1125 - Ein Feuergruß vom Teufel
weiß.«
»Hol lieber die Bullen.«
»Nein, erst schaue ich mal nach. Was hast du denn genau gesehen, Paper?«
»Sie sind schon in deinem Lokal. Ich habe sie reingehen sehen. Das war keine große Freude. Aber was dann passierte, kann ich dir beim besten Willen nicht sagen. Ich habe nichts gehört. Keine Schreie, kein Poltern und so, gar nichts. Aber die Tür ist geschlossen. Sie haben sogar ein Schild davorgehängt. Closed.«
»Danke, Paper.«
Er hob kurz die Schultern an. »Mehr konnte ich für dich nicht tun.«
»Es reicht.« Sie lächelte scharf. »Wir reden dann später miteinander, und es wird dir sicherlich gefallen.«
»Ja, das hoffe ich.«
Roxy Irons schlug Paper noch kurz auf die Schulter, dann ging sie an ihm vorbei. Es waren nur noch wenige Schritte bis zum Ende der Durchfahrt, und genau dort auf der Grenze blieb Roxy stehen und schaute über die Straße hinweg.
Trotz des Betriebs war ihre Sicht gut. Sie ließ sich auch nicht von den Fußgängern stören, ihr Augenmerk war auf das Lokal gerichtet, das auf der anderen Straßenseite lag. Etwas nach links versetzt. Man mußte zur Tür eine Treppe aus drei Stufen hochgehen. Rechts davon breitete sich die große Fensterscheibe aus, die aus undurchsichtigem Glas bestand, damit keine fremden Gaffer den Darbietungen zuschauen konnten. Auf der Scheibe wurde Reklame für das gemacht, was sich innen abspielte. In fetten, silbrig schimmernden Lettern stand dort STRIP AND DREAMS! Damit hatte Roxy zahlreiche Kunden angelockt. Ihr Lokal war in der Mittagszeit ziemlich voll. Sie ging davon aus, daß es sich heute auch nicht geändert hatte, und zugleich stellte sie sich die Frage, wie die Gäste reagiert hatten, als dieser unangemeldete Besuch erschienen war. Hoffentlich hatte es keine Toten gegeben. Sie wollte nicht unbedingt auf sich aufmerksam machen.
Roxy Irons wartete eine Lücke im Verkehr ab und überquerte mit zügigen Schritten die Fahrbahn.
Auch in dieser Straße wohnten die Menschen über und zwischen den kleinen Läden und Imbissen.
Ein Stück dahinter lagen die hohen Bürokomplexe, aus denen sich die Gäste rekrutierten.
Nicht an diesem Tag. Roxy hatte noch nicht die andere Seite erreicht, als ihr das helle Schild auffiel.
Es hing vor der Tür. Mit dunklen Buchstaben war darauf das Wort »Closed« geschrieben worden.
Normalerweise wurde das Schild von ihr aufgehängt, nicht von Fremden.
Sie spürte einen wahnsinnigen Haß auf diese Typen. Sie dachte an die beiden Besuche, an die Forderungen der Schutzgelderpresser, und sie erinnerte sich auch daran, wie sie die Männer kalt hatte abfahren lassen. Es war ihr klar gewesen, daß sie wiederkommen würden, doch sie hatte den Gedanken daran verdrängt, weil andere Dinge Vorrang gehabt hatten.
Zwei Kunden gingen auf die Bar zu. Sie wollten schon hochgehen, da sahen sie das Schild. Ziemlich wütend drehten die beiden ab und gingen die Straße hoch. Es waren noch jüngere Männer, die Jacketts und Krawatten trugen. Vom Ansehen her kannte Roxy die beiden. Sie arbeiteten nicht weit entfernt in einem Großhandelsbüro.
Roxy legte die letzten Meter zurück und blieb vor der Treppe stehen. Sie rechnete damit, daß von innen abgeschlossen war, was ihr nichts ausmachte, denn einen Schlüssel trug sie immer bei sich.
Das Schild ließ sie so hängen, aber sie öffnete die Tür noch nicht, sondern legte erst ihr Ohr an das Holz.
Es war nichts zu hören. Weder Stimmen noch Fetzen der Musik, die die Darbietungen der Tänzerinnen normalerweise begleiteten. Um diese Zeit war die Ruhe schon mehr als unnatürlich.
Angst hatte die Frau nicht.
Sie freute sich sogar darauf, den verdammten Typen gegenübertreten zu können. Auch daß sie bewaffnet waren, würde sie nicht stören, und so drückte sie zunächst die Klinke, um herauszufinden, ob die Tür tatsächlich verschlossen war.
Ja, es stimmte.
Roxy holte den Schlüssel hervor. Er war flach und paßte perfekt in das Sicherheitsschloß, mit dem die stabile Tür ausgerüstet worden war.
Es war offen.
Eine Sekunde der Konzentration, mehr brauchte die Frau nicht. Sehr langsam drückte sie die Tür nach innen und sah mit dem ersten Blick, was passiert war…
***
Sir James hatte uns zwar geraten, Scotland Yard zu verlassen, doch für uns gab es Gründe, die nicht eben dafürsprachen. Außerdem waren wir keine Menschen, die gern untätig herumsaßen und darauf warteten, daß etwas passierte. Wir wollten die Dinge immer gleich selbst in die Hände nehmen, so auch
Weitere Kostenlose Bücher