1434 - Todeswünsche
Der Mini stand am Wegrand des flachen Geländes. Lefty Farr verließ die Straße und lief einige Schritte auf die feuchte Wiese, wo er stehen blieb und beide Arme in die Höhe riss, als wollte er die Masse der Sternschnuppen einfangen wie einst das arme Mädchen die vom Himmel fallenden Sterntaler.
Er staunte. Über ihm hatte sich eine Kulisse aufgebaut, die einfach fantastisch war. Der Himmel schien sich an zahlreichen Stellen geöffnet zu haben, und aus ihnen sprühte und blinkte es hervor. Die hellen Flecken fielen aus der Unendlichkeit dem Boden entgegen, vergleichbar mit einem gewaltigen Feuerwerk, nur dass die Schnuppen nicht aus verschiedenen Farben bestanden.
Er hatte den Sinn für die Realität verloren. Dass Sternschnuppen Meteoriten waren oder auch kosmischer Staub, die beide verglühten, wenn sie in die Erdatmosphäre eintraten, daran dachte Farr nicht. Er sah die Menge an Sternen als ein gewaltiges Wunder an, das ihm der offene Himmel geschickt hatte.
Rita Franklin trat an seine Seite. Auch sie stand da und staunte.
Überall blitzte und schimmerte es. Manchmal verloschen die Sternschnuppen auch, aber es war noch genügend Nachschub vorhanden, um diese Lücken wieder zu füllen.
»Das ist göttlich, Rita. Das ist ein Gruß aus der Ewigkeit. Das weiß ich genau. Komm, gib mir deine Hand. Ich muss dich spüren, wenn wir es uns gemeinsam ansehen.«
»Wie du willst.« Rita lächelte und schüttelte den Kopf. So romantisch hatte sie ihren Freund noch nie erlebt, aber ihr sollte es recht sein.
Beide blieben stehen, schauten zum Himmel und staunten nur. Ein Himmel, der glänzte, schimmerte und tanzte.
Beide hatten längst eine Gänsehaut bekommen. Lefty zitterte sogar, was Rita sehr deutlich spüren konnte. Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu. Sie sah sein Profil, den offenen Mund und auch den Glanz in seinen Augen. Ihr Freund war offenbar zurück in eine kindliche Phase gefallen.
Auch Rita war von diesem Vorgang fasziniert. Nur nicht so stark wie ihr Freund, der schwer atmete, immer wieder schluckte oder ein leichtes Räuspern von sich gab.
»Das ist so fantastisch. Das ist so unbeschreiblich. Da hat sich der Himmel geöffnet, als wollte er Geheimnisse preisgeben. Du kannst sagen, was du willst, Rita, für mich ist das ein Wunder. Meine Tante hat mir oft von Sternschnuppen erzählt. Wenn sie eine gesehen hat, dann hat sie sich immer etwas gewünscht.«
»Das kenne ich auch.«
»Ehrlich?«
Rita musste lachen. »Klar doch. So etwas ist allgemein bekannt. Wenn eine Sternschnuppe zu Boden fällt, kann sich der Mensch, der es sieht, etwas wünschen.«
»Super. Und geht der Wunsch danach auch in Erfüllung?«
»Ich weiß es nicht.«
Es war ein Thema angesprochen worden, das Lefty faszinierte.
»Was hältst du davon, wenn wir uns etwas wünschen? Wir beide und nur für uns. Für die Zukunft oder so.«
»Wenn du meinst.«
»Gut, dann…«
»Moment!« Rita stoppte ihren Freund. »Das mit den Wünschen stimmt schon, aber man muss sie für sich behalten. Wenn man sie ausspricht, dann gehen sie nicht in Erfüllung.«
»Ach.« Lefty klang enttäuscht. »Das habe ich nicht gewusst. Das ist mir wirklich neu.«
»Aber es ist so, Lefty. Ich weiß das genau. Und so alt bin ich noch nicht, als dass ich mich nicht erinnern könnte. Man muss seinen Wunsch für sich behalten.«
Lefty drehte seinen Blick von dem grandiosen Schauspiel weg und blickte seine Freundin von der Seite an. »Da bin ich echt sauer. Das ist verdammt schade.«
»So heißt es aber.«
»Und man darf nichts verraten?«
»Nein.«
»Kein kleines Bisschen?«
»Auch das nicht.«
Er lächelte. Dabei löste er seine Hand aus der seiner Freundin, denn er wollte beide Hände zu Fäusten ballen, um seinem Wunsch den nötigen Nachdruck zu verleihen.
»Muss man auch die Augen schließen?«, fragte er dann.
»Das weiß ich nicht.«
»Ich werde es tun!« Lefty nickte entschlossen. Leicht fiel es ihm nicht, seinen Blick von dem grandiosen Schauspiel zu lösen, aber er wollte sich durch nichts ablenken lassen und blieb so starr stehen wie ein Rekrut, der den entsprechenden Befehl bekommen hatte.
Seine Freundin nahm die Sache lockerer. Sie hatte ihre Augen nicht geschlossen. Nach wie vor galt ihr Blick dem Himmel mit seinem grandiosen Schauspiel. Das war und blieb eine Welt für sich.
Ein Himmel voller Wunder, und jedes einzelne brachte eine Botschaft mit, die nur für sie beide bestimmt zu sein schien.
Lefty Farr öffnete die Augen
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