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1059 - Fels der Einsamkeit

Titel: 1059 - Fels der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schreien zur Seite, um von den glühenden Tropfen nicht getroffen zu werden. Eine zweite Erschütterung ließ den Fels in seinen Grundfesten erzittern. Die Decke spaltete sich vollends. Eine Steinlawine ergoß sich über das Innere der Höhle.
    Nikki sah hoch über sich den wolkenverhangenen, bleigrauen Himmel.
    „Dort hinauf!" schrie sie.
    Wido meldete sich auf der Nebenfrequenz.
    „Reicht euch das?" fragte er.
    „Es reicht, Wido", antwortete Nikki. „Feuer einstellen!"
    Sie schwebten in die Höhe. Über der Öffnung, die die zur Hälfte eingestürzte Decke bildete, erschien der Umriß der DAKOTA. Binnen weniger Sekunden hatten sie die von knurrenden, kreischenden Rollschwämmen erfüllte Höhle hinter sich gelassen und schwebten auf die offene Schleuse der Space-Jet zu.
    Nikki sah sich um. Unwillkürlich hatte sie damit gerechnet, Verfolger zu sehen. Was für eine verrückte Idee, dachte sie. Amöben können nicht fliegen.
    Hinter Irmina schwang sie sich ins Innere der Schleusenkammer.
     
    *
     
    Eine innere Unruhe bewog Jen Salik, sich in die unförmige Hülle einer Überlebensmontur zu zwangen und die Kuppel zu verlassen. Er wollte sich den Wall der EM-Schwämme aus der Nähe ansehen. Es war nicht etwa so, daß er den Patrouillen nicht traute, die den Wall ständig im Auge behielten. Aber sie versahen ihre Aufgabe routinemäßig. Sie hatten zu beobachten, nicht nachzudenken. Seine Spezialität dagegen war das Lösen von Problemen. Es mochte sein, daß er eine Möglichkeit fand, die Bedrohung, die von den Fremdwesen ausging, zu neutralisieren.
    Er bewegte sich in dreißig Metern Höhe und glitt jenen Teil des Walles entlang, der der Südschleuse der Lagerkuppel gegenüber lag. Er hatte nicht viel Zeit. Nach seiner Rechnung begann die nächste Diaspongin-Sprühung in weniger als zwanzig Minuten. Bis dahin wollte er ins Lager zurückgekehrt sein. Er musterte die ungeheure Menge der Kriechschwämme, die sich in dauernder Bewegung befand, weil ständig neue Kreaturen von außerhalb des Kreises hinzuströmten. Er flog über den Wall hinweg und entdeckte die Rollschwämme, die auf der dem Lager abgewandten Seite in Deckung gegangen waren.
    Was er sah, beeindruckte ihn weitaus mehr, als selbst die ausführlichste Beschreibung es vermocht hätte. Die Rollschwämme hatten sich in gleichmäßigen Abständen postiert. Alle zwanzig Meter lag einer - reglos, lauernd, auf den entscheidenden Augenblick wartend.
    Zweifellos kontrollierte jeder der intelligenten Schwämme seinen eigenen Abschnitt des Walles. Sie waren die Feldherren - die Kriechschwämme die Truppen."
    Jen spähte ins Tal hinaus. So weit der Schein seiner Helmlampe reichte, sah er Massen von EM-Schwämmen, die auf den Wall zustrebten. Hin und wieder entdeckte er einen Rollschwamm, der sich vom Wind dahintreiben ließ und mitunter komplizierte Manöver ausführte. Die Kriechschwämme waren unintelligente, vom Instinkt geleitete Geschöpfe, die einen Teil des Walles nicht vom anderen unterscheiden konnten. Aber je näher sie dem Belagerungskreis kamen, desto deutlicher wurde es, daß der stetige Zustrom sich in mehrere Äste aufspaltete, so daß die Neuankömmlinge annähernd gleichmäßig über den Gesamtumfang des Walles verteilt wurden. Jen fand keinen Beweis für seine Annahme, aber er war überzeugt, daß die Rollschwämme es waren, die die Organisation bewirkten.
    Er kehrte um und hielt auf die Schleuse zu. Das schwere Schott öffnete sich bereitwillig, nachdem er die entsprechende Taste auf der Schaltleiste am linken Arm betätigt hatte. Er überließ es den automatischen Sensoren des Gravo-Paks, die Angleichung an die künstliche Schwerkraft im Innern der Kuppel herbeizuführen.
    Nachdem er das Außenschott gesperrt hatte und der Druck- und Luftaustausch bewirkt worden war, trat er an einen leeren Robotschrank heran und ließ sich beim Ausziehen der schweren Montur helfen. Es geschah in diesem Augenblick, daß er den kleinen Schimmelfleck bemerkte, der sich auf der Tür eines der belegten Schränke festgesetzt hatte. Er trat hinzu und musterte das Gebilde, das wie ein Wattetupfen wirkte, mit nachdenklichem Blick. Einen Augenblick lang war er versucht, den Schimmel abzukratzen und zur Analyse ins Labor zu bringen. Dann entschied er sich anders. Die Ereignisse der letzten Tage ließen es wenig geraten erscheinen, eine unbekannte Substanz mit der bloßen Hand zu berühren.
    Die Schleusenkammer enthielt zwei Interkom-Anschlüsse. Er drückte die rote Taste,

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