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106 - Schatten des Krieges

106 - Schatten des Krieges

Titel: 106 - Schatten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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mehrmals fintierte, um dann aus sicherer Position heraus zu attackieren. Keiner der Gaffer machte Anstalten, ihn an seinem Vorhaben zu hindern.
    Zumindest keiner von denen, die Aiko sehen konnte.
    Als Eriik jedoch auf ihn zu stürzte und mit der Rechten ausholte, um die Klinge in einem tödlichen Schwinger in Aiko hineinzuhämmern, brach er wie vom Blitz getroffen zusammen. Erst als er schon ausgestreckt am Boden lag, konnte Aiko sehen, wer den Kerl niedergestreckt hatte.
    Honeybutt! Endlich!
    Schweiß glänzte auf der schwarzen Stirn seiner Gefährtin.
    Sie musste seine Not schon von weitem erkannt haben und so schnell wie möglich herbei geeilt sein. Den Armbruster in der Hand, stand sie vor ihm. Die Waffe, halb Armbrust, halb Energieblaster, die sie Eriik übergezogen hatte, beschrieb einen Halbkreis, um die Neugierigen auf Distanz zu halten.
    »Das ist eine Privatangelegenheit!«, warnte sie. »Besser, es mischt sich niemand ein!«
    Ihre Worte dröhnten laut in Aikos Ohren wider. Gleich darauf spürte er, wie alle Taubheit von ihm abfiel und er sich normal bewegen konnte. Die Lethargie ließ nach. Ausgerechnet jetzt, nachdem die Gefahr vorüber war.
    »Los, hoch mit dir!«, forderte Honeybutt. Um ihrer Aufforderung Nachdruck zu verleihen, packte sie Aiko unter der rechten Achsel und zerrte ihn empor. »Nun mach dich nicht so schwer, wir haben's eilig.«
    Der Cyborg schlug ihre Hände verärgert zur Seite und stand aus eigener Kraft auf. »Schnauz mich nicht an!«, gab er zurück.
    »Wer hat sich denn stundenlang abgesetzt und mich alleine zurück gelassen?«
    Es war die Enttäuschung, die aus ihm sprach, doch als er den verletzten Ausdruck in Honeybutts Augen sah, taten ihm die groben Worte sofort wieder Leid. Aber dies war nicht der Zeitpunkt für Entschuldigungen.
    Eriik rappelte sich bereits wieder vom Boden auf. Seinen Faustdolch ließ er wohlweislich liegen. Lieber reckte er seine durchbohrte Hand anklagend in die Höhe, damit alle das Blut sehen konnten. »Schaut, was mir der Eisenfreek angetan hat!«, jammerte er dabei.
    Aiko zog den Dorn wieder ein und hob drohend die geballte Faust. Für Sekunden malte er sich aus, wie er Eriik den Kiefer zerschmetterte und ihn mit einem einzigen Hieb zu Boden schickte. Doch er bezähmte die gewalttätige Phantasie und beließ er bei einem heiseren: »Halt lieber dein Maul, Lumpenhund!«
    Der Bettler zuckte zurück, als er die grimmige Entschlossenheit in dem zuvor so leeren Gesicht sah. Er zögerte nur kurz, bevor er sich entschied, lieber sein Heil in der Flucht zu suchen.
    Während Eriik durch die Menge entschwand, folgte Aiko seiner Freundin, die ihn zu einem nur wenige Meter entfernt stehenden Gefährt führte, das sich erst beim zweiten Hinsehen als Motorrad mit Beiwagen entpuppte.
    Die Maschine wirkte, als sei sie aus verschiedenen altertümlichen Fabrikaten zusammengeschraubt und durch geschmiedete Teile ergänzt worden. Insgesamt kein besonders Vertrauen erweckender Anblick, aber da sie hier stand, fuhr sie wohl auch. Ihre gehämmerte Verkleidung wirkte sehr wuchtig, doch in Wirklichkeit handelte es sich bei den Blechen um brüniertes Leichtmetall, das zwar große Festigkeit aber nur wenig Gewicht besaß. Die Reifen bestanden aus robustem Plastiflex. Sowohl das Vorderrad als auch die Front des Beiwagens wurden von einem dreieckigen Tierfänger umgeben, der nicht nur vor Hindernissen, sondern auch Geschossen schützen sollte.
    »Was ist das? Ein Requisit aus ›Mad Max IV‹?«, fragte Aiko.
    Natürlich kannte Honeybutt Hardy den Filmklassiker nicht, den er selbst von Jahren auf einem Multiplex-Medienplayer in Amarillo gesehen hatte, und blickte ihn ratlos an.
    Aiko verzichtete auf eine Erklärung und musterte stattdessen einige aufgeschnallte Kanister, die nach Methylalkohol stanken. Auch bei einem geringen Verbrauch würde der vorhandene Sprit niemals bis Amarillo reichen. »Wolltest du nicht eine Androne auftreiben?«, »Ich musste nehmen, was in dem geheimen Running-Man-Depot zur Verfügung stand.« Honeybutt sah ihn nicht an, als sie antwortete. Sie schien noch sauer wegen des Vorwurfs zu sein. »Statt Zeit zu verlieren, indem wir dieses Spähfahrzeug gegen ein Reittier eintauschen, können wir auch selbst damit fahren.«
    Oder plagten sie Schuldgefühle? Aiko konnte es nicht sehen.
    Auch beim Aufsteigen wandte sie ihm den Rücken zu.
    Wortlos setzte sich der Cyborg in den Beiwagen. Es war klar, dass sie fahren würde und nicht er. Niemand konnte wissen, wie

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