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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gewunden, den die Houri des Paradieses gewebt hatten; denn tausend lebendige Sterne kreisten in seinen Maschen. Der Schaft seiner Lanze war von reinem Silber; ihre Spitze leuchtete wie der Strahl eines Blitzes, und unter derselben waren die Bärte von hundert erlegten Feinden befestigt. Sein Dolch funkelte wie Diamant, und sein Schwert konnte Stahl und Eisen zermalmen.
    ‚Ich bin der Feldherr eines fernen Landes‘, antwortete der Glänzende. ‚Ich liebe dich und hörte vor einer Stunde, daß dein Stamm ausgerottet werden soll. Darum setzte ich mich auf mein Roß, welches zu fliegen vermag, wie der Gedanke des Menschen, und eilte herbei, dich zu warnen.‘
    ‚Wer ist es, der meinen Stamm ausrotten will?‘ fragte Mohammed.
    Der Himmlische nannte die Namen der Feinde.
    ‚Weißt du dies gewiß?‘
    ‚Mein Schild sagt mir alles, was auf Erden geschieht. Blicke her!‘
    Mohammed sah auf den goldenen Schild. In der Mitte desselben war ein Karfunkel, fünfmal größer als die Hand eines Mannes, und in diesem sah er alle seine Feinde, wie sie sich versammelten, um gegen ihn zu ziehen.
    ‚Welch ein Heer!‘ rief er. ‚Wir sind verloren!‘
    ‚Nein, denn ich werde dir helfen‘, antwortete der Fremde. ‚Versammle alle deine Krieger um das Tal der Stufen und warte, bis ich dir die Feinde bringe!‘
    Er gab hierauf seinem Pferd ein Zeichen, worauf es wieder emporstieg und hinter der Wolke verschwand. Mohammed Emin aber wappnete sich und die Seinen und zog nach dem Tal der Stufen, welches er rundum besetzte, sodaß die Feinde wohl hinein, aber nicht wieder heraus konnten. Am anderen Morgen kam der fremde Held geritten. Er leuchtete wie hundert Sonnen, und dieses Licht blendete die Feinde, so daß sie die Augen schlossen und ihm folgten mitten in das Tal der Stufen hinein. Dort aber kehrte er sein Schild um; der Glanz wich von ihm, und sie öffneten die Augen. Da sahen sie sich in einem Tal, aus dem es keinen Ausweg gab, und mußten sich ergeben. Mohammed Emin tötete sie nicht; aber er nahm ihnen einen Teil ihrer Herden und forderte einen Tribut von ihnen, den sie jährlich geben müssen, so lange die Erde steht.“
    So erzählte der Kurde und schwieg nun.
    „Und was geschah mit dem fremden Feldherrn?“ fragte der Bey.
    „‚Sallam aaleïkum!‘ sprach er, dann erhob er sein schwarzes Roß in die Wolken, und verschwand“, lautete die Antwort.
    „Diese Geschichte ist sehr schön zu hören; aber weißt du auch, ob sie wirklich geschehen ist?“
    „Sie ist geschehen. Fünf Männer vom Dschelu waren zu derselben Zeit in Salamijah gewesen, wo es von den Haddedihn erzählt wurde. Sie kamen hier vorüber und berichteten es mir und meinen Leuten.“
    „Du hast recht; diese Geschichte ist geschehen, aber anders, als du sie vernommen hast. Willst du das schwarze Roß des Seraskiers sehen?“
    „Herr, das ist nicht möglich!“
    „Es ist möglich, denn es steht in der Nähe.“
    „Wo?“
    „Dort der Rapphengst ist es.“
    „Du scherzest, Bey!“
    „Ich scherze nicht, sondern ich sage dir die Wahrheit.“
    „Das Pferd ist herrlich, wie ich noch keines gesehen habe, aber es ist ja das Roß dieses Mannes!“
    „Und dieser Mann ist der fremde Seraskier, von dem du erzählt hast.“
    „Unmöglich!“ – Er machte vor Erstaunen den Mund so weit auf, daß man die ausgiebigsten zahnärztlichen Beobachtungen und Operationen hätte vornehmen können.
    „Unmöglich, sagst du? Habe ich dich einmal belogen? Ich sage dir noch einmal, daß er es wirklich ist!“
    Die Augen und Lippen des Häuptlings öffneten sich immer weiter; er starrte mich wie sinnlos an und streckte ganz unwillkürlich seine Hand nach dem Honig aus, kam aber daneben und griff in den Tabaksbeutel. Ohne dies zu bemerken, langte er zu und schob eine ziemliche Portion des narkotischen Krautes zwischen seine weißglänzenden Zähne hinein. Ich hatte diesen Tabak sehr in Verdacht, alles andere, aber nur kein Tabak zu sein, und jedenfalls hatte ich da ganz richtig vermutet; denn er brachte im Moment eine so schnelle krampfhebende Wirkung hervor, daß der Häuptling augenblicklich die Kinnladen zuklappte und meinem guten alten Ali Bey den Inhalt seines Mundes in das Gesicht sprudelte.
    „Katera peghamber – um des Propheten willen! Ist er es wirklich?“ fragte er noch einmal, und zwar in der äußersten Bestürzung.
    „Ich habe es dir bereits versichert!“ antwortete der Angenetzte, indem er sich mit dem Zipfel seines Kleides das Angesicht reinigte.
    „O

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