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1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stiegen Bilder vor seinem inneren Auge auf. Er sah Wyskynen, der vor ihm saß und Bericht erstattete - der Prodheimer-Fenke war gerade aus der Stadt zurückgekehrt und brachte die Nachricht mit, daß die Betschiden mit Doevelnyk aus der Gefangenschaft entkommen waren. Cylam wußte, daß er zu diesem Zeitpunkt keine Chance hatte, an die drei Freunde heranzukommen. Darum hatte er sich dazu entschlossen, bis zum Morgen zu warten und dann Kontakt zu Carzykos aufzunehmen.
    Aber als er das tun wollte, waren drei Besucher aufgetaucht, zwei Kranen und ein Tart.
    Sie hatten sich als Mitarbeiter der Lugosiade ausgegeben.
    Cylam hatte sich lange Zeit gegen den Gedanken gewehrt, auf der Lugosiade antreten zu sollen. Er stellte sich nicht gerne zur Schau. Seiner Ansicht nach waren die alten Kampftechniken ohnehin etwas, das man nicht im Rahmen irgendeiner Veranstaltung demonstrieren konnte. Unwissende Zuschauer mochten dabei auf die unsinnige Idee kommen, daß es lediglich darum ging, einen Gegner auf möglichst raffinierte Weise umzubringen und zu vernichten. Wie sollte man solchen Leuten zeigen, daß das genaue Gegenteil zutraf? Ein wirklich guter Kämpfer hatte seinen Geist, seinen Körper, seine Waffen und seine Gegner unter so vollkommener Kontrolle, daß er es nicht mehr nötig hatte, ständig nur zu töten und zu verletzen. Er konnte es sich erlauben, für Frieden und Verständnis einzutreten - auch Wesen gegenüber, die körperliche Kraft über geistige Fähigkeiten stellten und jeden noch so geschickten, aber im direkten Kampf unterlegenen Diplomaten als Schwächling einstuften. War es schon schwierig, diese Dinge einem nicht vorbelasteten Publikum zu demonstrieren, so wurde es schier unmöglich, wenn es um die geistigen und moralischen Fähigkeiten ging, ohne die ein Kämpfer von Cylams Rang nicht vorstellbar war.
    Natürlich hatten schon viele Kämpfer an einer Lugosiade teilgenommen, aber keiner hatte je das Ziel erreicht - das Spiel blieb anderen vorbehalten. Cylam, der die Gründe für diesen Mißerfolg erkannt hatte, haßte Mittelmäßigkeit und Niederlagen. Er war nicht gewillt, an den Spielen teilzunehmen, wenn er nicht wenigstens eine geringe Chance für ein gutes Abschneiden sah. Darum hatte er sich hartnäckig geweigert, seine Teilnahmebereitschaft offiziell zu bestätigen. Er fand es verständlich, daß man nun diese drei Männer zu ihm schickte, um diesen Punkt zu klären.
    Aber die drei hatten ganz andere Pläne, als nur seine Einwilligung zu ergattern.
    Seltsamerweise hatte Cylam keinen Verdacht geschöpft, als der eine Krane ihn bat, Wyskynen herbeizurufen. Als der Prodheimer-Fenke zur Stelle war, öffnete der Tart eine Tasche, in der Cylam Papiere vermutet hatte. Es waren aber keine Papiere darin gewesen. Die Tasche enthielt einen Behälter mit einem Nervengas, das sofort ausströmte.
    All ihre Schnelligkeit und ihre Kraft hatten ihnen nichts mehr genützt. Die drei Besucher dagegen waren gegen das Gas immunisiert gewesen, und sobald Cylam und Wyskynen zusammengebrochen waren, hatten sie zusätzlich Atemmasken angelegt. Der Rest der Erinnerungen war ein wildes Gewirr von Bildern. Er hatte Messer gesehen und Schmerzen gespürt, aber er hatte kaum verstanden, was mit ihm und dem Prodheimer-Fenken geschah, und dann war die Dunkelheit gekommen.
    „Deine Freunde im Haus der Kämpfer haben schnell herausgefunden, daß es sich um reinen Mord gehandelt hat", bemerkte Jurtus-Me. „Sie waren bereit, jeden umzubringen, der als Täter in Frage kam."
    Sie schwieg und wartete wohl darauf, daß Cylam etwas zu diesem Punkt sagte, aber der Krane war zu jenem Zeitpunkt nicht fähig, so zu reagieren, wie sie es sich vorstellte. Da er das wußte, hielt er lieber den Mund.
    „Es ist uns gelungen, sie zu beruhigen", fuhr Jurtus-Me schließlich fort. „Wir haben sie wissen lassen, daß die Bruderschaft dahintersteht. Einige von ihnen haben sich bereit erklärt, von nun an aktiv gegen die Organisation zu arbeiten."
    Cylam schwieg immer noch. Er dachte voller Trauer an Wyskynen, der sich ihm bei einer ganz ähnlichen Gelegenheit angeschlossen hatte.
    „Wirst du weitermachen, wenn du wieder gesund bist?" fragte die Kranin nach geraumer Zeit.
    „Ich bin sehr müde", sagte Cylam langsam. „Man hat mir meinen Spoodie gestohlen, und mit ihm ist mir auch aller Schwung abhanden gekommen. Es bereitet mir unsagbare Mühe, mich zu konzentrieren. Aber diese Schwäche werde ich überwinden. Ich werde etwas Zeit dazu brauchen und mich

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