11.9. - zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes (German Edition)
Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit den Anschlägen des 11. September tolerieren, boshafte Lügen, die bezwecken, die Schuld von den Terroristen selbst abzulenken, weg von den Schuldigen«, hatte US-Präsident George W. Bush nach den Anschlägen vor den Vereinten Nationen in New York verkündet. Doch diese Wahrheit über den Terror des 11. September 2001 sind er und sein Nachfolger ihren Bürgern und dem Rest der Welt bis heute schuldig geblieben. Mehr noch: Sie haben alles dafür getan, die Ermittlung und Aufklärung der Anschläge zu verhindern und nicht der Wahrheit des 11.9. auf den Grund zu gehen, sondern den Grund für eine Kriegserklärung zu liefern.
Wir erinnern uns: Eine regierungsamtliche Untersuchung der Anschläge durch die Bush-Regierung wurde mit der Begründung abgelehnt, dies würde die Kräfte von der Verhinderung weiterer Terroranschläge abhalten. Erst nach 15 Monaten und großem öffentlichen Druck seitens der Opferangehörigen wurde eine staatliche Untersuchungskommission eingerichtet: mit einem derart
schmalen Budget und so geringen Untersuchungsbefugnissen, dass eines ihrer Mitglieder gleich wieder zurücktrat – und sich andere, wie die Leiter der Kommission, die Senatoren Thomas Kean und Lee H. Hamilton, nach Abschluss des Berichts bitter beschwerten, zahlreiche wichtige Dokumente und der Zugang zu entscheidenden Zeugen seien ihnen von der Regierung vorenthalten worden. So hat der Abschlussbericht der 9/11-Commission zwar ein wirkungsmächtiges Narrativ geschaffen – eine große Erzählung von Pleiten, Pech und Pannen, die es 19 Hijackern ermöglichten, mit Teppichmessern vier Flugzeuge zu entführen, die Luftabwehr stundenlang am Eingreifen zu hindern und drei Wolkenkratzer zu pulverisieren –, doch mit der Realität hat dieses Narrativ nur begrenzt zu tun. Denn weil der Commission Report zahlreiche Fakten ausblendet und die Realität zugunsten einer stimmigen Geschichte ignoriert, ist er kein Tatsachenbericht, kein Protokoll einer kriminalistischen Untersuchung, keine Ermittlung im staatsanwaltlichen Sinne, sondern eher das, was man heute Dokufiktion nennt – ein Stück, in dem fehlende Fakten und Beweise durch Spielszenen ersetzt werden.
2,5 Millionen Seiten Dokumente, 1200 Interviews, 1000 Stunden Audioprotokolle, 19 Hearings mit 160 Zeugen – die schiere Masse an Material, das die 80 Vollzeitmitarbeiter der Kommission zusammengetragen und gesichtet haben, ist eindrucksvoll. Da das Recherchebudget der Autoren allerdings knapp bemessen war, mag es verständlich sein, dass viele Zeugen, die etwa über das Leben der »Hijacker« in Florida und anderswo hätten berichten können, gar nicht gehört wurden. Für eine Überprüfung der Flugschulen und Lehrer, mit denen sie monatelang zu tun hatten, hat das Recherchegeld genauso wenig gereicht wie für eine Ermittlung, wie die Finanzierung der Anschläge vonstatten ging – und schon gar nicht hat es dafür gereicht, den harten Kern der 9/11-Legende zu dokumentieren: dass nämlich Osama Bin Laden, der Chefterrorist in der Höhle Tora Bora, tatsächlich 19 »Hijacker« entsandte, die dann ganz allein und nur dank ihrer magischen Teppichmesser die Twin Towers pulverisierten.
Wie sie dieses Wunder vollbrachten, wird zwar in zwei Kapiteln des Reports beschrieben – doch ein Kasten weist ausdrücklich darauf hin, dass hier der Ermittlungsbericht nun endgültig romanhaft wird, beruht er doch vorwiegend auf unüberprüften, unter Folter zustande gekommenen Aussagen von Kriegsgefangenen. Es sind dies vor allem die Erzählungen von Khalid Scheich Mohammed (KSM) – eines Phantoms, das keinem ordentlichen Gericht der Welt für Befragungen zur Verfügung steht; so wenig wie die Vernehmungsoffiziere, die den angeblichen Chefplaner verhörten und ihn dabei dutzendfach mit Waterboarding folterten. Der 9/11-Commission standen bei ihrer Rekonstruktion der Ereignisse nur die schriftlichen Protokolle dieser Folterverhöre zur Verfügung: ein Geheimdienstroman. Als »kostbare Wahrheiten, umgeben von einer Leibwache aus Lügen« werden denn auch die Aussagen von KSM in einer Fußnote beurteilt. Und in Umkehrung taugt dieses Urteil ziemlich perfekt als Beschreibung des gesamten 580-seitigen Commission Report : Er enthält kostbare Lügen, umgeben von einer Leibwache aus Wahrheiten.
Dass diese Dokufiktion heute als historische Wahrheit gilt, in den Lexika und Fachbüchern steht und im öffentlichen Bewusstsein fest verankert ist, hat indessen wenig
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