1245 - Der böse Geist von Terra
Stück Schreibfolie.
Verwundert nahm er es auf. Es standen nur wenige Zeilen darauf, aber es fuhr ihm wie ein elektrischer Schlag durch den Körper, als er die vertraute Handschrift erkannte.
„Du Holzkopf!" las er fassungslos. „Dabei dachte ich die ganze Zeit über, du wärest der forscheste Draufgänger aller Zeiten. Aber nicht ein einziges Wort hast du hervorgebracht.
Nun, dann muß ich es eben sagen. Fredo Gopher, ich wäre gerne dauernd mit dir zusammen. Überleg dir's und gib mir Bescheid.
P. S.: Mir gefällt's in Sandymush."
Einen Augenblick lang stand Fredo starr und fixierte den Zettel in seiner Hand. Dann warf er den Kopf in den Nacken und fing an zu lachen. Und als er den ersten Schock unerwarteten Glücks überstanden hatte, schrie er den Hauscomputer an: „Radakom-Verbindung mit der Asheville-Denver-Fähre! Aber dalli!"
*
Er löste sich aus der zärtlichen Umarmung. Sein besorgter Blick in Richtung des Chronometers entging ihr nicht.
„Was sind schon zehn Stunden?" fragte sie lächelnd und zögerte, ihn loszulassen. „Wir haben sie verdient. Wenn sie dich brauchten, hätten sie nach dir gerufen."
Er musterte sie nachdenklich. Sie war anders geworden in der Zeit, die sie mit Srimavo und Belice verbracht hatte. Sicherer, reifer, gelassener. Eine Nacht wie die vergangene, gestand er sich mit einiger Verlegenheit ein, hatte er noch nie erlebt. Seitdem Gesil in sein Leben getreten war, hatte er geglaubt, die Macht der physischen Liebe wiederentdeckt zu haben. Seit ein paar Stunden wußte er, daß er sich getäuscht hatte. Die wahre Entdeckung war ihm erst soeben gelungen.
Sie trat einen Schritt von ihm zurück und sah ihn spöttisch und kokett an.
„Weißt du, was in den vergangenen zehn Stunden geschehen ist, du großer Mann mit den grauen Augen?"
Er nickte. „Ich weiß es", sagte er. „Du hast mich glücklich gemacht."
„Und zum werdenden Vater."
Sie lachte hell auf, als er den Mund öffnete und sprachlos vor Staunen mit hängender Kinnlade dastand. Dann faßte sie ihn bei den Schultern, drehte ihn herum und gab ihm einen sanften Schubs in Richtung der Tür.
„Los, geh schon", sagte sie, immer noch lachend. „Womöglich brauchen sie dich doch und wollten uns lediglich nicht stören."
In der darauffolgenden Dienstschicht, so geht das Gerücht, agierte Perry Rhodan so unkonzentriert und zerfahren, daß der jüngste Rekrut, wäre er an seiner Stelle gewesen, sich einen gehörigen Rüffel dafür eingehandelt hätte. Waylon Javier war es schließlich, der ihm riet, er solle gefälligst die Zentrale verlassen, bevor er das Schiff ernsthaft in Gefahr brächte. Perry Rhodan nahm den Rat an.
*
Die Verzweiflung war dumpfer Resignation gewichen.
Er war so gut wie am Ende. Ein grausames Schicksal hatte ihm den größten aller Erfolge im entscheidenden Augenblick verwehrt und ihm statt dessen eine verheerende Niederlage beschert.
Er brauchte dem Herrn der Elemente nicht Bericht zu erstatten. Der Herr würde über seine Scouts vom Verlust des Elements der Technik erfahren haben. Er brauchte auch keinen Bittgang nach LAGER anzutreten. Denn der Herr, gewitzt durch frühere Fehlleistungen des Zeroträumers, hatte ihm genau zu verstehen gegeben, was er zu tun hätte, falls ihm auch dieses Unternehmen mißlinge. Kazzenkatt hatte ihn insgeheim verspottet. Denn diesmal, dessen war er sicher gewesen, würde es keinen Fehlschlag geben.
Er hatte sich getäuscht. Der Gegner war mit den Mächten des antichaotischen Schicksals verbündet; anders ließ sich der Ausgang der Aktion Terra nicht erklären.
Es blieb ihm nur noch ein Weg: Er mußte tun, was der Herr der Elemente ihm für diesen Fall befohlen hatte.
Ein Schauder erfüllte seine Seele. Diesen Gang hatte er nicht antreten wollen. Der Verstand weigerte sich, als er sich auszumalen versuchte, was ihn am Ziel erwartete.
Zum ersten Mal in seinem viertausendjährigen Leben empfand Kazzenkatt echte Furcht.
ENDE
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