1057 - Vampirhölle London
mit der Waffe zu!
Es war ein huschender und halbkreisförmig angesetzter Schlag.
Ich hatte die Beretta umgedreht und erwischte das Gesicht des Vampirs mit dem Griff. Bei einem Menschen hätte ich Skrupel gehabt. Nicht bei dieser blutgierigen Bestie.
Wieder wurde sie zu Boden gewuchtet und rutschte sogar noch ein Stück darüber hinweg. Dadurch war meine Sicht frei geworden.
Auch Sukos Wohnungstür hatte sich geöffnet. Shao war über die Schwelle getreten und konnte kaum fassen, was hier ablief. So zumindest sah sie aus. Ich konnte mich nicht um sie oder Suko kümmern, denn Tronk war auch durch den letzten Treffer noch nicht erledigt worden.
Er stemmte sich wieder hoch. Der Kopf hielt er dabei gesenkt. So sah er nicht, daß ich die Kette über mein Haar gestreift hatte und das Kreuz jetzt in der Hand hielt.
Es war die Waffe gegen Vampire!
Noch in der Bewegung erwischte es Tronk. Ich hielt das Kreuz nur für einen Moment gegen sein mir zugewandtes Gesicht. Ich sah es einen Augenblick noch normal, und dann nicht mehr.
Das Kreuz zeigte seine Wirkung. Zuerst verzerrte sich die Fratze, dann hörte ich das Zischen, und einen Augenblick später riß die Haut entzwei wie dünnes Papier. Mit dem Fuß stieß ich den fallenden Blutsauger zur Seite, um freie Bahn zu haben.
Noch war der mit dem Pferdeschwanz da. Wie es passieren konnte, wußte ich nicht, jedenfalls hing er wie eine schwere Klette an meinem Freund Suko. Er hatte es geschafft und ihn gegen die Wand gedrückt. Dabei bewegte der Untote schon seinen Kopf nach vorn, weil er die Zähne in Sukos Hals hacken wollte.
Es gelang ihm nicht. Suko war letztendlich gewandter und stärker. Durch einen Kniestoß befreite er sich. Der Vampir torkelte zurück, das sah ich ebenfalls, weil ich auf dem Weg zu ihm war.
Leider sah ich noch mehr, denn der Zufall wollte es, daß der Vampir genau auf Shao und die offene Wohnungstür zuschwankte.
Suko schrie eine Warnung. Er hatte das gleiche gesehen wie ich.
Es war zu spät. Ich konnte auch nicht schießen, denn Kesslee war bereits zu nahe an Shao herangekommen. Er stieß gegen sie, griff instinktiv zu und riß sie zu Boden, denn er selbst fiel ebenfalls.
Shao schrie nicht. Wir sahen sie nur in der Wohnung verschwinden und auch ihre zappelnden Beine.
Suko hatte keine Sekunde gezögert. Er sprang hinter den beiden her. Ich war ebenfalls da, und an der Tür stießen wir fast zusammen und behinderten uns gegenseitig.
Shao lag auf dem Rücken. Kesslee drückte sie mit seinem Gewicht gegen den Boden. Shao hatte es geschafft, ihre Arme zwischen sich und dem Körper des Vampirs zu bringen und ihn so etwas von sich wegzudrücken. So war er noch nicht zu einem Biß gekommen.
Suko wollte ihn packen.
»Nein, das mache ich!«
Diesmal preßte ich das Kreuz gegen den Rücken des Untoten. Es war nur eine kurze, leichte Berührung, aber die Wirkung war frappierend. Der Körper wuchtete in die Höhe, wie von einem Gummiband geschleudert. Mit einem Stoß räumte ich ihn zur Seite, hinein in den Flur, wo ihn die Wand stoppte.
Da stand er plötzlich wie angeklebt. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Sein Gesicht zuckte unaufhörlich, und an seinem Rücken schlugen plötzlich kleine Flammen in die Höhe.
Der Blutsauger brannte!
Er verbrannte.
Er sonderte widerlich stinkenden Rauch ab, während die kleinen Flammen ihre Nahrung fanden. Sie waren wie spitze Messerschneiden, die in eine weiche Masse hineinglitten. Von ihm drohte uns keine Gefahr mehr. Suko half Shao auf die Beine, während ich mich um den anderen Blutsauger kümmerte.
Mein Kreuz hatte ihn am Kopf erwischt. Sein Gesicht sah nicht mehr so aus wie wir es kannten. Es befand sich im Stadium der Auflösung. Die Haut war zu einem feuchten Schmier geworden, durch den die hellen Knochen schimmerten. Auch seine Hände hatten ihre blasse Farbe verloren. Die Haut war dabei, sich zusammenzuziehen. Sie würde irgendwann in der nächsten Minute abplatzen, so daß auch hier die Knochen durchkamen. Er und auch Kesslee gehörten zu den alten oder älteren Vampiren, die nach der Erlösung nicht mehr als Körper zurückblieben, sondern nur als staubige Reste.
Ich hörte Sukos scharfe Stimme. Er sprach auf einige Mitbewohner ein, die durch den Lärm erwacht waren und in ihren Türen standen. Suko scheuchte sie zurück.
Wer hier wohnte, der wußte auch, mit wem er Tür an Tür lebte.
Die Menschen gehorchten. Sie waren vielleicht froh, daß sie zurückgeschickt wurden. Aus eigener Kraft hätten
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