1097 - Begegnung in der Unendlichkeit
vollständig. Es wurde von allen eingesetzten Raumschiffen geschleppt. Eine Störung schien nicht vorzuliegen.
Aber das kann sich ändern, dachte Loudershirk. Das kann schlagartig anders werden, und dann gibt es eine Katastrophe.
Er sprang auf und verließ sein Arbeitszimmer, nachdem er über Interkom den Sicherheitsdienst bestellt hatte.
*
Icho Tolot und Girrhod schlichen sich in der Deckung von Materiebrocken an das Netz heran, das ihnen rasch entgegen kam.
„Paß auf, daß du nicht zwischen zwei von diesen Trümmerstücken gerätst", rief der Haluter dem Phygo zu. „Wenn das geschieht, wirst du zerquetscht."
„Ich halte die Augen offen", antwortete Girrhod und wich einem Materiebrocken aus, der einen Durchmesser von etwa zwei Metern hatte und mit beängstigender Geschwindigkeit durch eine Lücke zwischen anderen Trümmerstücken herangeflogen kam. Er fluchte leise. Viel hatte nicht gefehlt, und er wäre getroffen worden.
Icho Tolot nahm seinen Kombistrahler vom Gürtel und schaltete ihn auf Desintegratorwirkung um. Dann wartete er ab. Das Netz schwebte heran, und plötzlich erfaßte eine unsichtbare Kraft den Haluter. Sie riß ihn mit unwiderstehlicher Gewalt nach vorn und schleuderte ihn in die Maschen des Netzes.
Er wurde vollkommen überrascht. Mit einer derartigen Wende hatte er nicht gerechnet.
Wenige Meter neben ihm landete Girrhod im Gitterwerk. Er bewegte sich nicht mehr.
Icho Tolot stemmte sich den Kräften entgegen, die ihn fesselten, kam jedoch nur langsam voran.
„Girrhod, Kleines", rief er. „Was ist mit dir?"
„Was soll schon sein?" antwortete der Phygo ächzend. „Ich hänge wie eine Fliege im Spinnennetz und komme nicht mehr frei. Der Druck bringt mich fast um."
Der Haluter erkannte, daß er dem Freund nicht helfen konnte. Selbst wenn er zu ihm kroch, änderte sich daran nichts. Der Phygo war zur Tatenlosigkeit verurteilt, solange er im Netz blieb.
Wir haben uns selbst ausgespielt, dachte Icho Tolot, aber noch gebe ich nicht auf.
Mühsam richtete er den Desintegratorstrahler gegen das Netz, das aus armdicken Strängen eines transparenten Materials bestand. Die Anziehungskraft, die von dem Flechtwerk ausging, war so stark, daß er die Waffe kaum halten konnte. Doch dann schoß der grüne Energiestrahl aus dem Projektor und fraß sich ins Netz. Überraschend leicht trennte er die Stränge durch, so daß in Sekundenschnelle ein Riß von mehreren Metern Länge im Netz entstand.
„Du schaffst es", jubelte Girrhod. „Mach weiter. Nimm keine Rücksicht auf mich. Ich komme nur frei, wenn du so viel Schaden anrichtest wie möglich."
„Ich hole dich später, Kleines", versprach der Haluter und kroch an der Öffnung entlang, die er geschaffen hatte, um den Riß zu verlängern. Obwohl er das Gefühl hatte, daß die Anziehungskraft des Flechtwerkes sich verringerte, kam er nicht schneller voran. Er benötigte Minuten, bis er endlich sein nächstes Ziel erreicht hatte, und von diesem aus sein Zerstörungswerk fortsetzen konnte.
„Icho Tolot", schrie Girrhod, als er sich weit über hundert Meter von ihm entfernt hatte, und mehrere Materiebrocken gegen die Öffnung im Netz drückten. „Wir bekommen Besuch."
Der Haluter drehte sich um. Er sah vier große, dunkle Gestalten, die in einer Art Käfig heranschwebten. Die Fremden hatten einen gedrungenen, ovalen Körper, kurze Stummelbeine und unproportional lange Hälse. Sie waren unverkennbar Avenoide.
Erstaunlich leicht steuerten sie ihr Fluggerät zu Girrhod hin und zogen ihn zu sich in den Käfig. Er wehrte sich wütend gegen sie, richtete jedoch nichts aus.
„Siehst du das, Icho Tolot?" schrie er. „Sie gehen nicht gerade freundlich mit mir um.
Aber sie werden keine Freude an mir haben."
„Ich hole dich 'raus, Kleines."
„Versprich nicht, was du nicht halten kannst, Großer. Ich werde es schon allein schaffen. Habe ich dir schon gesagt, daß es eine schöne Zeit mit dir war?"
„Nein - hast du nicht. Es war auch schön für mich, Kleines."
„Ich würde mich freuen, wenn wir uns wiedersehen."
„Ich auch, Girrhod. Du hast mir imponiert."
„Du mir nicht. Du bist einfach zu dick."
Girrhod lachte quakend.
Dies waren die letzten Worte, die Icho Tolot von ihm hörte. Er sollte den Phygo niemals mehr begegnen, und er erfuhr auch nicht, was aus ihm wurde.
Er schob sich hinter einen Materiebrocken, wo er hoffte, unentdeckt zu bleiben.
In diesem Moment ging ein Ruck durch das Netz, der so heftig war, daß der Haluter
Weitere Kostenlose Bücher