1210 - Todesgruß aus Aibon
Schultern. »Ich werde sicherlich nicht nach unten in die Tiefgarage fahren und versuchen, die Reifen zu wechseln. Ich werde mich mal mit dem Hausmeister unterhalten und mich erkundigen, ob ihm etwas aufgefallen ist.«
»Super. Das würde ich auch tun.« Sie lächelte. »Ist ja noch mal alles gut gegangen, und meine Kopfschmerzen verschwinden auch allmählich. Außerdem passt das Wetter. Da ist es gut, wenn man zu Hause bleibt und sich einen gemütlichen Tag macht.«
Ob der Tag tatsächlich gemütlich werden würde, bezweifelte ich…
***
Diesmal griff mich kein Killer-Gnom an, als ich mit dem Fahrstuhl nach unten fuhr. Allerdings nicht bis hinab in die Tiefgarage, sondern nur in den Bereich des Eingangs, wo in einer gläsernen Box ein Hausmeister darüber wachte, wer ins Haus kam und wer es verließ. Schon amerikanische Verhältnisse, doch die Mieter bekamen ein gewisses Gefühl der Sicherheit geliefert, auch wenn die Überwachung alles andere als perfekt war, was ich ja nun am eigenen Leibe erlebt hatte.
Der Hausmeister kannte mich, ich kannte ihn, und wir kamen ganz gut zurecht. Allerdings fand ich ihn nicht in seiner Box, sondern vor dem Haus, wo er eine bestimmte Stelle an der Wand schrubbte, um einige Schmierereien zu entfernen. Er fluchte bei seiner Arbeit, weil das Zeug so schwer abging, und er versprach den Schmierern, sollte er sie je zwischen die Finger bekommen, alle Höllen auf Erden.
Die Sonne war nicht mehr zu sehen. Der Himmel zeigte wieder seine graue Decke, die aus unterschiedlich dicken Wolkenschichten bestand, und es würde bald wieder regnen.
»Pause«, sagte ich.
Der Hausmeister ließ den Arm sinken und drehte sich mir zu.
Er schob seinen Hut etwas höher und lachte leicht gekünstelt.
»Ah, Sie sind es, Mr. Sinclair.«
»Hatten Sie wieder Ärger?«
»Und wie. Diese Hundesöhne können es einfach nicht lassen. Sie schleichen sich in der Nacht heran. Ich muss ja auch mal schlafen. So kann ich sie nie erwischen.«
»Das ist wohl wahr.«
Er wischte seine Hände am Stoff des grauen Kittels ab und zwinkerte mir zu. »Welche Probleme haben Sie denn, Mr. Sinclair? Wobei kann ich Ihnen helfen?«
»So direkt nicht, ich habe nur ein paar Fragen.«
»Bitte, ich höre.«
»Sie sehen doch jeden, der das Haus verlässt oder in das…«
»Hooo - nicht so voreilig. Ich kann ja nicht jeden sehen, aber die meisten schon.«
»Das ist schon ein Vorteil. Sind Ihnen vielleicht von heute Morgen bis jetzt irgendwelche fremden Personen aufgefallen, die das Haus hier betreten haben?«
»Ähm… suchen Sie denn jemanden?«
»Kann sein.«
Der Hausmeister rieb seine schmale Nase. »Sorry, Mr. Sinclair, da muss ich Sie enttäuschen. Ich habe wirklich keine Personen gesehen, die ich nicht kenne. Allerdings ist vor kurzem eine neue Mieterin eingezogen.« Er schnalzte mit der Zunge. »Wirklich ein heißer Schuss und außerdem sehr nett. Ich bin mittlerweile auch mit ihr bekannt. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Schade.«
Der Mann blieb trotzdem am Ball. »Wen suchen Sie denn, Mr. Sinclair? Wenn Sie mir eine Beschreibung geben, dann kann ich die Augen offenhalten.«
»Sehr gut. Finde ich toll. Wenn das nur so einfach wäre. Ich weiß selbst nicht, wie die Person aussieht. Nun ja, wir werden sehen. Sonst haben Sie nichts gesehen, was Sie misstrauisch gemacht hätte?«
»Nein, Sir.«
»Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.«
Er verzog die Mundwinkel. »Ja, mit dem Putzen dieser verdammten Mauer.«
»Jedem das Seine.« Ich lächelte, klopfte ihm auf die Schulter und drehte mich weg. Viel Hoffnung hatte ich nicht gehabt, dass bei diesem Gespräch ein Ergebnis herauskommen könnte, aber ich hatte eben alle Möglichkeiten ausschöpfen wollen.
Ich war bereit, ein vorläufiges Fazit zu ziehen. Positiv sah es nicht aus. Okay, Shao und ich hatten die Angriffe überlebt, allerdings musste ich davon ausgehen, dass dieses Wohnhaus möglicherweise von diesen zwergenhaften Kreaturen unterwandert war. Sie waren hier eingefallen, und sie hatten ihre Gründe gehabt.
Ich war zwar gedanklich beschäftigt, behielt jedoch die Umgebung im Auge. Ich bekam mit, wie mir jemand zuwinkte, der den plattierten Weg vom Parkplatz her auf das hohe Haus zuging. Es war eine Frau. Wegen des Windes hatte sie ein Tuch um den Kopf gebunden, doch ich erkannte Selina Green trotzdem.
Wer winkt, der will etwas von einem Menschen. Deshalb wartete ich auf sie.
Selina ging wie eine Königin. Selbstbewusst trumpfte sie
Weitere Kostenlose Bücher