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1204 - Der erste Impuls

Titel: 1204 - Der erste Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wirkenden Schwärze des intergalaktischen Leerraums. Wenn sie den Kopf nach links wandte, sah sie, kaum erkennbar, einen kleinen verwaschenen Nebelfleck, die Milchstraßen-Galaxie. Blickte sie nach rechts, konnte sie einen zweiten Nebelfleck entdecken: Andromeda.
    Das war alles. Sogar die Magellanschen Wolken und die Kleingalaxien Andro-Alpha und Andro-Beta ließen sich auf diese gewaltigen Entfernungen nicht mit bloßem Auge sehen. Es handelte sich immerhin um Distanzen von mehreren hunderttausend Lichtjahren. Fünfzehn Lichtsekunden waren dagegen ein Nichts.
    Aber es gab kein Licht, das vom Weltraumbahnhof reflektiert werden konnte. Nicht genug Licht für unbewaffnete Augen von Lebewesen, die auf das Tageslicht eines Planeten angewiesen waren, weil die Evolution sie unter diesen Bedingungen hervorgebracht hatte.
    „Nehmen wir Verbindung auf?" erkundigte sich Gucky.
    Per Mausbiber war ungeduldig. Es widersprach seinem Naturell, sich für längere Zeit passiv zu verhalten.
    Gesil blickte auf die Datumsanzeige ihres Mehrzweck-Armbands.
    Es war der 7. Dezember 427 NGZ.
    „Es wäre möglich, daß die erste Karawane Midway schon passiert hat", erklärte sie. „Wir sollten uns danach erkundigen."
    „Ich schalte die Verbindung", sagte Vishna. Sie kam nicht dazu.
    Plötzlich schien der Weltraum zu explodieren. Starke Schocks erschütterten das Raum-Zeit-Gefüge. Die SYZZEL wurde herumgeschleudert, als wäre sie ein Segelflugzeug, das in die Turbulenzen einer Gewitterfront geraten war.
    Doch das hielt nicht einmal eine Sekunde an, dann hatte sich ein dunkelrot schimmernder Energieschirm um das Gefährt gelegt und schützte es vor allen schädlichen äußeren Einflüssen.
    „Tausende von Raumschiffen", sagte Taurec. Er hatte beide Hände auf die Kontrollpyramide gelegt und lauschte mit halbgeschlossenen Augen auf das, was sie ihm mental zuflüsterte. „Sie müssen ihre Metagrav-Triebwerke über die Gefahrenmarke hochgejagt haben, wenn ihr Rücksturz in den Normalraum derartige Erschütterungen hervorruft."
    „Sie haben es eilig", stellte Lloyd fest.
    „Nicht so eilig", sagte Gucky. „Ihre Besatzungen haben in Panik geschaltet. Ich fange verworrene Gedanken auf. Das Element der Kälte! Das ist es! Sie sind vor dem Element der Kälte geflohen!"
    „Lookout-Station", flüsterte Gesil. Sie war blaß geworden. „Sie ist der Hundertsonnenwelt am nächsten."
    „Am nächsten?" rief Lloyd entsetzt. „Die Entfernung beträgt immerhin hundertfünfundzwanzigtausend Lichtjahre. Mein Gott! Wenn die Kälte schon so weit vorgedrungen ist, wird die Raumfahrt zwischen der Milchstraße und Andromeda zu einem Risiko."
    „Soweit ist es noch nicht", versuchte Gesil ihn zu beschwichtigen. „Vishna, kannst du eine Verbindung mit dem Führungsschiff der Hanse-Karawane herstellen?"
    „Ich versuche es", versprach die Kosmokratin.
    „Es müßte gehen", sagte Taurec. „Die Strukturerschütterungen klingen ab."
    Er nahm die Hände von der Kontrollpyramide. Gleichzeitig erlosch der dunkelrote Energieschirm. Die SYZZEL blieb dennoch völlig ruhig und bewies damit, daß die Erschütterungen der Raum-Zeit-Struktur auf ein ungefährliches Maß abgesunken waren.
    Sekunden später kam die Hyperfunk-Verbindung zustande. Unter der transparenten Kuppel entstand die Holoprojektion einer schwarzhaarigen, etwa fünfundvierzig jährigen Frau mit dunklem Flaum über der Oberlippe. Sie trug einen SERUN, hatte den Helm aber zurückgeklappt.
    „Isjara Hasim, Kommandantin der Hanse-Karawane ,Beta-Hilfe eins'", meldete sie sich mit rauchiger Altstimme. „An Bord des Führungsschiffs DALAIMOC RORVIC. Ihr befindet euch in der SYZZEL."
    Selbstverständlich sah sie alle auf der Plattform weilenden Personen auf dem Bildschirm ihres Hyperkoms. „Dann wart ihr wenigstens nicht in Gefahr. Wir mußten uns überstürzt von Lookout-Station" entfernen. Ich konnte leider nicht verhindern, daß viele Schiffsbesatzungen in Panik gerieten." Sie erschauderte. „Es ist ein erschreckender Anblick, sich plötzlich in einem Weltraum zu sehen, der nur noch aus kalt glitzernden Lichtpunkten besteht."
    „Ich verstehe", erwiderte Gesil. „Das Element der Kälte hat sich demnach bereits in der Gegend der Maahk-Station manifestiert."
    Isjaras Blick wanderte seitlich aus, wahrscheinlich zu einem Display, der die Ortungsreflexe aller Schiffe der Hanse-Karawane abbildete.
    „Wir haben zwölf Schiffe verloren", sagte sie tonlos, und ihr Blick verschleierte sich. „Zwölf Schiffe!

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