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110 - Im Reich der Seehexen

110 - Im Reich der Seehexen

Titel: 110 - Im Reich der Seehexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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nicht. Er bildete sich ein, deshalb aber kein schlechterer Mensch zu sein als einer, der täglich in die Kirche geht.
    Strode sah die versunkenen Bauten nun schon sehr deutlich, und es wunderte ihn, daß sie noch so gut erhalten waren.
    Als wären sie gestern erst versunken…
    Deshalb erzählte die Mär, dort unten würde es noch Leben geben. Weil alles so aussah, als wäre es noch bewohnt.
    Strode sah einen Hauptplatz, von dem sternförmig Straßen abgingen. Er versuchte sich den Tag vorzustellen, an dem Palmiana versunken war.
    Es mußte schrecklich für die Menschen gewesen sein. Sie waren so sehr überrascht worden von dieser entsetzlichen Katastrophe, daß sich kein einziger in Sicherheit bringen konnte.
    Strode erreichte die Stelle, von der aus James Wallace das Mädchen gesehen hatte. Er wußte ungefähr, wie tief Wallace gewesen war, und er sah sich nun noch aufmerksamer um.
    Bunt schillernde Fischschwärme zogen an ihm vorbei. Er ließ sich von ihnen nicht ablenken. Ein eigenartiges Gefühl ergriff von ihm plötzlich Besitz.
    Er fühlte sich beobachtet - bedroht!
    Argwöhnisch drehte er sich um. Wo war die Gefahr? Noch zeigte sie sich nicht. Sollte James am Ende die Wahrheit gesagt haben? Er verwarf den Gedanken sofort wieder.
    Er wollte an so etwas Unsinniges nicht glauben. Natürlich hatte James Wallace hier unten etwas gesehen, und es hatte ihn erschreckt, aber es konnte nie und nimmer ein nixenähnliches Wesen gewesen sein.
    Steve Strode beschloß, bis zum Meeresgrund abzusinken. Er wollte seinen Fuß auf Palmiana setzen.
    Leise blubberte die Luft aus dem Ventil. Früher mußte man den Taucher mit Hilfe von Handpumpen mit Luft versorgen. Heute machte diese Arbeit eine zuverlässige Motorpumpe. Ein Knopfdruck genügte, und sie lief - und niemand brauchte sich mehr zu plagen.
    Strode schätzte, daß er noch etwa zehn Meter vom Meeresgrund entfernt war. Dieses Gefühl, beobachtet zu werden, verstärkte sich, obwohl es keinen sichtbaren Grund dafür gab.
    Sollte er sich hochziehen lassen?
    Er spielte kurz mit diesem Gedanken, aber dann sagte er sich energisch, daß das nicht in Frage käme.
    Du tust, was du dir vorgenommen hast! dachte er. Du setzt deinen Fuß auf Palmiana!
    Neben einem Felsen wirbelte plötzlich Sand hoch. War ein Flossenschlag daran schuld?
    Strode wollte sich diese Stelle genauer ansehen. Er machte mit den Händen Schwimmbewegungen, befand sich nur noch fünf Meter vom Meeresgrund entfernt.
    Da schoß auf einmal eine Gestalt hoch, schnell und wendig wie ein Fisch, aber es war keiner. Der Taucher hatte ein Mädchen vor sich.
    Sie war bildschön, und sie war splitternackt. Ihr Körper wirkte kräftig und sportlich. Der Bauch war flach, das Becken breit, die Brüste schaukelten noch etwas nach.
    Unter normalen Umständen wäre dieses Mädchen eine Augenweide gewesen. Die mächtige Fülle ihres rötlichbraunen Haares schien ihren Kopf zu umschweben.
    Auf dem ersten Blick sah sie aus wie ein ganz normales Mädchen, doch bei genauerem Hinsehen zeigte sich, daß sie sich an die geänderten Lebensbedingungen angepaßt hatte.
    Sie hatte gezackte Flossenkämme an den Unterarmen und an den Unterschenkeln, und ihre Füße liefen nicht in Zehen aus, sondern in algengrünen Flossen, mit denen sie jetzt Tretbewegungen vollführte.
    An Unterarmen und Unterschenkeln war die Haut des Mädchens geschuppt wie bei einem Fisch.
    Ein Amphibienwesen! dachte Steve Strode überwältigt. James hat die Wahrheit gesagt! Ich werd’ verrückt! Oder ist dieses Mädchen etwa eine Sinnestäuschung?
    Sie hob die Hand. Wollte sie ihn zu sich heranwinken?
    Vielleicht kann ich sie mit nach oben nehmen, überlegte Steve Strode. Das wär doch was.
    Hinter dem Glas des Taucherhelms verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen, während er auf das schöne nackte Mädchen zustrebte.
    Es war ihm unbegreiflich, daß hier unten so ein Wesen existieren konnte, aber er sah das Mädchen. Also war ein Leben für sie hier in der Tiefe möglich.
    Ihre Hand wies jetzt auf ihn. Wollte sie ihm irgend etwas mitteilen? Oder sollte diese Geste heißen: Bleib mir vom Leib, komm nicht näher?
    Er näherte sich ihr trotzdem.
    Sie sind Unterwasserhexen! Sie leben von den Seelen der Seeleute! Diese Worte durchzuckten Steve Strode, aber er hatte keine Angst vor dem Mädchen.
    Sie war so verführerisch schön, und ihre Nacktheit blendete ihn so sehr, daß er nicht im Traum daran dachte, in Gefahr zu sein. Das Mädchen lächelte jetzt. Ihre

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