100 Bauernregeln, die wirklich stimmen
in Erscheinung treten, wie »Wenn der Frauenmantel schwitzt, bald Regen uns im Nacken sitzt«, »Späte Rosen im Garten, der Winter lässt warten«, »Wenn die Mücke stechen tut, tut bald Gewitterfrische gut«, »Geht der Fisch nicht an die Angel, ist an Regen bald kein Mangel« und »Je höher die Ameisenhügel, desto straffer des Winters Zügel«. Einigen der hier erwähnten Sprüche mit prognostischem Charakter werden wir im Buch wieder begegnen.
Lostage als Wetterpropheten
Im Bewusstsein älterer Menschen spielen Tage, an denen man besonders auf das Wetter achten sollte, sogenannte Lostage, eine große Rolle. Zu den wohl bekanntesten zählen Mariä Lichtmess (2. Februar), der 40-Ritter-Tag (9. März), Sankt Georg (23. April), die Eisheiligen (11. bis 15. Mai), der Johannistag (24. Juni), der Siebenschläfer (27. Juni), Siebenbrüder (10. Juli), Mariä Himmelfahrt (15. August), Sankt Michael (29. September), Sankt Lukas (18. Oktober), der Katharinentag (25. November) und der Luzientag (13. Dezember). Man tut jedoch gut daran, die Lostagssprüche nicht wörtlich auf einen Tag zu beziehen. Hinzu kommt, dass diese wahrscheinlich in einer Reihe von Fällen der Geschäftstüchtigkeit der Kalendermacher zu verdanken sind.
Mit so mancher Witterungsregel lässt sich schon sehr früh vorhersagen, ob es einen schneereichen Winter geben wird.
Außerdem ist es mit der genauen Datierung so eine Sache, denn häufig ist unbekannt, ob diese Bauernsprüche und Wetterregeln älter sind als die im Jahre 1582 von Papst Gregor XIII. durch eine Bulle verordnete Kalenderreform. Der im Mittelalter genutzte julianische Kalender hatte nämlich ein Jahr, das um elf Minuten länger als das astronomische Jahr war. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich dieser geringe Zeitunterschied bis auf zehn Tage aufsummiert. Aus diesem Grund ordnete Papst Gregor an, dass dem 4. Oktober 1582 unmittelbar der 15. Oktober zu folgen habe. Nur in den seltensten Fällen dürften nach der Kalenderreform die Bauernregeln umdatiert worden sein. Ein Bauernspruch aus jener Zeit beklagt die dadurch eingetretene Verwirrung: »O’ Papst, was hast Du angericht’ mit Deinem heillosen Gedicht, dass du verkehret hast die Zeit, dadurch irr’ gemacht uns arme Leut, dass wir nun mehr kein Wissen haben, wann man soll pflanzen, säen, graben.« Aufgrund der Kalenderreform bereitet die Interpretation mancher Lostagsregel Schwierigkeiten.
100 Regeln, die ins Schwarze treffen
Natürlich wird sich der voranschreitende Klimawandel teils negativ, teils positiv auf die »Trefferquote« vieler Bauernregeln auswirken. Auch wenn so manche Regel uns nicht mehr brauchbar erscheint, so gehört sie doch zum bewahrenswerten Kulturgut. Es ist ein Anliegen dieses Buches, manchen Kritiker der vom Volksmund überlieferten Spruchweisheiten nachdenklich zu stimmen und ihn offener für das Denken des Landmanns in früherer Zeit zu machen. Das Buch umfasst hundert Bauernregeln, die sich für eine Vorhersage des Wetters, der Witterung und des Ertrages landwirtschaftlicher und gärtnerischer Kulturpflanzen eignen. Die Wetter-, Witterungs-, Pflanzen-, Tier- und Ernteregeln werden in fünf Abschnitten gesondert behandelt. Darüber hinaus befasst sich ein Kapitel mit nicht zutreffenden Bauernregeln. Viel Spaß beim Lesen wünscht
Dr. Jurik Müller
Plößnitz, August 2011
Der Nordwind ist ein rauer Vetter – Wetterregeln für die kurzfristige Prognose
Diese Art von Bauernregeln erlaubt einen vorsichtigen Blick auf die Wetterentwicklung in den nächsten Stunden oder Tagen. Wind, Wolken oder Nebel gaben den Bauern, als es noch keine Wetterberichte oder Warnungen im Radio oder Fernsehen gab, wichtige Hinweise darauf, wie sie mit ihrer täglichen Arbeit weiter verfahren sollten, ob es Petrus gut oder schlecht mit ihnen meinte.
»Geben Ring oder Hof sich Sonne und Mond, bald Regen und Wind uns nicht verschont.«
Bereits in den Keilschrifttafeln der Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipal (668 bis 626 v. Chr.) heißt es sinngemäß: »Wenn ein Halo (Sonnenring) die Sonne umgibt, wird Regen fallen.« Ob die damals im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris lebenden Menschen eine Erklärung für diese richtige Feststellung hatten, bleibt fraglich. Heute wissen wir, dass der weite farbige Ring um Sonne oder Mond durch Zerlegung des weißen Sonnenlichts in seine Spektralfarben entsteht: Durch Eiskristalle in hohen Schleierwolken erfolgt eine Brechung der Sonnenstrahlen.
Diese Schleierwolken
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