121 - Die Jagd nach dem Januskopf
nützlich bei der Bekämpfung von Dämonen waren.
Tirso plapperte aufgeregt, während Phillip, der Hermaphrodit, geistesabwesend war. Phillip sah wie ein Engel aus. Seine Haut war ungewöhnlich blaß. Sein Gesicht wurde von goldfarbenem Haar eingerahmt, und seine großen Augen schillerten golden.
Außer Kiwibin und Nelja nahmen noch vier durchschnittlich aussehende Agenten im Hubschrauber Platz. Ihr Aussehen konnte mich aber nicht täuschen. Jeder von ihnen hatte eine harte Spezialausbildung hinter sich. Sie saßen schweigend da und sagten auch nichts, als der Helikopter sich in die Luft erhob und langsam nach Süden flog.
„Vorerst fliegen wir einmal nach Srinagar", erklärte Kiwibin. „Nelja, versuchen Sie bitte immer wieder, Kontakt mit Vozu zu bekommen."
„Ich habe es versucht", antwortete Nelja, die aus ihrer Pelzjacke schlüpfte. „Doch es war vergeblich. Aber ich werde es weiter versuchen."
„Haben Sie keine Angst, daß es Schwierigkeiten mit den Indern geben könnte, Kiwibin?"
„Nein", antwortete er grinsend. „Der KGB ist auf solche Einsätze vorbereitet. Es wird keine Schwierigkeiten geben. Das darf ich dir versichern, Brüderchen."
Kiwibins Unbekümmertheit erstaunte mich. Manchmal kam er mir wie ein Junge vor, für den alles nur ein Spiel war. Ich musterte Nelja, die die Augen geschlossen hatte und sich konzentrierte. Nur zu gern hätte ich gewußt, über welche Fähigkeiten sie verfügte. Kiwibin hatte mir darüber keine Auskunft gegeben, doch ich war sicher, daß er mehr über Nelja wußte.
Tirso spielte mit den bunten ineinandergeschachtelten Püppchen, die ihm Kiwibin geschenkt hatte. Phillip schien zu schlafen, doch bei ihm war ich mir nie sicher, ob er tatsächlich schlief.
„Ich habe wieder Kontakt mit Vozu", sagte Nelja.
Interessiert blickten wir sie an.
„Er ist noch immer in dem Hausboot", fuhr sie fort. „Und er ist allein."
„Prächtig, prächtig", brummte Kiwibin. „In einer halben Stunde sind wir in Srinagar. Zwei Wagen werden uns erwarten. In etwa neunzig Minuten können wir bei Vozu sein."
„Und was wollen Sie dann unternehmen, Kiwibin? Vozu ist ein harter Brocken. Es wird schwierig sein, ihn zu töten."
„Warten wir es ab, Brüderchen", sagte Kiwibin kichernd. „Gegen einen geballten Angriff Neljas, Phillips und Tirsos wird Vozu nicht viel ausrichten können."
Ich war da skeptischer. Seine Zuversicht überraschte mich. Allerdings schien Phillip tatsächlich ein ernsthafter Gegner für den Januskopf zu sein. Denn dieser hatte vor dem Hermaphroditen die Flucht ergriffen, und ich fürchtete, daß er das bei unserem Auftauchen wieder tun würde.
Der Hubschrauber landete in einem verborgenen Tal, und wir stiegen aus.
Zwei schwarze Mercedes-Wagen warteten bereits auf uns. Zu meiner größten Überraschung war es hier nicht eiskalt. Es war kühl, aber durchaus erträglich.
Wir stiegen in den ersten Wagen, während die vier russischen Geheimagenten im zweiten Platz nahmen.
Kiwibin unterhielt sich kurz mit dem Fahrer, der eifrig nickte.
Dann fuhren wir los. Nach etwa fünfhundert Metern bogen wir in eine schmale Landstraße ein, die nach Srinagar führte.
Meine Erregung stieg von Minute zu Minute.
„Vozu ist noch immer im Hausboot", sagte Nelja nach ein paar Minuten.
„Wie sollen wir unbemerkt an Vozu herankommen, Kiwibin?" erkundigte ich mich.
„Wir werden versuchen, den Januskopf zu überraschen."
„Das hört sich ja recht gut an", sagte ich spöttisch. „Aber wie stellen Sie sich das in der Praxis vor? Vozu bemerkt sicherlich Phillips Anwesenheit."
„Nelja wird versuchen, Vozu in eine Falle zu locken", meinte Kiwibin.
„Das ist Wahnsinn", sagte ich scharf. „Sie war schon einmal in der Gewalt des Januskopfes. Sie vergessen anscheinend, daß Vozu über ungewöhnliche magische Kräfte verfügt. Es ist ihm gelungen, das ganze Dorf zu beherrschen, obwohl fast alle Bewohner über außergewöhnliche parapsychische Fähigkeiten verfügen. Was soll Nelja allein gegen Vozu ausrichten?"
„Sie soll Vozu nur ablenken. Er wird sich auf sie stürzen, und dann soll Phillip eingreifen."
„Ich bin ganz entschieden gegen diesen Plan", sagte ich. „Auf Phillip würde ich mich nicht allzu sehr verlassen. Er verhält sich oft völlig unberechenbar. Man kann ihn zu nichts zwingen. Sie müssen sich etwas Besseres einfallen lassen, Kiwibin.“
In diesem Augenblick überquerten wir eine Brücke, und die Lichter der Stadt tauchten auf. Der Fahrer fuhr nach Osten.
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