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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wirklich?“ höhnte der Scout. „Wollt Ihr vielleicht die Güte haben, ihn mir zu sagen?“
    „Ja. Ihr wollt zu den Finders, um sie zu warnen.“
    „Ich glaube, Ihr seid verrückt geworden, Master!“
    „Schwerlich. Dieser Gedanke liegt so nahe, daß ihn jedes Kind haben muß.“
    „Da will ich Euch doch sagen, wohin ich will. Ich bin von diesen Deutschen entlassen worden und kann also nicht hier bei ihnen bleiben; meine Ehre verbietet mir das. Darum will ich hinaus zu den Soldaten, um bei ihnen bis zum Tagesanbruch zu bleiben. So, das ist meine Absicht, und nun laßt mich fort!“
    Dick Stone ließ sich, durch diese Lüge für einen Augenblick getäuscht, die Zügel, welche er ergriffen hatte, aus der Hand zerren; der Scout gab seinem Pferde einen Hieb und ritt davon, der Richtung zu, in welcher sich der Lieutenant nach Sams und Parkers Entfernung mit seinen zwanzig Mann zurückgezogen hatte. Aber schon eine Sekunde später war Dick Stone wieder klar. Er sprang nach der Stelle, an welcher sein Gewehr lag, und rief: „Der Schuft hat mich belogen; er will uns doch verraten; ich schicke ihm eine Kugel nach!“
    Da schnellte Schi-So zu ihm hin und sagte: „Schießt nicht, Sir! Es ist dunkel; die Kugel würde fehlgehen. Ich bringe Euch den Mann zurück.“
    Nach diesen Worten schoß der Jüngling fort, in die dunkle Nacht hinaus.
    „Ihn zurückbringen? Dieser Knabe?“ fragte Dick. „Sollte ihm schwerfallen. Ich muß ihm selbst nachreiten.“
    Er wollte zu seinem Pferd; da ergriff ihn Adolf Wolf am Arm und bat: „Bleibt hier! Er holt ihn wirklich.“
    „Ist unmöglich!“
    „Er holt ihn! Ihr könnt es glauben. Schi-So bringt, obgleich er noch so jung ist, noch ganz andre Dinge fertig.“
    Der bestimmte Ton und die überzeugungsvolle Miene Wolfs blieben nicht ohne Wirkung.
    „Hm“, brummte Stone, „würde wohl zu nichts führen, wenn ich ihm nachritte. Kann doch nicht sehen, wohin er ist. Will er wirklich zu den Finders, so wird er wahrscheinlich auf Sam und Will stoßen, die ihn nicht weiterlassen werden. Bleib also hier. Aber eine verteufelte Geschichte ist es doch, wenn er entkommt. Was wird Sam dazu sagen!“
    Dieser sagte gar nichts, sondern er stand gerade in diesem Augenblick noch neben Parker und horchte mit diesem nach der Richtung, in welcher das Pferd an ihnen vorüber verschwunden war. Man hörte es noch deutlich schnauben, aber keine Huftritte mehr. Doch nach einiger Zeit waren sie wieder zu vernehmen; sie kamen wieder zurück, näher und näher und viel langsamer als vorher.
    „Sonderbar!“ brummte Sam. „Die beiden Reiter kommen retour, und zwar im Schritt. Wir legen uns nieder, weil wir dann besser sehen können, wer es ist.“
    Sie duckten sich auf den Boden. Jetzt kam das Pferd; es saß nur ein Reiter darauf, aber er zog einen dunklen Gegenstand hinter sich her. Jetzt erkannten die beiden den Reiter.
    „Schi-So!“ rief Sam. „Ihr seid es, Ihr? Wie kommt Ihr hierher?“
    Der Gefragte hielt das Pferd an und antwortete in bittendem Ton: „Sagt du zu mir, Sir! Ich habe Euch schon einmal darum ersucht. Der Scout ließ sich sein Geld geben und ritt gegen unsern Willen fort. Er wollte uns den Finders verraten; da sprang ich ihm nach, ereilte ihn und schwang mich hinter ihm aufs Pferd. Als ich ihn mit dem Revolverkolben betäubt hatte, hielt ich das Tier an und warf ihn herunter; nun zieht es ihn an meinem Lasso hinter sich her.“
    „Tausend Donner! Nacheilen, aufs Pferd springen, betäuben, herunterwerfen! Du bist ja der reine, richtige Old Shatterhand geworden! Braver Bursche! Werde es deinem Vater erzählen. Du hast den Verräter vielleicht gar erschlagen?“
    „Nein; er ist nur betäubt.“
    „Wahrhaftig, der wirkliche Old Shatterhand! Und das alles so ruhig, ohne einen Schuß oder sonstigen Lärm, wenn ich mich nicht irre!“
    Der Jüngling antwortete einfach und bescheiden: „Lärm durfte doch nicht sein, weil die Feinde sich in der Nähe befinden.“
    „All right; hast deine Sache so brav gemacht, daß jedes Lob überflüssig ist. Komm jetzt mit nach dem Lager! Wir wollen uns beeilen, mit den Finders fertig zu werden. Es ist besser, sie nicht lange warten zu lassen.“
    Es ging wieder dem Feuer entgegen. Dem Scout kehrte infolge der Schmerzen, welche das Auf-der-Erde-Schleifen verursachte, die Besinnung zurück. Er begann zu wimmern, doch wurde nicht darauf geachtet, bis das Lager erreicht worden war. Dort raffte er sich langsam auf. Der Lasso war ihm um die Hände gebunden,

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