105 - Atoll des Schreckens
widerlichen Gegner. Sie sah nichts mehr und konnte nicht einmal mehr
schreien.
Eine
einzige breiige Masse aus Tangfäden verdeckte ihre Augen und ihren Mund.
Doreen
Haskins wurde ins Meer gezerrt. Blubbernd schlug das Wasser über ihrem Kopf
zusammen. Die unheimlichen Meeresbewohner nahmen ihr neues Opfer mit in die
Tiefe.
●
„Das
ist das geilste Blond, das du jemals getragen hast“, sagte eine fröhliche
Stimme von der Tür her.
Morna
Ulbrandson, die attraktive PSA-Agentin, mußte den Kopf nicht drehen, um zu
wissen, von wem sie stammte. „Kaum bricht der Morgen an, hat er schon wieder
ein fröhliches Lied auf den Lippen.“ Morna schloß die Spiegeltür, in der sie
sich begutachtet hatte. Sie war reisefertig angezogen. Ihr Büro in dem geheimen
unterirdischen Komplex der PSA war pieksauber.
„Das
ist immer dann bei mir der Fall, wenn ich dich längere Zeit nicht gesehen
habe.“ Larry Brent strahlte.
Seit
dem Vorabend hielt er sich in New York auf. X-RAY-1 hatte seinen besten Agenten
darüber informiert, daß ein Flug nach Tahiti gebucht sei. Seine Stimme hatte
sehr ernst geklungen. Daß Larry Brent und Morna Ulbrandson für eine weite Reise
vorgesehen waren, hatte seinen besonderen Grund.
Die
charmante Schwedin mit der Mannequinfigur und den grünen Nixenaugen blickte den
Kollegen kritisch an. „Na“, meinte sie, „wahrscheinlich war's doch ein bißchen
spät letzte Nacht. Du bist das Nachtleben in New York nicht mehr gewöhnt.“
„Nachtleben
schon. Aber nicht mit dir als Begleiterin. Das haut einen ganz schön um.“
„Und
genauso fühlst du dich wohl jetzt auch, wie?“
„Wenn
ich in New York bin, habe ich stets die gleichen Gefühle. Deswegen ist es immer
gut für mich, so schnell wie möglich wieder zu verschwinden.“
„Aha.
Und was sind das für Gefühle?“
„Solche,
die ich mir auf Dauer eigentlich nicht leisten kann, Schwedenfee. Ich bin dann
immer hungrig, arbeitsscheu, lüstern und müde. Und jetzt komm!“ Er packte sie
unter dem Arm. „Draußen wartet unsere Staatskarosse, die uns zum Flughafen
bringt. Halten wir uns hier nicht länger auf, damit mich meine Gefühle nicht
übermannen.“
„Oh“,
sagte Morna mit spitzen Lippen. „Bist du zum Kannibalen geworden? Hast du die
Absicht, mich zu fressen?“
„Das
weniger, Blondie. Ich habe eigentlich mehr an etwas anderes gedacht.“
●
Die
Maschine startete um Viertel nach sieben Uhr morgens. Sie flogen in einem
Jumbo. In der Bar sprachen sie bei einem Drink über das, was ihnen bevorstand
und worüber sie noch so wenig wußten.
„Von
zwei Tatsachen können wir ausgehen“, faßte X-RAY-3 zusammen.
„Erstens:
Es handelt sich offensichtlich um keine normalen Entführungen. Die einheimischen Behörden weisen darauf hin,
daß ein Bewohner eine Aussage über die mysteriöse Todesschwadron machen wollte,
dazu aber nicht mehr gekommen ist, weil er seltsamerweise kurz vor seiner
Aussage starb.“
Auch
Morna kannte diese Hintergründe. Ihr waren die gleichen Unterlagen zur
Verfügung gestellt worden wie Larry. „Der Mutige ist in seinem Boot gestorben.
Herzschlag, steht im Totenschein. Dabei ist er ganz gesund
gewesen.“
„Vielleicht
ist er vor irgend etwas zu Tode erschrocken oder hat sich so aufgeregt, daß sein
Herz aussetzte. Gehen wir zu Punkt zwei über: die verschwundenen Frauen. Die
Bilder haben wir dabei. Ich habe sie sehr gründlich studiert.“
„Das
kann ich mir denken, Larry. Da ist ja ein Konterfei schöner als das andere.“
„Und
die Schönen hatten alle blonde Haare.“
„Ob
die echt waren?“ Er zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Das hätte ich allerdings
sehr schnell festgestellt.“
Sie
nippte an ihrem Drink. „Ja, ich weiß. Du hast da deine eigenen Methoden. Aber
es gibt noch einen dritten Punkt, den wir jetzt wissen. Ich denke an Doreen
Haskins.“
Bei
den Nachforschungen, die der Nachrichtendienst der PSA angestellt hatte, war
herausgekommen, daß Doreen Haskins mit Wissen ihres Verlages in die Inselwelt
gereist war, um dort auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen.
Und
auch Doreen Haskins war blond!
„Hoffentlich
hat sie da keinen Fehler begangen“, murmelte X-RAY-3.
„Jetzt
ist dir diese Aufgabe zugefallen, als Köder zu fungieren, während ich auf der
faulen Haut liege und nur hin und wieder einen Blick auf dich zu werfen
brauche, um festzustellen, ob du noch da bist.“
●
Über die bisher ungeklärten und mysteriösen
Weitere Kostenlose Bücher