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1094 - Der Mann aus Haiti

Titel: 1094 - Der Mann aus Haiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entging ihnen. Die anderen sind inzwischen gestorben, erfuhr ich. Lussi kam auf sehr mysteriöse Weise in meinem Besitz. Sie fühlt sich wohl bei mir, und sie darf nicht als wissenschaftliches Versuchsobjekt mißbraucht werden."
    „Würde sie das denn?"
    „Mit den allerbesten Vorsätzen natürlich. Man würde sie wie eine Königin behandeln und versuchen, sie auf freiwilliger Basis zu einer experimentellen Zusammenarbeit zu überreden. Aber das ist nicht das, was sie braucht, denn ihr Wirken würde durch Vorschriften eingeengt werden. Bei mir ist sie frei. Es ist allerdings nicht ganz ungefährlich, von ihr behandelt zu werden. Du könntest einen Teil deiner Persönlichkeit an sie verlieren. Andererseits kann sie nur auf ihre Art und Weise helfen."
    „Ich bin schwanger", sagte Eartha. „Im vierten Monat. Kann die Behandlung dem Kind schaden?"
    „In keiner Weise, Bella. Du hast einen Ehekontrakt?"
    „Nein, Hirt und ich wollten beide unabhängig bleiben, aber wir wollten auch ein Kind. Hirt Lammaso, er ist sechsunddreißig Jahre alt, fünf Jahre jünger als ich. Vor zwei Tagen brach er mit einer Hanse-Karawane nach M13 auf. Wenn er zurückkommt, wird Eric schon geboren sein."
    „Eric?"
    Sie nickte heftig.
    „Wir wollten beide einen Jungen und haben ein Wahl-Timing machen lassen." Sie errötete.
    „Das ist doch nur vernünftig, wenn beide Elternteile wünschen, daß ihr Kind ganz bestimmten Geschlechts sein soll. Aber es wird Zeit, daß ich dich zu Lussi bringe."
    Er nahm sie bei der Hand und führte sie durch eine schmale Tür in ein anderes Zimmer.
    Der Boden war von großen Marmorplatten bedeckt, eine Wand bestand aus lauter kleinen Fächern, in denen Lesespulen lagen, in einer zweiten Wand standen in Regalen zahlreiche Bücher, deren Rücken verrieten, daß sie uralt waren. Die dritte Wand enthielt ein ausklappbares Pneumpbett, und die vierte Wand zeigte die Projektion der konservierten Zitadelle La Ferriere.
    In der Mitte des Zimmers stand eine große würfelförmige Glassitvitrine, in der auf weißem Samt Knochen, Lederbeutel und Federbüschel lagen - und mitten darunter ein menschlicher Schädel.
    Henri berührte das edelsteinbesetzte Band an seinem linken Handgelenk. Die Vitrine glitt zur Seite und enthüllte eine nach unten führende Treppe aus marmornen Stufen.
    „Noch etwas, Bella", sagte Henri. „Lussi ist menschlich, obwohl sie nicht so aussieht."
    „Ja", erwiderte sie beklommen. „Aber muß ich dir nicht mehr über mein Trauma erzählen?"
    „Das ist nicht nötig. Lussi wird dein Trauma erkennen und seine Ursache aufspüren - und sie wird dich davon befreien, wenn das möglich ist. Geh nun!"
     
    *
     
    Gehorsam stieg Eartha die Treppe hinab. Die Tür am Ende des Korridors öffnete sich, als sie dicht davor stand. Dahinter lag ein großer kreisrunder Raum. Grünliches Licht fiel auf grünlich schimmernde Erhebungen und Vertiefungen, die teilweise bis an die Decke reichten oder sich mehrere Meter tief unter das Bodenniveau senkten.
    Im Hintergrund reichte ein schwarzer Samtvorhang von Wand zu Wand. Er teilte sich, nachdem die Tür sich wieder hinter Eartha geschlossen hatte.
    Und dort stand die Moiroida, die Schicksalsgöttinähnliche, wie das Wort bedeutete.
    Die Hybridin war nackt, etwa 1,20 Meter groß und schlank, fast grazil.
    Die breite flache Nase, die Fledermausohren und die durch Membranen geschützten Katzenaugen fielen Eartha zuerst auf, dann sah sie, daß die glatte schwarze Haut durch ein Polymer-Geflecht verstärkt war. Finger und Zehen trugen runde Saugnäpfe; der Hinterkopf war weit ausgebuchtet.
    Zu ihrem eigenen Erstaunen erschrak Eartha nicht über den Anblick dieses Wesens, sondern spürte eine Welle von Sympathie für es in sich aufsteigen.
    „Du möchtest, daß ich dich von einem Trauma befreie, das dein Leben zu vergiften droht, Bella?" fragte Lussi mit leiser, völlig menschlicher Stimme.
    „Ja", antwortete Eartha. „Hilf mir, bitte!"
    „Es ist nicht ungefährlich", wandte Lussi ein. Aus ihren Fingerspitzen fuhren Krallen und zogen sich wieder zurück. „Ich werde dich zwar mit den verschiedensten Neuropeptiden aus diesen Krallen präparieren, damit es dir leichter fällt, Distanz zu mir zu wahren, aber dennoch könnte es geschehen, daß die Erinnerungen an die Vergangenheit und die Vorstellungen der Zukunft dich so ängstigen, daß dein Geist sich an meinen klammert und daß sich ein Teil deiner Persönlichkeit nie mehr von mir zu lösen vermag."
    „Vorstellungen

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