1238 - Zentrum des Kyberlandes
vorlautes Verhalten wett, und irgendwie schien der Archivar ihn zu verstehen, der in der Folgezeit wieder zu ihm kam und sich auf mentaler Ebene mit ihm unterhielt.
„Öffne dich mir!" verlangte Gluschuw-Nasvedbin dann. „Du hast uns inzwischen so viele wertvolle Hinweise gegeben, daß du wenigstens mir nichts vorenthalten solltest. Du bist uns verpflichtet!"
„Narr!" entgegnete der Kundschafter. „Begreifst du es nie, daß ich mich nur den RZI oder den Rittern der Tiefe öffnen und mitteilen darf? Du als lächerlicher Archivar hast von mir nichts zu verlangen und zu erbitten. Was ich gebe, gebe ich freiwillig!"
„Ist das dein letztes Wort?"
„Ja!"
Der Archivar verschwand, aber er kam immer wieder, und jedes Mal wies der Kundschafter ihn ab. Schließlich gab er Gluschuw-Nasvedbin keine Antwort mehr. Der Archivar erzürnte darüber um so mehr und drohte jedes Mal, ihn vernichten zu lassen. Der Kundschafter nahm es gelassen hin. Er war unzerstörbar und verfügte über eine ausreichende Anzahl von Waffen, die er im Notfall einsetzen konnte. Bisher war es nie nötig gewesen.
„Wir haben uns mit dir eine schlimme Laus in den Pelz gesetzt", schimpfte der Archivar, als sich wieder mal ein Tiefenjahr dem Ende zu neigte.
„Eine Laus der Raum-Zeit-Ingenieure!" kam die Antwort.
„Du bist nicht mit ihnen zu vergleichen!" murrte Gluschuw-Nasvedbin auf seinem Rücken schwieg diesmal.
„Dummer Archivar", konterte der Gegenstand. „Ich bin Kundschafter! Ein Vertrauter der RZI!"
Der Archivar ging. Unter der Tür drehte er sich nochmals um.
„Kundschafter!" lachte er. „Von wegen! Du verrücktes Tabernakel von Holt!"
5.
Tengri Lethos-Terakdschan mußte daran denken, wie er als Stahlherr nach Starsen gekommen war. Er hatte versucht, jenes unglückselige System der Statusherrschaft abzuschaffen. Eigentlich war er zu spät gekommen. Die Macht des Fratervorstehers und des Ältesten der Geriokratie war bereits so weit gefestigt gewesen, daß es den beiden fast mühelos gelungen war, mit Unterstützung der Lords von außerhalb den Graueinfluß in die Stadt zu holen. In letzter Minute hatte eine Katastrophe abgewendet werden können. Atlan und Salik waren eingetroffen, und zu dritt hatten sie sich in das Tiefenland aufgemacht und waren seither in den Kampf gegen den unaufhaltsamen Vormarsch des Graulebens verwickelt. Sie hatten Mhuthan erlebt und Schatzen. Sie hatten Teilerfolge errungen und mußten jetzt erkennen, daß sie wieder zu spät dran waren und mit Hilfe der Jaschemen nicht weiterkamen. Lethos wußte, daß er nicht der einzige war, der sich Sorgen um das Vagenda und um die Lichtebene machte.
Er schritt die Röhre entlang, die kein Ende zu haben schien. Nach einer Viertelstunde schaltete er sein Flugaggregat ein, und die mit seinem Körper mitprojizierte semiorganische Kombination führte ihm über das darin enthaltene Netzwerk silbrig schimmernder Fäden Energie zu.
Endlich verschwand das Leuchten, er sah das Ende der Röhre. Er kam in der obersten heraus und flog sofort weiter, einem Türspalt entgegen. Er brachte seine Schultern in die Senkrechte und raste hindurch, und eine weitere Öffnung ließ ihn zumindest die Richtung vermuten, in die sich die beiden Jaschemen gewandt hatten.
Lethos prägte sich die Richtungswechsel ein und versuchte, sich von den unterirdischen Anlagen ein Bild zu machen. Er gab es bald auf und richtete seine Aufmerksamkeit nur noch auf das, was vor ihm war.
Der Hathor spürte den Graueinfluß. Er drang von oben herab und erfüllte alles. Die Decke des Korridors, den er durchflog, bildete seltsame Schlieren und deutete darauf hin, daß sich ihr Material zu verändern begann. Das Grauleben breitete sich nicht nur an der Oberfläche des Kyberlands nach allen Seiten aus, es drang auch in die Tiefe vor und eroberte die unterirdischen Anlagen.
Die Jaschemen ließen keinen Willen zur Gegenwehr erkennen.
Der Korridor endete. Er ging in ein mit mehreren wabenförmigen Strukturen durchsetzten Kessel über, aus dem das leise Raunen zweier Stimmen an seine Ohren drang.
Lethos-Terakdschan gab seinem Anzug eine Anweisung, und er wurde unsichtbar. Er schaltete auch sein Flugaggregat ab und landete federnd am Rand der Waben. Vorsichtig drang er in das Labyrinth ein, wobei ihm offene Wände und Türen erneut den Weg wiesen. Die beiden Jaschemen rechneten nicht damit, daß man sie finden würde.
Dann sah der Hathor die beiden. Sie hatten das angenommen, was sie als ihre
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