die Stimme des Emeritus. Sie klang so, als ob ihn jemand an der Kehle habe.
    „Den Namen will ich wissen!“ erklang es wieder englisch.
    „Dort vom Lager.“
    „Ich verstehe Euch nicht. Redet doch englisch!“
    „Ich komponiere!“
    „Gehört Ihr zu den Leuten, welche dort am Feuer sitzen?“
    „Eine Heldenoper, welche drei ganze Abende füllen soll!“
    „Mensch, wenn Ihr nicht verständlich redet, kommt Ihr nicht los! Also Antwort! Wer seid Ihr?“
    „Zwölf Akte, auf jeden Abend vier.“
    „Den Namen, den Namen!“
    „Ich suche den Hobble-Frank!“
    „Ah, endlich! Frank heißt Ihr? Was treibt Ihr denn hier, so allein und nächtlicher Weile?“
    „Aus Klotzsche bei Dresden bin ich. Laßt mich doch los – oh, oh, endlich! Gott sei Dank!“
    Die Stimme klang freier; der Kantor hatte sich losgerissen und eilte fort. Man hörte seine Schritte.
    „Nun ist er doch fort!“ stieß der andre zornig hervor. „Soll ich – nein; ich muß weiter.“
    Er verfolgte den Fliehenden nicht, sondern nahm seinen Weg mit schnellen Schritten zu den Finders.
    „Es ist der Kundschafter“, flüsterte Sam. „Das ist eine fatale Geschichte. Kann uns alles verderben. Ich muß wieder nach den Felsen zurück, um zu hören, was der Mann dort meldet. Bleib hier stehen! Ich muß noch eher dort sein als er.“
    Er rannte fort. Will Parker wartete. Es verging wohl eine halbe Stunde, ehe Sam zurückkehrte. Als er kam, meldete er: „Es ist besser abgelaufen, als ich dachte. Diese Begegnung konnte dem Kantor das Leben kosten oder, wenn wir ihm beisprangen, wenigstens unsern Plan zu Schanden machen.“
    „Für wen halten die Finders diesen Unglücksemeritus?“ erkundigte sich Parker.
    „Es ist gar nicht von ihm gesprochen worden.“
    „Nicht? Das ist unmöglich.“
    „Es ist wirklich so. Der Kundschafter hat nämlich die Begegnung gar nicht erwähnt.“
    „Wirklich nicht? Unbegreiflich! Sie ist doch so wichtig, daß er sie unbedingt melden muß!“
    „Das begreift dieser Mann vielleicht nicht. Er hat sie höchstwahrscheinlich aus Angst verschwiegen.“
    „Aus Angst? Wieso?“
    „Aus Angst vor den Vorwürfen. Ehe er ging, drohte ihm Buttler, sich ja nicht sehen zu lassen: nun ist er gar über jemand weggefallen. Wenn er dies sagt, hat er nichts Gutes zu erwarten; darum zog er vor, lieber zu schweigen. Das kann uns nur lieb sein. Komm nun jetzt zum Lager!“
    Sie gingen weiter, hatten aber noch nicht viele Schritte getan, als sie schon wieder stehenblieben, da sie ein Geräusch vor sich hörten. Als es näher kam, erkannten sie, daß es Hufschläge waren.
    „Ein galoppierendes Pferd, welches gerade auf uns zukommt!“ sagte Parker.
    „Ja, so ist es“, stimmte Sam bei. „Was ist das nun wieder, wenn ich mich nicht irre! Schnell zur Seite!“
    Das Pferd war schnell näher gekommen; sie wichen gerade noch zu rechter Zeit aus; als es vorüberschoß, sahen sie trotz der Dunkelheit, daß zwei Gestalten auf demselben saßen. Die eine von ihnen stöhnte laut.
    „War das einer von uns, Sam?“ fragte Parker.
    „Weiß nicht. Waren überhaupt zwei, altes Greenhorn.“
    „Aber Feinde. Der

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