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100 Bauernregeln, die wirklich stimmen

100 Bauernregeln, die wirklich stimmen

Titel: 100 Bauernregeln, die wirklich stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jurik Mueller
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können. Sitzen an seinen Blatträndern kleine Wassertröpfchen, weist dies auf eine Wetterverschlechterung hin. Bei den Wassertröpfchen handelt es sich um Guttationswasser, das die Pflanze durch feine Poren infolge osmotischen Druckes absondert, das aber aufgrund der mit der Wetterverschlechterung zunehmend feuchteren Luft nur schwer oder gar nicht verdunsten kann. Unter Guttation ist somit die Abgabe von flüssigem Wasser durch die Pflanzen zu verstehen.
    Zu diesem Vorgang, den wir mitunter auch bei unseren Zimmerpflanzen (Efeutute, Dieffenbachie, Fensterblatt, Zantedeschia, Stromanthe) beobachten können, kommt es immer dann, wenn die Pflanze sehr gut mit Wasser versorgt ist und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Ein Boden, der wärmer als die Luft ist, fördert den Guttationsprozess. Insekten, wie zum Beispiel Bienen, nutzen das Guttationswasser, das häufig auch über die Blätter von Erdbeeren, Kapuzinerkresse, Ackerschachtelhalm, Franzosenkraut, Blumenkohl, jungem Getreide und Mais abgegeben wird, um ihren Durst zu stillen. Da die morgens auftretenden Tautropfen, die auf Fortbestand des schönen Wetters hinweisen, meist wie Perlen und unregelmäßig auf der Blattfläche liegen und von dort verdunsten, besteht keine Gefahr der Verwechselung mit den Guttationswassertröpfchen, die relativ gleichmäßig an den Blatträndern angeordnet sind. In alter Zeit versuchten Alchemisten, Gold aus diesen Tröpfchen zu gewinnen.
    Natürlich können Taubildung und Guttation gleichzeitig auftreten. In den frühen Morgenstunden finden bei starker Abkühlung einer an sich trockenen Luftmasse in unmittelbarer Bodennähe bis zum Taupunkt Kondensationsvorgänge statt, die zur Bildung von Tau führen. Parallel dazu kann man Guttation beobachten, sofern eine reichliche Bodenfeuchteversorgung der Pflanzen gegeben ist. Doch bei dem durch Taubildung zu erwartenden Fortbestand trockenen und freundlichen Wetters werden die Guttationswassertröpfchen genau wie die Tautropfen rasch verdunsten.
    Regel-Variation
    »Schmückt sich’s Frauenmantelblatt mit Diadem, wird Regenwetter für den Wanderer zum Problem.«

    Das ist bei Zustrom sehr feuchter Luft nicht der Fall. Denn darin kann sich aufgrund vertikaler Durchmischung kaum eine stark stabile, die Taubildung fördernde bodennahe Schichtung aufbauen. Insofern kann uns der auf den Frauenmantel bezogene Reim ein guter Ratgeber im Hinblick auf die weitere Wetterentwicklung sein. Die für den Frauenmantel volkstümliche Bezeichnung »Gewittergras« rührt von dem alten Brauch her, aus dieser Pflanze gefertigte Büschel oder Kränze zur Abwehr von Blitz und Donner an Dachfirsten, Fenstern, Toren und Türen aufzuhängen.

»Hält der Ackergauchheil seine Blüten offen, darfst du auf schönes Wetter hoffen.«
    Dieses kleinwüchsige Unkraut kann im Sommer dem Naturfreund Auskunft über das bevorstehende Wetter geben. In alter Zeit wurde der von Juni bis Oktober blühende Ackergauchheil als »das Wetterglas des armen Mannes« bezeichnet. Hält die kleine einjährige Wildpflanze, die nährstoffreichen Boden und einen sonnigen Standort liebt, ihre orangeroten bis zinnoberroten Blüten geschlossen, muss man mit Regen rechnen. Begegnen wir dem Ackergauchheil jedoch mit geöffneten Blüten, so setzt sich das freundliche Wetter fort. Das kleine Gewächs, dessen ursprüngliche Heimat sich heute nicht mehr feststellen lässt und das den Menschen begleitet, seit dieser Ackerbau betreibt, trägt auch die Namen »Wetterkraut« und »Nebelpflanze«. Überschreitet nämlich die relative Luftfeuchtigkeit 80 Prozent, so verschließt sie ihre Blüten und weist damit auf eine zunehmende Nebelneigung bzw. auf eine sich vergrößernde Niederschlagswahrscheinlichkeit hin.
    Bei freundlichem Wetter pflegt der Ackergauchheil seine Blüten gegen acht Uhr zu öffnen, um sie spätestens gegen vier Uhr nachmittags wieder zu schließen. Wegen seiner zeitlichen Verlässlichkeit wurde er zum Bestandteil einer von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné 1745 erstmals angelegten Blumenuhr. Offenbar besitzt die kleine Pflanze sowohl gegenüber den Lichtverhältnissen als auch gegenüber der Luftfeuchtigkeit sehr sensible Rezeptoren. Die auch als »Weinbergstern« und wegen ihrer rötlichen Färbung als »Blutstropfen« bezeichnete Pflanze kann daher bei schönem Wetter auch zur Abschätzung der Tageszeit genutzt werden. Wie der Ackergauchheil gibt die Vogelmiere, eine ähnlich kleine, nur weiß blühende Wildpflanze,

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