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113 - Bote der Nacht

113 - Bote der Nacht

Titel: 113 - Bote der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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wollte.
    Seine elterliche Wohnung befand sich neben der von Rick Davenport.
    Zum erstenmal war Dale Robbins mit seiner Nachhilfelehrerin allein. Das gefiel ihm, denn sie war trotz der großen Brille, die sie trug, nicht unhübsch. Ihr Haar war rotblond und erinnerte an Kupfer, das im Sonnenlicht schimmert. Sie war 20 und studierte Medizin. Kinderärztin wollte sie werden. Da ihre Eltern mit irdischen Gütern nicht gerade reichlich gesegnet waren, verdiente sie ein bißchen dazu.
    Robbins hatte etwas mit ihr vor. Er sah gut aus, hatte jettschwarzes Haar und gutgeschnittene Züge. Soeben schob er die Ärmel seines knallgelben Sommerpullis hoch und lehnte sich seufzend zurück. Er wußte, daß er dem rotblonden Mädchen gefiel. Pippa hieß sie. Pippa Guard. Ein wenig scheu, ein wenig verklemmt – zu sehr aufs Studium fixiert. Der Sex schien dabei auf der Strecke zu bleiben.
    Bei Dale Robbins war das anders. Bei ihm kam alles andere vor dem blöden Lernen – jedes Hobby, jedes Mädchen…
    Schon am ersten Unterrichtstag hatte er gemerkt, daß er bei Pippa ankam. Sie war ziemlich verlegen gewesen, und wenn das Gespräch in private Bahnen abschweifte, war sie immer gleich bezaubernd rot geworden.
    Dale Robbins fühlte sich ihr überlegen. Sicher, im Lernen hatte sie mehr los als er, aber auf allen anderen Gebieten konnte er ihr eine ganze Menge beibringen.
    »Was ist?« fragte Pippa. »Wollen Sie nicht weitermachen?«
    »Seien Sie nicht herzlos«, gab er grinsend zurück. »Gönnen Sie mir eine kleine Verschnaufpause.«
    »Wir haben doch eben erst angefangen.«
    »Mein Geist ist heute nicht besonders aufnahmefähig. Sagen Sie jetzt bloß nicht, das wäre er nie. Ich gebe mir redlich Mühe. Das müßten Sie eigentlich merken. Ich strenge mich Ihretwegen an.«
    »Meinetwegen? Sie lernen nicht für mich, sondern für sich«, sagte Pippa.
    »Ich möchte Ihnen eine Freude machen, verstehen Sie? Ich meine, es muß Sie doch kolossal befriedigen, wenn Sie einem Idioten wie mir zu einer positiven Latein-Zensur verhelfen.«
    »Sie sind kein Idiot«, widersprach ihm Pippa.
    »So? Was bin ich denn?«
    »Es gibt viele, die sich mit Latein sehr schwertun.«
    Er grinste. »Ja, wenn ich unter Cäsars Herrschaft im alten Rom leben würde, hätte ich keine Probleme mit dieser verfluchten Sprache. Sie ist doch tot. Warum läßt man sie nicht in Frieden ruhen?«
    »Weil…«
    Er winkte ab. »War nur eine rhetorische Frage. Ich wollte darauf keine Antwort, Pippa. Ich kenne die Gründe zur Genüge. Unser Professor zählt sie oft genug auf. Sie hängen mir schon zum Hals heraus.«
    »Wir sollten uns nun wieder auf den Stoff konzentrieren«, sagte das Mädchen.
    »Sie haben das Geld für die Doppelstunde gekriegt. Wozu also die Hast?«
    »Ich pflege für das Geld, das man mir bezahlt, im allgemeinen auch eine Leistung zu erbringen.«
    »Einverstanden«, sagte er amüsiert und breitete die Arme aus.
    »Leisten Sie etwas.«
    Sie wurde rot. Er hatte gewußt, daß sie so reagieren würde.
    Er stand auf. »Ich habe Durst. Ich hol’ mir ‘ne Cola. Möchten Sie auch eine?«
    Sie nickte.
    »So gefallen Sie mir schon besser. Nehmen Sie nicht alles so tierisch ernst. Seien sie locker und gelöst.«
    Er begab sich in die Küche, nahm zwei Cola-Flaschen aus dem Kühlschrank und goß ihren Inhalt in zwei große Gläser. Dann entkorkte er eine Flasche, in der sich Rotwein befand, und zwar ein ziemlich starker.
    Grinsend füllte er die Gläser damit auf.
    Den Lateinunterricht konnte Pippa für heute vergessen.
    Diesmal bringe ich dir was bei, dachte Dale Robbins belustigt.
    Und ich wette, es wird dir gefallen.
    Er trug die Gläser ins Studierzimmer und stellte sie auf den Schreibtisch, nachdem er Bücher und Hefte achtlos beiseite geschoben hatte.
    »Meine Güte! So viel!« sagte Pippa Guard.
    »Wenn es so heiß ist, hat man auch einen großen Durst«, erklärte Robbins. »Cheers!«
    Pippa trank, setzte das Glas aber sofort wieder ab.
    »Irgend etwas nicht in Ordnung?« fragte Dale Robbins.
    »Was haben Sie da hineingetan?«
    »Nur einen winzigen Schuß Rotwein. Ist ‘n Spezialdrink. Nennt sich Bonanza. Haben Sie Angst wegen des Weins? Da kann ich Sie beruhigen. Es ist ein ganz leichter Tischwein. Er gibt der Coke nur eine besondere Würze.«
    »Ich habe es mir zum Prinzip gemacht, niemals Alkohol zu trinken, wenn ich unterrichte«, sagte Pippa Guard steif.
    »Ach, kommen Sie, machen Sie mal ‘ne Ausnahme. Seien Sie kein Frosch. Was ist denn schon dabei?

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