1.000 Euro für jeden
Euch das doch so
hocherhaben und mächtig macht?! Und womit habt Ihr das alles verdient? Damit,
dass Ihr gnädig zur Welt zu kommen geruhtet. Und das ist schon alles.«
Der
Figaro wurde in Frankreich zur Symbolfigur eines Mannes, der zwar ohnmächtig,
aber im Bewusstsein seiner natürlichen Rechte aufsässig ist und sich in freier
Rede, mit Witz und Verstand gegen die adelige Übermacht durchsetzt. Die
französische Tageszeitung Le Figaro , die inzwischen einem Rüstungskonzern gehört, hat
sich in Anspielung auf den Nachrichten vermittelnden Barbier nach ihm benannt.
Der Autor des Stücks, Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, war
selbstverständlich Unterstützer der Revolution von 1789.
Voltaire
und Rousseau hingegen sollten den Sturm auf die Bastille ebenso wenig erleben
wie die Erklärung der Menschenrechte, zu der sie mit ihren Schriften viel
beigetragen hatten. Sie starben beide 1778. Rousseaus Gedanken prägten die
radikaldemokratische Entwicklung der Revolution maßgeblich – unter anderem
seine Kritik des Eigentums als Ursache der Ungleichheit zwischen den Menschen
und seine explizite Kritik an den Gesetzen, die ungerechte Besitzverhältnisse
schützten. Voltaire verbreitete mit einer Fülle von Publikationen die Ideen
anderer – vor allem kritischer Aufklärer, die sich für Religionsfreiheit
oder die Kraft der Vernunft einsetzten. Meinungsfreiheit war ihm mit das
höchste Gut; berühmt wurde der ihm zugewiesene Satz: »Ich bin zwar völlig
anderer Meinung als Sie, aber ich werde mich dafür totschlagen lassen, dass Sie
Ihre Meinung sagen dürfen.« Die Schwäche seiner aufklärerischen Position
offenbarte sich aber darin, dass er das gemeine Volk nicht am Staatswesen
beteiligen wollte. Er dachte beim Kampf für Freiheit und gleiche Rechte vor
allem an seinesgleichen, das Bürgertum. Der »Dritte Stand«, den er als
»Canaille« beschimpfte, galt ihm als »unbelehrbarer Pöbel, der zur
Selbstbildung weder die Fähigkeit noch die Zeit habe«. Gerade seine Fixierung
auf die Kraft der Vernunft machte es ihm unmöglich, sich eine wirkliche
Demokratie vorzustellen: Das Volk war ihm eine ungebildete Masse, die zur
vernünftigen Diskussion nicht in der Lage war. So gab es die Einführung einer
allgemeinen Schulpflicht nur in der Theorie, in der Praxis dauerte es bis ins
zwanzigste Jahrhundert, bevor in Frankreich oder Deutschland das allgemeine Recht
auf Schule durchgesetzt war. Gleiches gilt für die Rechte der Frauen.
Die
Vorkämpferin des Feminismus, Olympe de Gouges, die sich als Metzgerstochter
ihre Bildung weitestgehend selbst erarbeiten musste – rund 85 Prozent
der Frauen waren damals Analphabetinnen – und erst mit dreißig Jahren zur
Schriftstellerei fand, publizierte im September 1791 ihr berühmtes Manifest,
zwei Jahre nach der Erklärung der Menschenrechte: »Die Rechte der Frau –
An die Königin«. Vorweg stellt sie die provokative Frage »Mann, bist du fähig,
gerecht zu sein?«, um auf den folgenden Seiten pointiert die Selbstgefälligkeit
des zeitgenössischen Mannes zu kritisieren: »Extravagant, blind, von den
Wissenschaften aufgeblasen und degeneriert, will er in diesem Jahrhundert der
Aufklärung und des Scharfsinns in krasser Unwissenheit und despotisch über das
Geschlecht befehlen, das selbst alle intellektuellen Fähigkeiten besitzt.«
Systematisch
ergänzt sie die Erklärung der Menschenrechte Artikel für Artikel um das, was
die Männer »vergessen« hatten – die Rechte der Frauen. In Artikel 1
heißt es dann: »Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Mann gleich in allen
Rechten.« Das mag aus heutiger Sicht wenig spektakulär klingen, doch damals war
es das bedeutende Manifest für die
Rechte derjenigen, die in den revolutionären Unruhen selbst keine geringe Rolle
gespielt hatten: Die Frauen waren massiv an den revolutionären Kämpfen und der
Befreiung beteiligt gewesen. Allein bei dem berühmten Marsch nach Versailles am
5. Oktober 1789 hatten sich unter dem Geläut der Sturmglocken mehrere
Tausend Frauen in Paris zusammengetan, um vor dem Palast des Königs zu
protestieren. Sie waren es, die den Monarchen und seine Familie aus dem Schloss
zwangen und in die Stadt trieben.
Doch
die kämpferischen Schriften von Olympe de Gouges und die Freiheitsansprüche der
Pariser Frauen waren offenbar zu revolutionär für die ersten europäischen
Demokraten. Als 1794 die Verfassung der Französischen Republik verabschiedet
wurde, waren Feudalwirtschaft und Sklaverei
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