120 - Der Fluch der stählernen Hände
Chicago das erste Opfer: eine Kellnerin namens Carolyn Cassidy.
»In der ersten Stadt ein Opfer, in der zweiten zwei, in der dritten drei…« sagte ich, »demnach werden es in Chicago vier sein.«
»Wenn wir nicht dazwischenfunken.«
»Was wir natürlich Vorhaben.«
»Du sagst es, Tony.«
***
Doch damit der Überraschungen noch nicht genug. Wir hatten so viele Hebel in Bewegung gesetzt, daß das Projekt nun schon von selbst arbeitete und Information um Information ausspuckte.
Unter anderem auch die, daß es schon mal eine solche grauenvolle Mordserie gegeben hatte. Damals, vor zwanzig Jahren, zog sich eine erschreckende Blutspur durch den amerikanischen Kontinent.
Der Täter hatte in der ersten Stadt mit einem Opfer begonnen, in der zweiten mußten zwei Frauen sterben, in der dritten drei… So brachte er es auf 25 Opfer, bevor ihm das blutige Handwerk gelegt werden konnte.
Ein Mann namens Heathcote Mc-Shayne.
Ein Hexer!
Und seine Tatwaffen waren selbstgefertigte Hände aus Stahl gewesen. Präpariert mit schwarzmagischen Hilfsmitteln, dem Bösen geweiht.
Und da solche Mord Werkzeuge außergewöhnlich sind, landeten sie in einem Kriminalmuseum in Los Angeles, wo sie vor etwa drei Jahren von einem unbekannten Täter geraubt worden waren.
Wie sich nun herausstellte, hatte diese Tat verheerende Folgen. Die Stahlhände des Hexers schienen einen gefährlichen Zauber auf den neuen Besitzer auszuüben.
Sie verleiteten ihn, da weiterzumachen, wo Heathcote McShane aufgehört hatte, und sein erstes Opfer war Cliff Beifords Frau gewesen. Inzwischen hatte er es auf sieben Opfer gebracht!
Und er war in Chicago. Vielleicht ging der Zauber der Hexerhände soweit, daß er sich sogar wie Heathcote McShane fühlte, wenn er sie trug. Oder glaubte er gar, Heathcote McShane zu sein?
Wir hatten Fotografien, auf denen die Stahlhände abgebildet waren. Und es gab auch Aufnahmen von Heathcote McShane.
Das Schicksal des mordenden Hexers war ungewiß. Als man ihm endlich auf die Schliche gekommen war und ihn verhaften wollte, verschwand er und tauchte nie wieder auf.
Zurück blieben die Hände als ein grauenvolles Vermächtnis, und unsere Aufgabe war es, herauszufinden, wer ihr neuer Besitzer war. Im Moment wußten wir nur, daß er sein Betätigungsfeld nach Chicago verlegt hatte.
»Ausgerechnet Chicago«, brummte Noel Bannister. »Konnte er sich keine kleinere Stadt aussuchen, in der es leichter gewesen wäre, ihm das Handwerk zu legen?«
Wir brachen unsere Zelte ab und nahmen die nächste Maschine nach Chicago. Die Metropole am Lake Michigan empfing uns eingehüllt in einen Mantel aus grauem Smog.
Noel Bannister hatte telegrafisch im Hilton zwei Einzelzimmer bestellt Wir bezogen sie und trafen uns wenig später in der Bar. Noel orderte einen zwölf Jahre alten Bourbon, Mein Blick tanzte über die vielen Flaschen, und als ich mein Lieblingsgetränk entdeckte, hellten sich meine Züge auf. Ich bekam meinen Pernod.
Nachdem die Drinks gekippt waren, rief Noel das Büro des Polizeichefs an. Ich organisierte inzwischen einen Leihwagen für uns.
Zwanzig Minuten später saßen wir einem Mann gegenüber, dessen kurzgeschnittene Frisur einem abgeernteten Weizenfeld glich. Er hieß Ian Wickham, und die Polizei von ganz Chicago »tanzte nach seiner Pfeife«.
Mit Hexern und schwarzer Magie wußte er nichts anzufangen, aber er hatte natürlich von unserer großartigen Leistung in New York gehört und schien seither bereit zu sein, uns alles zu glauben.
Das machte es mir leichter, ihm zu erklären, wie der Fall für uns aussah, und er gab uns alles, was seine Leute in Händen hatten. Selbstverständlich nur Kopien; die Originale mußten bei der Behörde bleiben.
Tatortfotos, Zeugenaussagen, Polizeiprotokolle, Ermittlungsberichte… Wenn wir das alles durchgearbeitet hatten, wußten wir genauso viel wie die Detektive, die auf diesen Fall angesetzt waren.
»Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Gentlemen«, sagte Ian Wickham. »Sollten Sie auf Schwierigkeiten stoßen, zögern Sie nicht, mich anzurufen.«
Er sagte, er wolle gern soviel wie möglich dazu beitragen, damit der gefährliche Killer so bald wie möglich gesiebte Luft atme. Das lag auch in unserem Interesse.
Mehr aber noch im Interesse von Cliff Beiford und Sally Jones, die nur solange auf Tauchstation bleiben sollten,, wie es unumgänglich war.
In mir machte sich jedesmal ein Unbehagen breit, wenn ich daran dachte, daß man einen Unschuldigen für die Tat des Hexer-Epigonen
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