1190 - Die stählerne Spinne
Clifton Callamon lassen: Er drückte sich nie um eine Antwort. Wenn er etwas nicht wußte, gab er es ohne Umschweife zu. Aber das geschah selten. Zu jedem angesprochenen Thema hatte der Admiral gewöhnlich etwas zu sagen. „Natürlich kenne ich mich in der Technologie der Arachniden nicht aus", erklärte er. „Ich kann also nur mit Analogien arbeiten. Wenn der Robot - und ein Robot war die stählerne Spinne ohne Zweifel - unter meiner Kontrolle stände, ließe ich ihn nur so weit fortbringen, bis er sich außer Gefahr befände. Dann riefe ich die Reparaturmannschaften herbei, die ihn wieder instand setzten. Wie weit? Schwer zu sagen bei den hiesigen Maßstäben. Vielleicht ein paar hundert Kilometer weit. Kann natürlich auch sein, daß die Spinne schon vorher zusammenbricht."
So ähnlich waren auch Leo Dürks Überlegungen verlaufen. Sie würden nicht allzu lange suchen müssen, um die stählerne Spinne wiederzufinden. Sie befanden sich in fremdem Gelände. Leo hielt nichts von Clifton Callamons krassem Freund-Feind-Denken, das sämtliche potentiellen Bewohner des Loolandre bereits als erbitterte Gegner eingestuft hatte.
Aber auch er mußte zugeben, daß die erste Begegnung mit den Arachniden nicht geradezu friedlich verlaufen war. Bevor sie sich weiter vorwagten, brauchten sie Informationen. Wo hätten sich solche eher finden lassen als im Leib eines havarierten Riesenroboters, der auf der Strecke geblieben war?
Ihre Rechnung ging erstaunlich schnell auf. Nach Angabe der Computereinheit, die für die Speicherung des Kurses verantwortlich war, hatten sie noch keine 180 Kilometer zurückgelegt, als vor ihnen im milchigen Dunst ein unförmiger Umriß auftauchte. Sofort hielt Leo Dürk von der Stahlschiene ab und vergrößerte die Distanz bis auf zwei Kilometer.
Dadurch geriet das fremde Objekt vorläufig außer Sicht, aber kurze Zeit später erschien es von neuem in ihrem Blickfeld.
Es war die stählerne Spinne. Reglos klebte sie an dem metallenen Faden ihres Netzes. Es schien nach dem Treffer, den Clifton Callamon angebracht hatte, noch eine Reihe von Sekundärexplosionen gegeben zu haben. Die Hülle des mächtigen Gebildes war an zahlreichen Stellen zerfetzt. Schwarze, im Vakuum sublimierte Metalldämpfe hatten sich auf der Außenhaut niedergeschlagen. Mehr noch als zuvor machte der fremde Roboter den Eindruck eines Wracks.
Zweierlei stellte Leo Dürk fest. Die nestförmigen Aufbauten waren samt und sonders verschwunden. Sie schienen Fahrzeugmoduln zu sein, die von organischen Wesen bemannt waren und im Notfall abgesprengt und als selbständige Fahrzeuge verwendet werden konnten.
Und zweitens: Die Bestandteile der LIZAMAR, die der Robot sich aufgeladen hatte, waren ebenfalls nicht mehr da. Die Arachniden mußten sie auf andere Weise weitertransportiert haben.
Das Wrack der stählernen Spinne wirkte verlassen und aufgegeben. „Also sehen wir uns das aus der Nähe an", schlug Leo Dürk vor. „Vorsichtig", warnte Clifton Callamon. „Wenn ich ein Arachnide wäre, hier hätte ich meine Falle aufgebaut."
*
Sie schwebten zu einem der gezackten Löcher mit geschwärztem Rand, die die Oberfläche des stählernen Ungeheuers durchbrachen. Drinnen war es finster. Die Kontrollelemente des Gravo-Paks registrierten ein geringfügiges Schwerefeld - dasselbe, das sie auch an Bord der LIZAMAR schon festgestellt hatten. Es ging von der metallenen Stange aus, an der sich die Spinne bewegte.
Clifton Callamon untersuchte die Ränder des Loches mit Bedacht. „Unbekanntes Material", schloß er. „Jede Ähnlichkeit mit Stahl ist rein zufällig. Man weiß nicht, wie sich das auf die Wirksamkeit unserer Sensoren auswirkt. Einer von uns beiden sollte hier draußen bleiben,und Wache halten."
„Unsinn", brummte Leo Dürk. „Wenn die Orter nicht funktionieren, ist auch die Kommunikation im Eimer. Der Wächter hätte keine Möglichkeit, den anderen zu warnen. Wir steigen beide ein. Wir suchen Informationen, erinnerst du dich? Zwei Augenpaare sehen mehr als eines."
„Du bist der Boß", resignierte der Admiral.
Sie glitten durch einen finsteren Hohlraum, auf dessen Wände die Scheinwerfer ihrer Helme scharf ge„ zeichnete Lichtkreise malten. Von Zeit zu Zeit tauschten sie belanglose Bemerkungen miteinander aus, um sich zu vergewissern, daß es im Innern des Wracks nicht etwa Einflüsse gab, die die Verständigung unterbanden. Leo Dürk hielt auf das Zentrum des Spinnenrobots zu, fand es jedoch schwierig, sich zu
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