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1094 - Der Mann aus Haiti

Titel: 1094 - Der Mann aus Haiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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anderer eingegriffen und mein Leben gerettet. Aber wer? Könnte der Meteoritenstrom, den ich sah, etwas damit zu tun haben?"
    „Du hast ihn nur während der Sitzung gesehen, nicht wahr?"
    „Ja, das stimmt. Du meinst, in Wirklichkeit existierte er gar nicht?"
    „Mein ndimensionales Feld fängt nur Gedanken ein, keine gegenständlichen Objekte, aber ich kann nicht unterscheiden, ob die Gedanken etwas darstellen, was gegenständlich war oder sein wird oder ob sie rein symbolischen Charakter haben. Ich müßte zudem schweigen, wenn ich es wüßte, denn es würde deine Reflexion des Gesehenen verfälschen."
    „Das sehe ich ein. Da war noch etwas. Ich erkannte, nein, ich wußte, daß ich gerettet werden würde. Zuerst glaubte ich, dieser Gedanke bezöge sich auf meine Rettung damals bei dem Unfall. Jetzt denke ich, daß er sich auf eine Rettung bezog, die in meiner Zukunft liegt, und daß dieser Gedanke von mir selbst stammt."
    Sie blickte fragend in Lussis Gesicht, doch die Hybridin ließ nicht erkennen, was sie dachte und fühlte.
    Eartha seufzte.
    „Du darfst mir nichts sagen, ich weiß. Aber ich zerbreche mir den Kopf darüber, was es bedeuten soll, daß ich gerettet werden würde, aber meinem Schicksal dennoch nicht entkommen könnte."
    „Niemand entkommt seinem Schicksal; unsere Zeit ist geliehen."
    Die Augen der Hybridin schienen auf etwas zu sehen, das für die Augen gewöhnlicher Menschen verschlossen blieb. „Doch das ist nichts, vor dem wir erschrecken müßten."
    Ja, ja, du willst mich trösten! dachte Eartha.
    Doch plötzlich stand eine Passage aus einem der Eskimo-Märchen, die sie gelesen hatte, vor ihrem geistigen Auge: Es war dunkel auf der Erde. Die Augen sahen nichts. Wollte man gehen, mußte man sich mit den Händen vorwärts tasten und sich nach dem richten, was man mit den Ohren gehört hatte. Alles waren Töne.
    Und mit einemmal begriff sie, daß dieses Märchen und die Worte der kleinen Hybridin eine gemeinsame Aussage hatten: Sie erklärten, daß sich dem Geist des Menschen auf jeder Stufe der Evolution immer nur ein Teil der Wahrheit erschließt und daß man nur dann mehr zu sehen hoffen kann, wenn man die nächsthöhere Stufe betreten hat.
    „Ich verstehe", flüsterte sie. „Man kann nur das sehen, was man mit eigenen Augen sieht - und man kann nur das begreifen, was man sieht."
    „Ich hoffe, daß ich dir helfen konnte, wieder ganz zu dir zurückzufinden, Bella", sagte Lussi. „Das meiste dazu aber hast du selbst getan."
    Eartha nickte.
    „Danke, Lussi." Sie öffnete ihr Täschchen. „Was bin ich dir schuldig? Ich weiß, mit Geld ist diese Schuld nicht abzutragen, aber ..."
    „Das Geschäftliche ist Henris Sache. Ich freue mich, daß ich dir helfen konnte. Komm!"
    Eartha ließ sich von ihr auf die Beine helfen. An der Tür wandte sie sich noch einmal um.
    „Bist du sein Besitz, Lussi?"
    Die Hybridin lachte leise.
    „Er besitzt mich so, wie ich ihn besitze, und jeder von uns ist zufrieden damit. Viel Glück, Bella - für dich und Eric!"
     
    2. Das Geschenk
     
    „Setz dich doch!" sagte der Händler freundlich, nachdem er festgestellt hatte, daß die Frau hochschwanger war. „Es ist wieder einmal heiß heute."
    „Danke, ich fühle mich gut", erwiderte Eartha Weidenburn lächelnd.
    Sie überflog die auf der Ladentheke liegenden halbmeterbreiten Stoffstreifen. Ihr Blick blieb an einem dunkelblauen Stoff haften, der jedes Mal gleißte und glitzerte, wenn die Robottheke sich schüttelte und dabei Wellen durch die Stoffmuster laufen ließ.
    Der Händler, ein etwa neunzigjähriger hagerer Mann mit Hakennase, hellbrauner Haut und glattrasiertem Schädel, erkannte das Interesse der derzeit einzigen Kundin in seinem kleinen Laden am Marche Fer von Portau-Prince augenblicklich.
    „Das ist etwas ganz Neues, Bürgerin", sagte er mit einschmeichelnder Stimme.
    „Laraferdil von Ikopanhe, erst gestern mit einem Springerschiff auf dem Mars angekommen und per Transmitter vorerst nur in die Auktionshalle von Les Cayes geschickt. Ich habe alles aufgekauft. Du kannst ihn also nur bei mir bekommen."
    Er fuhr mit den Händen unter das Stoffmuster. Es bewegte sich, als wäre es ein lebendiges Wesen. Gleichzeitig mußte er mittels Blickschaltung den silbrigen Lichtstrahl eines an der Decke befestigten Strahlers darauf gerichtet haben, denn das Glitzern verstärkte sich noch.
    „Komm, streichle es!" lockte der Händler. „Es ist federleicht und erwidert jede Liebkosung. Die Biotexzüchter auf

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