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106 - Schatten des Krieges

106 - Schatten des Krieges

Titel: 106 - Schatten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Fortgehen zu hindern. Doch er war zu langsam gewesen, um sie zu halten.
    Honeybutt besorgt nur ein Transportmittel, mit dem sie mich nach Amarillo bringen kann! Gleich einem stummen Mantra wiederholte er den Satz ein ums andere Mal, damit er sich vor der nächsten Erinnerungslücke in sein Langzeitgedächtnis prägte. Und doch, obwohl er an nichts anderes denken wollte als an Honeybutts baldige Rückkehr, brannte sich noch etwas Anderes unauslöschlich in sein Gedächtnis: Die Furcht vor dem, was geschehen mochte, wenn seiner Gefährtin ein Unglück widerfuhr. Wenn sie nun überfallen, verschleppt, von wilden Tieren angegriffen oder herabfallenden Ziegeln erschlagen wurde? Was, wenn sie ganz einfach nicht wiederkam?
    Dann mochte er hier noch Tage und Wochen sitzen.
    Unbeachtet. Hilflos, stumm und starr wie ein lebendig Begrabener. Verurteilt zu einem langsamen Tod durch Hunger und Durst. Vielleicht - er erschauderte bei diesem Gedanken -, vielleicht starb er schon längst auf diese Weise, ohne es zu ahnen. Nur noch aufrecht gehalten von der trügerischen Hoffnung auf ihre Wiederkehr.
    Diese Aussicht erfüllte Aiko mit tiefer Traurigkeit. Tränen stiegen in seine Augen, und diesmal besaß er nicht mehr die Kraft, sie zurückzudrängen. Die Welt um ihn herum verschwand hinter einem feuchten Schleier, bis es heiß über seine Wangen rann. Leise, wie ein kleines Kind, schluchzte der Cyborg in sich hinein. Er bangte um Honeybutts Rückkehr, so wie er noch nie zuvor im Leben um etwas gebangt hatte.
    ***
    »Du hast den Bericht ja selbst gehört, Victor«, sagte General Crow und stellte seine leere Kaffeetasse auf den Schreibtisch.
    »Noch ist die Bedrohung, die von Takeo und seiner Zusammenarbeit mit den Japanern ausgeht, überschaubar. Das kann schon in sechs Monaten anders sein. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt handeln und den Angriff vorbereiten. Ich brauche fünfzig Prozent der Produktionszeit und einhundert neue Rekruten. Hier ist eine detaillierte Aufstellung.«
    Lieutenant Garcia reichte Hymes ein Blatt Papier, salutierte und trat zurück an seinen Platz neben der Tür. Sein Kopf war kahlgeschoren und glänzte im Licht der Deckenlampen.
    »Danke, Lieutenant.« Hymes legte das Blatt zur Seite, ohne einen Blick darauf zu werfen. »Es ist nicht nötig, dass ich die Aufstellung lese.«
    Crow nickte. »Das Meiste betrifft ohnehin die Produktionsleiter. Sobald du unterschrieben hast, wird mein Adjutant die nötigen Schritte einleiten.«
    »Du verstehst mich falsch, Arthur.« Hymes nahm seine eigene, ebenfalls leere Kaffeetasse und begann sie zwischen den Fingern zu drehen. »Wir werden Takeo nicht angreifen.«
    Crow blinzelte überrascht und schien etwas sagen zu wollen, blieb dann jedoch ruhig sitzen. Schweigen legte sich über den Raum. Durch die geschlossene Tür hörte Hymes das Summen des Telefons und die helle Stimme seiner Sekretärin. Er hatte dieses Gespräch mit Crow bereits vor Wochen führen wollen, es aber bis heute immer wieder hinausgezögert.
    »Verlassen Sie den Raum, Lieutenant«, sagte der General schließlich.
    »Ja, Sir! Danke, Sir.« Garcia salutierte und schloss die Tür hinter sich. Hymes sah ihm nach.
    »Dein neuer Adjutant wirkt nicht sehr glücklich, Arthur. War sein Haarschnitt deine Idee?«
    »Es war ein Befehl, keine Idee.« Crow verschränkte die Arme vor der Brust. Seine eisgrauen Augen starrten Hymes an.
    »Ich verstehe nicht, warum du das tust, Victor. Du kennt den Bericht und damit die Gefahr. Warum willst du nicht handeln?«
    »Weil ich auch eine andere Gefahr kenne, eine, die uns zum Umdenken zwingen sollte und von der du mich selbst -«
    »Du musst keine Rede halten«, unterbrach ihn Crow. »Ich weiß, dass die Daa'muren die weitaus größere Gefahr darstellen. Aber gerade wegen ihnen müssen wir hier in Amerika klare Verhältnisse schaffen.« Er lehnte sich vor.
    »Wenn wir Takeo ausschalten, kontrollieren wir seine Cyborg-Produktion. Uns wird eine völlig neue Armee für den Kampf gegen die Außerirdischen zur Verfügung stehen.«
    »Und was werden unsere Verbündeten in Europa dazu sagen?«
    »Scheiß auf Europa! Die werden schon stillhalten, wenn sie die Cyborgs sehen.«
    Hymes fuhr sich mit der Hand durch den Bart. Er verstand Crows Argumentation. Takeo war eine unberechenbare Maschine, die längst ihre Menschlichkeit verloren hatte. Wer konnte schon sagen, ob er nicht die Seiten wechselte, wenn ihm die Daa'muren ein gutes Angebot machten. Die WCA hatte mehr als einmal

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