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1013 - Der Blut-Abt

1013 - Der Blut-Abt

Titel: 1013 - Der Blut-Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie wußten mehr. Ihnen war zum Beispiel bekannt, daß in der Krypta nicht mehr alle Särge belegt waren. In einem davon hatte ein Abt gelegen, der im vorigen Jahrhundert gelebt hatte. Sein Leichnam war verschwunden. [1]
    Titus wunderte sich darüber, daß er gerade jetzt daran denken mußte. Er setzte sich auf, machte aber kein Licht. In der Finsternis blieb er sitzen und warf einen Blick auf die Uhr.
    Die dritte Morgenstunde war vorbei. Schwarz wie der Körper eines gewaltigen Ungeheuers drückte die Nacht gegen die Außenmauern des Klosters in den Bergen.
    Es war nicht völlig finster im Zimmer des Mönchs. So konnte er sehr genau den Umriß des Fensters erkennen, der sich im Mauerwerk abzeichnete, doch dahinter lauerte die Finsternis. Sie schien endlos zu sein. Keine Bewegung in der Nacht. Kein Laut, nur eben die Stille.
    Der Mönch räusperte sich. Ihm war kalt. Der Hauch streifte über seinen Nacken hinweg. Er spürte die Gänsehaut überdeutlich, auch sein Herz schlug schneller, und er grübelte noch immer über den Grund nach, der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Schweiß lag auf seinen Handflächen. Das Herz schlug schneller als gewöhnlich, als litte er selbst noch unter den Folgen eines schlimmen Alptraums.
    Noch immer auf der Bettkante sitzend, wußte er nicht, was er unternehmen sollte. Sich hinlegen und versuchen, wieder einzuschlafen, das konnte er vergessen, dazu war er zu aufgeregt. Er ahnte, daß etwas vorgefallen war. Außerhalb dieses Raumes, jenseits der Mauern, die auch keinen richtigen Schutz mehr boten, sonst wäre es den beiden letzten Blutsaugern nicht gelungen, in die Klosterküche einzudringen, wo Marek sie dann vernichtet hatte.
    Titus überlegte, ob er andere Mitbrüder wecken und ihnen von seinen Ahnungen berichten sollte. Er ließ es bleiben. Er wollte nie manden unnötig verrückt machen. Das hier war seine Sache. Außerdem hatte er keine Beweise, und die mußte er schon bringen, wenn er mit den anderen reden wollte.
    Er stand auf.
    Und dann passierte etwas, über das sich der Mann wunderte. Obwohl es mitten in der Nacht war und er sich eigentlich noch hätte hinlegen können, dachte er nicht daran, denn er tat das Gegenteil. Er ging zu seinem schmalen Schrank und holte die Kutte hervor.
    Bruder Titus bewegte sich wie in Trance. Das Nachthemd ausziehen, es auf das Bett schleudern, das Unterzeug überstreifen. Der Pullover folgte, die Hose, die Socken, die Schuhe und als letztes die Kutte.
    Als er schließlich so gekleidet dastand und sich im Spiegel an der Innenseite des Schranks anschaute, schüttelte er den Kopf, weil er selbst nicht begreifen konnte, was da vorgefallen war. Er schien den Befehlen eines anderen zu gehorchen. Einer anderen Macht, die irgendwo hockte und ihre Fäden zog.
    Verwundert blieb er neben dem Bett stehen und strich über seine Stirn. Seine Lippen zuckten, im Hals saß ein Kloß. Bruder Titus legte die Stirn in Falten; er dachte nach.
    Was mache ich hier? fragte er sich. Warum habe ich das getan?
    Was treibt mich dazu, in den frühen Morgenstunden aufzustehen und mich anzuziehen? Das ist doch verrückt!
    Titus bewegte sich auf das Fenster zu. Auch das geschah irgendwie nicht freiwillig. Er fühlte sich wie jemand, den man an der langen Leine führte.
    Dicht vor der Fensterscheibe blieb er stehen. Er wollte mehr sehen, doch die Finsternis war zu dicht.
    Krampfhaft versuchte Bruder Titus, über seine Situation nachzudenken, doch das schaffte er nicht. Das normale Denken war bei ihm gelöscht worden. Er kam sich vor wie ein Rädchen, das zu einer Maschinerie gehörte, die er nicht lenken konnte. Ein anderer hatte das Steuer übernommen, und dieser andere spielte mit ihm, da war sich der Mönch ziemlich sicher, doch wehren konnte er sich dagegen nicht.
    So blieb er vor dem Fenster stehen und schaute nach draußen.
    Dort bewegte sich nichts, aber er wußte sehr gut, daß es nicht stimmte. In der Dunkelheit war und lauerte etwas. Dort hielt sich jemand verborgen, der nur auf ihn wartete.
    Eine böse, grauenvolle Kraft. Eine Macht, mit der Bruder Titus nicht zurechtkam.
    Er sah nichts. Kein Schatten löste sich auf, um eine Gestalt freizugeben. Es blieb finster, es blieb schwarz und dicht. Die nahen Berge waren nicht zu sehen, trotzdem, so nahm er zumindest an, wehte ihm von ihnen eine Botschaft entgegen, die auch von den Mauern nicht mehr gestoppt werden konnte.
    Sie lockte ihn. Sie wollte sich in seinen menschlichen Kreislauf hineindrängen. Sie wollte ihn zu

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