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106 - Schatten des Krieges

106 - Schatten des Krieges

Titel: 106 - Schatten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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McGovern bewegte sich lautlos und konzentriert am Rande des von Bäumen gesäumten Wegs entlang. Sein Team von Spähern hatte in den letzten Tagen bereits einen Großteil der Enklave am Rande von El'ay ausspioniert. Nur an das Herzstück, die unterirdischen Labors mitten auf dem Gelände, hatten sie sich noch nicht herangewagt. Es war McGoverns Aufgabe gewesen, die Sicherheitsvorkehrungen zu erkunden und Mittel zu finden, sie auszuschalten.
    Das hatte er getan - zumindest hoffte er das.
    2:00 Minuten.
    In Gedanken ging McGovern die einzelnen Etappen durch.
    Sein Team bestand aus fünf Soldaten, alles Spezialisten. Nach Ende der Frist wollten sie von zwei Seiten zu dem unterirdischen Komplex vorstoßen und durch die Lüftungsschächte eindringen. Zehn Minuten würden sie benötigen, um zu den Computerräumen zu gelangen und die Daten zu kopieren. Weitere zwei Minuten zum Verlassen des Gebäudes, noch einmal vier Minuten, bis das Gelände hinter ihnen lag. Bis dahin durften Miki Takeo und seine Wachen nichts bemerken.
    McGovern fand die Überwachungskamera mit fast instinktiver Sicherheit. Sie hing zwischen einigen Ästen in einem Baum und deckte die dicht bewaldete Rückseite des Labors ab.
    Cyborgs sind vielleicht gründlich , dachte McGovern, während er den letzten der kleinen Sender aus der Tasche nahm, aber sie haben keine Phantasie.
    Der Sender heftete sich magnetisch an die Unterseite der Kamera. Er würde die Aufnahme, die sie an die Überwachungsmonitore sendete, zum Standbild einfrieren. So lange die Cyborgs nicht auf die Idee kamen, die Signalstärke zu messen, war die Täuschung perfekt.
    1:00 Minute.
    McGovern hockte sich ins Gras und aktivierte die Sender, die er an dieser und den anderen Kameras angebracht hatte.
    Zwei Pfade hatte er so freigemacht, auf denen die Cyborgs weder etwas sehen, noch hören konnten. Alle Kameras, Mikrofone, Selbstschussanlagen waren außer Gefecht gesetzt oder getäuscht worden. Sein Team konnte gefahrlos zum Labor vordringen. Was dort geschah, ging ihn nichts mehr an. Seine Aufgabe war erledigt, die der anderen begann.
    Laub raschelte, ein Zweig knackte. McGovern zuckte zusammen und fuhr herum. Etwas Schwarzes schoss auf ihn zu, legte sich über das Display seines Helms und löschte das Grün der Landschaft aus.
    Er spürte einen zweiten Druck - eine Hand? - in seinem Nacken. Mit aller Kraft trat er nach hinten aus, so wie er es gelernt hatte. Seine Ferse kollidierte mit etwas Hartem, Unnachgiebigem. Schmerz schoss bis in sein Knie hinauf.
    Dann spürte er, wie er nach oben gerissen wurde. Die Hände, die um seinen Helm lagen, drehten seinen Kopf zur Seite. Die Panik, die in ihm aufstieg, war wie ein Stromstoß.
    Mit entsetzlich lautem Krachen brach sein Genick. Er sackte zusammen, fiel in das weiche hohe Gras und fühlte, wie sein Körper um ihn herum starb. Sein Herz hörte auf zu schlagen, sein Atem entwich in einem langen Seufzer und seine Hände, die sich zu Fäusten geballt hatten, erschlafften.
    Das Letzte, was er sah, war die blinkende rote Anzeige im Display seines Helms:
    0:00 Minuten.
    ***
    Einen Monat später
    »… und im festen Glauben daran, dass die Zukunft dieses großartigen Landes schon bald die Errungenschaften der Vergangenheit übersteigen wird.«
    Das Gesicht des Präsidenten auf dem Monitor wirkte ernst, aber dennoch zuversichtlich. Man konnte sich seiner Ausstrahlung nur schwer entziehen. Selbst General Crow, der ihn seit dreißig Jahren kannte und seine Karriere vom Abteilungsrepräsentanten über den Senat bis auf den Präsidentenstuhl begleitet hatte, spürte den Drang zu salutieren, wenn Hymes den Raum betrat.
    Manche Menschen forderten einen solchen Respekt. Hymes gehörte dazu, ebenso wie Crow, doch während der Präsident eine Wärme ausstrahlte, die es seinen Untergebenen leicht machte, ihn zu mögen, strahlte Crow eine Kälte aus, die es seinen Untergebenen leicht machte, ihn zu fürchten.
    So wie sein Adjutant Lieutenant Ramon Jesus Garcia ihn fürchtete.
    »Fünfzig.« Crow beendete sein morgendliches Fitnessprogramm mit einer letzten Liegestütze, stand auf und schnippte mit den Fingern. Garcia, der die ganze Zeit über stramm gestanden hatte, nahm wortlos ein Handtuch vom Stuhl und reichte es ihm. Er hatte gelernt, nur zu sprechen, wenn er angesprochen wurde.
    Crow wischte sich den Schweiß von der Stirn und begann seinen Oberkörper abzutrocknen. »Und, Lieutenant, was halten Sie von der Rede unseres Präsidenten?«
    Er sah die Panik in

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